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Laudatio für Dr.-Ing. Carsten Söffker |
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Rede von Herrn Dipl.-Ing. Hans-Peter Lang, Vorsitzender des Beuth-Ausschusses der DMG, auf der DMG-Jahrestagung in Bonn am 12. Okt. 2007 anlässlich der Verleihung des Beuth-Innovationspreises 2006 |
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Sehr geehrte Damen und Herren,
im vergangenen Monat fanden bei der DB Systemtechnik in Minden und München Feierlichkeiten anlässlich eines denkwürdigen Jubiläums statt: 100 Jahre ist es her, seit 1907 in Berlin und München Eisenbahnzentralämter als erste Hüter einer zentralen eisenbahntechnischen Fachexpertise gegründet wurden. Für meine damalige Jubiläumsansprache habe ich mich eingehend mit der Historie der Eisenbahnzentralämter beschäftigt. Dieser Rückschau verdanke ich zwei wesentliche Erkenntnisse: Zum einen sind die Gründe für die damalige Zentralisierung der Technikkompetenz heute noch genauso aktuell wie damals, denn die Beherrschung des Gesamtsystems Bahn in allen seinen technischen Facetten ist Voraussetzung für die anspruchsvollen Transport- und Logistikdienstleistungen der Bahn und damit für unsere wirtschaftliche Zukunft. Zum anderen wurde mir bewusst, wie rasant sich die Eisenbahntechnik entwickelt hat, seit in Deutschland die erste Eisenbahn 1835 – also vor 172 Jahren! – von Nürnberg nach Fürth fuhr. Damals, als man angesichts der erreichten Reisegeschwindigkeit von ca. 30 km/h noch gesundheitliche Schäden für die Fahrgäste befürchtet hat, konnte niemand sich vorstellen, dass man einmal in einem ICE mit 300 km/h von Frankfurt nach Köln fahren könnte. Vielleicht fragen Sie sich, warum ich Ihnen das erzähle. Nun, ich möchte Ihren Blick auf den Grund für die Schnelligkeit dieser Entwicklung lenken. Denn hinter dem heutigen hochkomplexen System Bahn stehen Forschergeist und Mut zum Voraus- und Querdenken, stehen erworbenes Wissen und mit Fleiß und Kreativität gewonnene Erkenntnisse. Es stehen Menschen dahinter, die sich mit ganzem Einsatz der Wissenschaft und Eisenbahntechnik gewidmet und zum richtigen Zeitpunkt die richtige Entwicklung auf den Weg gebracht haben. – Es waren Menschen wie Sie, lieber Herr Dr. Söffker, die die Eisenbahn zu dem gemacht haben, was sie heute ist! Auch in diesem Jahr war die Auswahl des Kandidaten für die Verleihung des Beuth-Preises nicht einfach, denn erfreulicherweise gibt es viele hervorragende junge Leute, die bemerkenswerte wissenschaftliche Leistungen erbringen. Für die Endauswahl blieben von insgesamt sieben eingereichten Arbeiten schließlich drei übrig, aus denen wir die Dissertation von Dr. Carsten Söffker ausgewählt haben. Der Anspruch des Beuth-Ausschusses an eine herausragende Arbeit war und ist stets der Praxisbezug. Die Arbeit muss das System Eisenbahn voranbringen und sie muss ein Thema behandeln, das heute oder auch in naher Zukunft gleichermaßen für die Betreiber von Fahrzeugen und Infrastruktur, für die Hersteller und die Aufsicht von großer Bedeutung ist. Ein solches Thema hat mein junger Kollege mit seiner Dissertation zur „Konzeption und Erprobung eines Schwungradspeichers in einem dieselelektrischen Triebzug” getroffen. Mehr denn je sind Energiesparen und Energieeffizienz beherrschende Themen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Der Wissenschaftsjournalist und Mitherausgeber der „ZeitWissen” Gero von Randow sagte einmal: „Es genügt nicht, dass Technik gut funktioniert – sie muss auch in die Welt passen.” Die Arbeit von Dr. Söffker hat genau den Nerv der Zeit getroffen, sie passt exakt in diese Welt, in der wir darauf angewiesen sind, zukunftsorientierte Verkehrsmittel zu entwickeln, die unsere Ressourcen schonen und helfen, die Umwelt im Interesse kommender Generationen zu erhalten. Als Beitrag zur Energieeinsparung behandelt die Dissertation von Dr. Söffker das Thema „Energiespeicher”. Seine Arbeit ist eine gelungene Symbiose von Theorie und Praxis, und der Verfasser jongliert gekonnt mit dem ganzen Instrumentarium wissenschaftlicher Methodenkompetenz. Die Dissertation spannt den Bogen von theoretischen Betrachtungen bis hin zur Betriebserprobung und begleitet das Thema „Energiespeicher auf Dieselfahrzeugen” von der Festlegung geeigneter Betriebsmodi, der technischen Konzeption und der Auswahl der geeigneten Speichertechnologie über die Auslegung und eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung bis hin zum Einbau und zur Betriebserprobung im Experimentalfahrzeug LIREX. Konsequent betrachtet Dr. Söffker dabei das Gesamtsystem, in diesem Fall den gesamten Antriebsstrang, und nutzt die Möglichkeiten einer modernen Entwicklung – wie die Beurteilung des Standes der Technik, die Simulation, schrittweise Komponentenerprobung und schließlich die Erprobung des Gesamtfahrzeuges – in hervorragender Weise. Diese Schritte stellt er gut strukturiert und in logischer Aufeinanderfolge dar, an keiner Stelle muss der Leser den roten Faden vermissen. Dr. Söffker hat auf die Beschreibung der häufig folgenden Schritte Schadanalyse und Sanierung verzichtet. Zwar war die Betriebserprobung nur kurz, aber ich gehe davon aus, dass die genannten Schritte infolge des sauberen Entwicklungsganges entbehrlich waren. Die Ergebnisse der vom Beuth-Ausschuss beurteilten Dissertation von Dr. Söffker zeigen, dass mithilfe des Schwungradspeichers auch in Dieselfahrzeugen die Möglichkeit zur Rückgewinnung von Bremsenergie gegeben ist. Besonders interessant ist hierbei der Ausblick: Wenn es gelingt, Schwungradspeicher höherer Speicherkapazität betriebssicher zur Verfügung zu stellen, dann ist es auch möglich, alternative Antriebskonzepte – beispielsweise auf der Basis der Brennstoffzellentechnologie – für den Schienenverkehr nutzbar zu machen. Der Grundgedanke dabei: Die lastwechselsensible Brennstoffzelle deckt den Grundenergiebedarf ab, Lastspitzen werden dem Energiespeicher entnommen. Meine Damen und Herren, Sie sehen, auch nach 172 Jahren Eisenbahntechnik gibt es immer wieder neue anspruchsvolle Themen und Herausforderungen. Lieber Herr Dr. Söffker, Sie haben frühzeitig Ihre Neigung zur Eisenbahn entdeckt und schon während Ihrer Schulzeit zwei Berufspraktika bei der damaligen Deutschen Bundesbahn absolviert. Ich kann nur vermuten, dass diese einen so positiven und bleibenden Eindruck bei Ihnen hinterlassen haben, dass Sie auch im Laufe Ihres weiteren Berufsweges dem System Bahn treu geblieben sind und sich nach Ihrem Studium konsequent der Fahrzeugentwicklung zugewendet haben. Wir, die Betreiber, Hersteller und Aufsicht, benötigen junge Kollegen, die neue Technik aus dem wirklichen Bedarf ableiten und dann konsequent vorantreiben. Es freut mich daher aufrichtig, Ihnen heute den Beuth-Preis sowie die Beuth-Medaille verleihen zu dürfen. Ich danke Ihnen im Namen des Beuth-Ausschusses für Ihre herausragende Leistung, mit der Sie einen wichtigen und zukunftsweisenden Impuls gesetzt haben, und möchte Ihnen auch meinen ganz persönlichen Wunsch nicht verhehlen, der da lautet: Machen Sie weiter so, bleiben Sie der Bahntechnik treu!
Bibliografische Angaben zur Veröffentlichung der Dissertation
Söffker, Carsten:
Kurz gefasste Inhaltsangabe der Dissertation Die Arbeit behandelt die Integration eines Schwungradspeichers in das Antriebssystem eines dieselelektrischen Triebzuges. Für die Antriebsregelung wurde ein einfaches Verfahren entwickelt, das unter anderem die Verwendung gewichtsreduzierter, permanenterregter Traktionsgeneratoren ohne aktive Gleichrichter erlaubt. Der Schwungradspeicher selbst hat als autarkes Modul keine direkten Auswirkungen auf die Verfügbarkeit des Zuges und eignet sich somit ideal für die Erprobung im täglichen Fahrgastbetrieb. Die vorgestellten und durch Messungen verifizierten Simulationsergebnisse zeigen, dass sich für den Betreiber des Zuges neben neuen Einsatzvarianten auch spürbare Einsparungen an Kraftstoff ergeben. Im Rahmen dieser Arbeit wurden verschiedene Betriebsführungskonzepte detailliert untersucht und am
Fahrzeug Lirex erprobt. Die während des Bremsvorganges generatorisch gewonnene Energie wird in der
Rotation des Schwungrades zwischengespeichert und – je nach Betriebsmodus – wie folgt
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Diese Betriebsmodi sind allgemein gültig, da sie nicht auf einen bestimmten Typ von Energiespeicher beschränkt sind. Es hat sich jedoch gezeigt, dass eine Steigerung der Energiedichte notwendig ist, um über die qualitativen Vorzüge der Technologie hinaus auch einen kommerziellen Nutzen zu erzielen.
Eine detailliertere Darstellung wurde im Organ der DMG
veröffentlicht:
Beck, Hans-Peter; Söffker, Carsten
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