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Laudatio für Prof. Dr.-Ing. Müller-Hellmann
 
(Die Laudatio anlässlich der am 9.10.2009 erfolgten Verleihung der Beuth-Ehrenmedaille an Herrn Prof. Müller-Hellmann wurde im Organ der DMG veröffentlicht in dem Aufsatz
 
  Güldenpenning, Axel:
Jahrestagung 2009 der DMG in Erfurt
ZEVrail Glasers Annalen 134 (2010) Nr. 1/2, S. 4/14, insbes. S. 11/12.
 
Die nachfolgende Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Georg Siemens Verlag GmbH & Co. KG, Berlin.)
 
Inhalt der Rede von Herrn Dr.-Ing. Gert Fregien, Mitglied des Gesamtvorstandes der DMG, auf der DMG-Jahrestagung in Erfurt am 9. Okt. 2009 anlässlich der Verleihung der Beuth-Ehrenmedaille
 

 
Die Laudatio für Herrn Dr. Müller-Hellmann wurde vom Mitglied des Vorstandes der DMG, Dr. Gert Fregien, vorgetragen. Er betrachte es als eine große Ehre, dies tun zu dürfen, da Herr Dr. Müller-Hellmann ihn während seiner Zeit als Oberingenieur des Instituts für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA) der RWTH Aachen eingestellt habe, zuerst als „Lötknecht” und später als Assistent auf einer halben Stelle. Dies seien die Grundsteine für seine eigene Entwicklung gewesen. Herr Professor Dr. Müller-Hellmann solle die Beuth-Ehrenmedaille erhalten und er dürfe jetzt erläutern, warum. Zuerst sei natürlich der Lebenslauf von Herrn Müller-Hellman von Interesse. Dieser sei am 15. Februar 1944 in Münkeboe, zwischen Norden, Aurich und Emden geboren worden. Aber den weiteren Verlauf wolle er nicht darstellen. 65 Jahre Lebenslauf seien für diesen Abend doch zu lang.
 
Aber ein paar wesentliche berufliche Begebenheiten wolle er dennoch erwähnen:
 
Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn sei Herr Müller-Hellmann bei BBC in Mannheim tätig gewesen. Leider erinnere sich keiner seiner früheren Chefs daran, was er damals dort gemacht habe. Der Laudator vermutet deswegen, dass in den Anfängen der „Stromrichtertechnik mit Halbleitern” alles so unübersichtlich war, dass er möglicherweise gar nicht so viel davon verstanden hat. Und weil es aller Wahrscheinlichkeit nach auch beliebig vielen anderen Leuten so ging, habe er sich nach Aachen begeben, zu Professor Skudelny, dem gemeinsamen, leider schon verstorbenen Doktorvater. Dort habe er sich und vielen anderen eine Übersicht verschafft durch seine Dissertation zum Thema „Systematik von Bahnstromrichtern (der ordnende Teil) und Leistungsfaktor bei veränderlicher Belastung (der kreative Teil)”. Dafür habe er schon die Beuth-Medaille bekommen. Professor Dr. Müller-Hellmann sei damit ein richtiger Beuth-Abonnent. Das Ordnen habe in seinem Leben schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Dafür stehe der Karteikasten mit seiner Literatursammlung, die später auch auf dem PC gespeichert worden sei. Als erster zu einer Zeit, zu der nur wenige überhaupt eine Ahnung hatten, was PCs leisten können.
 
Als er dem Ehrenpreisträger das erste Mal über den Weg gelaufen sei, wäre dieser pfeifend und singend durch das Institut gelaufen. Ein echtes Markenzeichen! Das war die Zeit, als Müller-Hellmann als faktischer Institutschef amtiert hat, denn Professor Skudelny war damals Prorektor an der RWTH Aachen. Prorektor ist bekanntlich der Job, bei dem man nicht nur repräsentiert, sondern vor allem auch arbeitet. Also musste jemand das Institut führen und das habe Müller-Hellmann gemacht. Er habe auch den Instituts-Chor geleitet, was eine echte Führungsaufgabe gewesen sei. Zu seiner Zeit habe jeder Absolvent sein eigenes Lied vorgetragen bekommen. Dies sei ein kleiner Mosaikstein, der vor allem auch die Sozialkompetenz von Adolf Müller-Hellmann treffend veranschaulicht.
 
Die nächste Station seiner beruflichen Laufbahn war dann der Verband Öffentlicher Verkehrsbetriebe (VÖV), wo er zuerst als Fachbereichsleiter für die gesamte Eisenbahntechnik tätig war. Hier erregte seine andere Arbeitsweise Aufsehen. Herr Dr. Müller-Hellmann hat sich dort für wesentliche technische Dinge eingesetzt. Das waren unter anderen:
- Standardisierung von Fahrzeugen,
- Herausgabe von VÖV-Schriften,
- Niederflurfahrzeuge aller Art,
- konsequente Verfolgung des Leichtbaus, wobei er sicher nicht für konstruktive Ausprägungen von zerberstenden Straßenbahnwagen oder reißenden Radsatzwellen ist,
- Engagement für den Tunnelbau, was sich in der Übertragung der Ehrenmitgliedschaft der Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen manifestiert,
- Integration von Regionalverkehr und Stadtverkehr. Hier sei ihm ein wahres Kunststück gelungen, nämlich Fahrzeuge und Fahrweg nach BOStrab und EBO zuzulassen und zu betreiben. Diese „Überarbeitung BOStrab” wurde international vielfach kopiert.
- Integration von Individualverkehr und öffentlichem Verkehr,
- Klimaschutz und
- europäische Normung.

Herr Dr. Müller-Hellmann habe sich im Verband hochgedient. Anfang 1991 sei er zum Geschäftsführer und 1998 zum Hauptgeschäftsführer befördert worden. Dabei war sicher auch die Integration der Kollegen und Verkehrsbetriebe aus den Neuen Bundesländern eine nicht ganz einfache Aufgabe. Er habe Richtung weisende Bücher zum Nahverkehr herausgegeben, die so genannten „Blauen Bücher”, die übrigens auch im Ausland gerne als Maßstab für ÖPNV-Investitionen herangezogen werden. Dr. Müller-Hellmann war und ist in verschiedenen, auch internationalen Gremien tätig, zum Beispiel bei UITP, Euroteam, dem VDV-Förderkreis oder auch für fremde Technologien, wie die Solartechnik. Im Bereich der Lehrtätigkeit haben sein Wissen und die Erfolge seiner Arbeit ihren tollen Niederschlag gefunden: Zuerst ein Lehrauftrag für das Thema „Elektrische Nahverkehrssysteme” und später für das Thema „Elektrische Bahnantriebe”. Im Jahre 1995 erfolgte dann die Ernennung zum Honorarprofessor der RWTH Aachen, was als eine ganz besondere Auszeichnung zu werten ist. Nebenbei – oder hauptsächlich – habe er augenscheinlich noch genügend Zeit gefunden, eine Familie zu gründen, gut wachsen zu lassen und sich um sie zu kümmern.
 
Zum Abschluss zitierte der Laudator einen Satz, der ihm im Laufe seiner Recherchen zugetragen wurde. Im Zusammenhang mit den Verhandlungen zur Energiesteuer, in denen Professor Müller-Hellmann sehr erfolgreich den halben Steuersatz herausverhandelt habe, hieß es: „Der sonst so ungeduldige Mann kann, wenn es darauf ankommt, eine Ruhe ausstrahlen, die auch den hartnäckigsten Politiker zur Raison zwingt.” Mit diesem Satz sei der zu Ehrende treffend charakterisiert. Die meisten Elemente des Lebenslaufs von Professor Müller-Hellmann und ganz sicher alle zusammen machten es daher wert, Professor Müller-Hellmann die Beuth-Ehrenmedaille zu verleihen. Die Person von Professor Müller-Hellmann sei daher ein außerordentlich gutes Beispiel für die Fortführung des Beuth'schen Gedankenguts zur „Ausbildung und Förderung des Gewerbefleißes”. Die Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft (DMG) - Forum für Innovative Bahnsysteme verleiht Herrn Professor Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann in Würdigung und dankbarer Anerkennung seiner großen Verdienste die Beuth-Ehrenmedaille.
 
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