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Laudatio für Dipl.-Ing. Günter Ditting
 
vorgetragen von Herrn Dr.-Ing. Dieter Klumpp, Erster Vorsitzender der DMG, auf der DMG-Jahrestagung in Bonn am 12. Okt. 2007 anlässlich der Verleihung der Beuth-Ehrenmedaille
 
 

 

Meine Damen und Herren,

heute haben wir die Freude, einen Menschen mit der Beuth-Ehrenmedaille auszuzeichnen, der sich um die Lokomotivenentwicklung verdient gemacht hat.

Günter Ditting wurde am 1. Juli 1932 in Bad Warmbrunn (Schlesien) geboren. Nach der Flucht begann er seine Berufsausbildung zunächst mit einer Schlosserlehre, die später in ein dreijähriges Maschinenbaupraktikum bei VOITH Maschinenbau Heidenheim umgewandelt wurde. Von 1953 bis 1956 studierte er Maschinenbau an der Ingenieurschule Esslingen und schloss dieses Studium erfolgreich als Ing. grad. ab.

Noch im gleichen Jahr begann er als Konstrukteur bei der MaK Maschinenbau GmbH, Kiel, im Bereich Diesellokomotiven. Hier war er, einschließlich der Nachfolgegesellschaften, bis zu seinem Ausscheiden (1996) tätig. 1962 wurde er zum Gruppenleiter befördert. Von Juli 1962 bis April 1963 leitete er ein eigens für die Entwicklung der schweren DB-Rangierlokomotive V 90 (Baureihe 290) eingerichtetes Konstruktionsbüro. In diese Zeit fällt die Entwicklung vieler innovativer Konstruktionselemente durch ihn. Diese Leistungen erfuhren ihre verdiente Würdigung durch die Beförderung zum stellvertretenden (1963) und danach zum Abteilungsleiter Entwicklung und Konstruktion „DB-Lokomotiven” (1966).

Ab 1968 widmete er sich der Entwicklung neuer Drehgestelle für die Baureihen 215, 216, 217 und 218 unter Verwendung und Weiterentwicklung der Konstruktionselemente der Baureihe 290 für Geschwindigkeiten bis 160 km/h. Für diese Arbeiten erhielt er mehrere Patente. In Anerkennung dieser Leistungen wurde er 1970 zum Oberingenieur und Hauptabteilungsleiter Entwicklung und Konstruktion Schienenfahrzeuge ernannt.

Ein Highlight seiner Tätigkeit im Zeitraum von 1976 bis 1978 war die Schaffung einer Konzeption und Entwicklung eines neuen Standardprogramms moderner zwei- und vierachsiger Diesellokomotiven mit hydraulischer Kraftübertragung der Klasse 500 bis 1 200 kW. Ziele dieses Konzepts waren verbesserte Ergonomie und Sicherheit, Produktionskostensenkung und geringer Wartungsaufwand. Diese Aktivitäten wurden belohnt durch einen großen Markterfolg bei Privat-, Industrie- und Hafenbahnen. Noch heute ist das Entwicklungsergebnis europaweit prägend für Diesellokomotiven mit Mittelführerhaus im Leistungsbereich bis 1 800 kW.

Der „Kühle aus dem Norden”, wie Günter Ditting ab und an in der Branche liebevoll genannt wurde, hat somit in Kiel mit Hingabe und mit hohem Sachverstand Industrie-Diesellokomotiven entwickelt und gebaut, bis Ende der siebziger Jahre nur diesel-hydraulisch. Dann aber faszinierte ihn auch die neue Technologie der Drehstrom-Antriebstechnik mit verschleißfreiem Elektromotor und einer exzellenten Anfahrcharakteristik für schwere Züge. 1980 konnte die erste dreiachsige DE 501 mit 500 kW als dieselelektrische Industrielokomotive ausgeliefert werden. Damit realisierte er als weiteres Highlight die Einführung der Drehstrom-Kraftübertragung in das vorgenannte Standardprogramm der Diesellokomotiven der Leistungsklasse 500 bis 1 200 kW.

Mit der neuen Technologie hat er einen Großauftrag aus Holland über 120 diesel-elektrische Lokomotiven mit Drehstrom-Antriebstechnik und einer Leistung von 1 200 kW nach Kiel geholt. Dies war der erste Auftrag einer Markterfolgsserie. Danach wurden 1987 bis 1990 drei Prototypen einer sechsachsigen Diesellokomotive mit 2 650 kW und Vmax= 160 km/h für den deutschen Markt gefertigt. Im Fazit war die Entscheidung zum Bau der diesel-drehstromelektrischen Lokomotive ein markanter Schritt für die damalige MaK. Dadurch entstand der Familiengedanke für Lokomotiven, den heutzutage alle Lokomotivbauer übernommen haben.

Der Bahnbranche hat Dittings Engagement entscheidende Impulse gebracht. Er war jahrelang Vorsitzender des Technischen Ausschusses des Verbandes der Lokomotivindustrie (VDL), eines Vorläufers des heutigen „Verbandes der Bahnindustrie in Deutschland (VDB)”. Außerdem war er leitender Partner im Rad/Schiene-Forschungsprogramm. Mit dem Bundesbahnzentralamt in München konnte er in seiner ruhigen Art Kompromisse finden und manche turbulenten Situationen retten.

Bei seinem außergewöhnlichen beruflichen Engagement ist Günther Ditting immer Mensch geblieben. So hat er im Aufsichtsrat der Firma Krupp stets engagiert die Interessen der Leitenden Angestellten vertreten. Daneben hat er sich in seiner knappen Freizeit um sein Hobby, die Musik gekümmert. Zunächst als Motor eines Ensembles, in dem er als Krummhorn-Bläser mitwirkte. Später hat er sich für einen „Verein zur Erhaltung schlesischer Orgeln” eingesetzt und dafür erfolgreich Spendengelder geworben.

In Würdigung und dankbarer Anerkennung seiner Verdienste verleiht die DMG Günter Ditting die Beuth-Ehrenmedaille.

 

 
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