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          Jahre Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft 1881 bis 1981   
         Das 19. Jahrhundert 
         Die Fortschritte in den Naturwissenschaften übten seit Beginn des
          19. Jahrhunderts einen starken Einfluss auf die Technik aus. Wissenschaftliche
          Erkenntnisse wurden in technische Einrichtungen umgesetzt, und wissenschaftliche
          Untersuchungen wurden mit dem Ziel angestellt, ihre Ergebnisse technisch zu
          verwerten. Durch die neuen Entwicklungen in der Technik und damit auch in der
          Wirtschaft vollzog sich im Laufe der Zeit ein bedeutsamer Wandel auf vielen
          Gebieten des täglichen Lebens. Im Maschinenbau waren es – um nur einige zu
          nennen – die epochemachenden Schöpfungen der Schiffsschraube (Joseph Ressel, 1826/29), der
          Freistrahl-Wasserturbine (Joseph
          Francis, 1849), der Verbrennungskraftmaschine (Nikolaus August Otto, Eugen
          Langen, 1867), des dynamoelektrischen Prinzips (Werner von Siemens, 1867), der Dampfturbine
          (Carl Gustaf Patrik de Laval,
          1883/84) und des Schwerölmotors (Rudolf
          Diesel, 1893/97), die in diesem Jahrhundert Marksteine der technischen
          Entwicklung bildeten. Nicht minder bedeutsam waren die Anwendungen der
          Errungenschaften beim Antrieb von Fahrzeugen wie beim Dampfschiff (Robert Fulton, 1807), bei der Dampflokomotive
          (Georg Stephenson, 1825), bei der
          elektrischen Lokomotive (Werner
          von Siemens, 1879) und beim Kraftfahrzeug (Carl Benz, Gottlieb
          Daimler, 1885). Von diesen Neuentwicklungen hat wohl die
          Dampflokomotive in technischer Beziehung dieses Jahrhundert am stärksten geprägt.
          Sie und die Entstehung einer leistungsfähigen Stahlerzeugung, die wiederum durch
          die Einführung der Bessemer-Birne (Sir Henry
          Bessemer, 1855) gefördert wurde, waren es, die den Aufbau eines für den
          sich entwickelnden Güteraustausch so notwendigen Transportmittels in Form der
          Eisenbahn ermöglichten. In Deutschland, wo in diesem Jahrhundert, wenn auch sehr
          spät, aus einem vielgliedrigen Staatengewirr ein Deutsches Reich mit zentraler
          Regierung in Berlin entstand, entwickelte sich aus den 6 km des Jahres 1835
          bis zur Jahrhundertwende ein Eisenbahnnetz von rund 50.000 km. 
         Der Mensch lernte alle diese Maschinen schätzen, gebrauchte sie und hielt es
          schließlich für selbstverständlich, dass sie auch funktionierten. Darüber aber,
          wie viel Wissen, Fleiß und Umsicht notwendig sind und wie viel Kleinarbeit
          geleistet werden muss, um sie zu entwickeln, zu konstruieren, zu bauen und zu
          betreiben, machte man sich keine Gedanken. Das führte auch dazu, dass der in diesen
          Jahrzehnten neu entstehende Berufszweig des Maschineningenieurs nicht die ihm
          gebührende Beachtung erfuhr. Dazu kam auch noch, dass der Ingenieur zumeist mit
          den handarbeitenden Menschen, den Handwerkern, in Verbindung gebracht wurde. Diese
          falsche Einschätzung und mangelnde Geltung des neuen Berufsstandes in Deutschland
          – im Gegensatz z. B. zu England und Frankreich – veranlasste im
          Dezember 1880 eine Anzahl von Maschineningenieuren aus Wissenschaft, Industrie und
          Verkehr, Männer in hochangesehener selbständiger, privater und amtlicher Tätigkeit,
          darunter 4 Professoren der Technischen Hochschule Berlin, 13 höhere Eisenbahnbeamte
          und 20 Industrielle, in der Mehrzahl aus dem Lokomotiv- und Waggonbau, einen
          Aufruf „An unsere Fachgenossen” zu erlassen, in dem festgestellt
          wurde, dass trotz aller persönlicher Tüchtigkeit und Leistung des einzelnen der
          Berufsstand des Maschineningenieurs bislang nicht die allgemeine Anerkennung hat
          finden können. So hieß es u. a. in dem Aufruf:   
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             „Mit der fortschreitenden Entwicklung auf allen Gebieten des staatlichen
             und wirtschaftlichen Lebens tritt mehr und mehr das Bestreben in den
             Vordergrund, die Kräfte gleichartiger Interessen- und Wirkungskreise immer enger
             und fester aneinander zu schließen, um durch ein größeres Zusammenhalten,
             -wirken und
             -handeln die Zwecke der einzelnen Kreise
             in angemessener Weise zu fördern, den Gliedern derselben eine geachtete Stellung
             nach innen und außen zu schaffen, und den jüngeren Elementen ein belehrendes und
             anregendes Vorbild zu geben. 
            Das gleiche Streben hat neuerdings auch die unterzeichneten Männer der Technik
             zusammengeführt und der schon lange empfundenen Überzeugung Ausdruck verliehen,
             dass den deutschen Maschinen-Ingenieuren bisher die Vereinigung fehlt, welche
             andere Fachkreise in so hervorragender Weise auszeichnet, und welche, von einem
             zusammenhaltenden Geiste angeregt, allein imstande ist, der ganzen Berufsklasse
             die Stellung zu erwerben und zu erhalten, welche dieselbe im Wettbewerbe des
             täglichen Ringens und Strebens auszufüllen, ganz gewiss geeignet und berufen
             ist”   
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          Den führenden Technikern jener Zeit schwebte also in erster Linie vor, die
          gesellschaftliche Stellung des Maschineningenieurs zu heben und ihm leitende
          Stellungen auch im Staatsdienst zu öffnen. 
         Man rechtfertigte sich auch gegenüber dem 1856, also schon 25 Jahre früher
          gegründeten „Verein Deutscher Ingenieure”. Die vom neuen Verein
          gesteckten Ziele durch Initiative des alten zu erreichen, war nur ein frommer
          Wunsch der Berufsgenossen, hieß es. Bei näherem Einblick in die Verhältnisse musste
          man jedoch die Überzeugung gewinnen, dass die Durchführung dieser Idee, wenn nicht
          unausführbar, so doch höchst schwierig und zeitraubend sein würde, indem die
          Zusammensetzung und die ganze Gestaltung des alten Vereins vorher eine große
          Umwälzung hätte erfahren müssen, ehe man auf dem beabsichtigten Wege weiter
          vorzugehen in der Lage gewesen wäre.   
         Der Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure 1881 bis 1920 
         Der Aufruf hatte Erfolg. Am 11. März 1881 wurde in Anwesenheit von 54
          Fachgenossen unter Vorsitz von Geh. Kommerzienrat Louis Schwartzkopff (1825 bis 1892) der
          „Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure (VDMI)” gegründet. Die
          Konstituierung erfolgte mit einer Mitgliederzahl von 137. Der Verein unterschied
          zwischen ordentlichen und außerordentlichen Mitgliedern. Die ersteren mussten
          30 Jahre alt sein und sich in einer selbständigen oder verantwortlichen
          Stellung befinden. Für außerordentliche Mitgliedschaft wurde ein Mindestalter von
          24 Jahren und akademische Ausbildung verlangt. Als Zweck des Vereins gab
          § 1 der Satzung die Förderung der gemeinsamen Interessen des gesamten
          Maschinenbaufaches in technischer und wirtschaftlicher Beziehung, und zwar durch
          Vorträge, Veröffentlichungen, Besichtigungen und durch Ausschreiben von
          Preisaufgaben an. 
         Der erste Vorstand setzte sich zusammen aus 
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             Civil-Ingenieur Veitmeyer,
             Berlin, Vorsitzender, Direktor 
             Stahl, Bredow b. Stettin, 1. Vorsitzender-Stellvertreter,
              Eisenbahn-Direktor  Gust,
             Berlin, 2. Vorsitzender-Stellvertreter,
              Kommissionsrat F. C.
             Glaser, Berlin, Schriftführer und Säckelmeister,
              und weitere 11 Mitglieder aus Berlin, Breslau, Düsseldorf und Hannover. 
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          Es waren insgesamt 7 Eisenbahn-Direktoren bzw. Maschinenmeister, 6 Industrielle,
          1 Hochschulprofessor und 1 Civil-Ingenieur. 
         Die Geschäftsstelle des neuen Vereins befand sich in Berlin SW, Lindenstraße
          80. Der Jahresbeitrag wurde auf 20 Mark festgesetzt. Als Vereinsorgan wurden
          die 1877 von F. C. Glaser
          ins Leben gerufenen „Annalen für Gewerbe
          und Bauwesen” – später allgemein unter „Glasers Annalen”
          bekannt geworden – erkoren. Der glückliche Umstand, dass von Anbeginn nahezu
          30 Jahre lang bis 1910 der Säckelmeister und Schriftführer des Vereins in
          Personalunion auch Herausgeber des Vereinsorgans war, hat sich für den Verein und
          seine Entwicklung sehr vorteilhaft ausgewirkt. 
         In der ersten Mitgliederversammlung nach der Gründung fand am 8. April auch
          schon der erste Vortrag statt. Es sprach Prof. Meyer, der erste Rektor der Technischen
          Hochschule Berlin, über „Die Bedeutung und der gegenwärtige Stand der
          Maschinentechnik”. Er wies u. a. darauf hin, dass man bisher den
          Technikern im Allgemeinen nicht die Stellung einräumte, die ihnen vermöge ihres
          Wissens und Könnens zukomme, dass aber insbesondere die Gruppe der
          Maschineningenieure gegenüber den Architekten und Bauingenieuren am weitesten
          zurückstehe. Er zitierte auch aus einer Debatte im Abgeordnetenhaus am
          18. Februar 1881, wo der Abgeordnete Berger u. a. ausführte: 
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             „Unter den Eisenbahntechnikern aber existiert eine Spezies, welche noch
             schlechter situiert ist als die Bautechniker gegenüber den Juristen, ich meine
             die Maschinen-Ingenieure, diejenige Klasse der Techniker, deren großem Ahnherrn
             Stephenson wir die Erfindung der Lokomotive zu verdanken haben.”
                
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          Nach dem geglückten Start entwickelte sich eine sehr rege Vereinstätigkeit. Bis
          zu 8 Mitgliederversammlungen, zu denen auch Gäste geladen wurden und in denen nach
          Erledigung der Regularien immer ein Vortrag, meist mit anschließender Diskussion,
          gehalten wurde, fanden jährlich statt. Auch im Bemühen um die Hebung des Ansehens
          der Maschinenbauer war dem Verein sehr schnell ein Erfolg beschieden. Wenn auch
          schon z. B. am 1. Januar 1874 das erste maschinentechnische
          Direktionsmitglied bei
          der Bergisch-Märkischen Eisenbahn ernannt worden war und in den Jahren 1874 und 75
          auch die übrigen 6 Königlichen Eisenbahndirektionen ein solches Mitglied erhielten,
          so war es doch für die damalige Zeit und ihre Geringschätzung der Technik
          bezeichnend, dass im Ministerium der öffentlichen Arbeiten die Maschinentechnik
          nicht vertreten war. Erst für das Etatjahr 1881/82 wurde eine Ratsstelle für einen
          Maschinentechniker, den Eisenbahndirektor Moritz Stambke (1830 bis 1903) geschaffen. Stambke, der bald Mitglied des Vereins wurde,
          hat als oberster maschinentechnischer Beamter und später als Mitglied des
          Vorstandes des Vereins für das Ansehen der Fachgenossen Außerordentliches
          geleistet. 
         Im Jahr 1884 gab der Minister
          Maybach die Erklärung ab, dass die höheren technischen Verwaltungsbeamten
          ganz gleichmäßig zu behandeln seien. Es hat aber noch Jahrzehnte gedauert, bis im
          Staatsdienst die Parität einigermaßen hergestellt wurde. Das spiegelte sich auch
          in den Amtsbezeichnungen wider. Die Regierungs-Maschinenbauführer und
          -Baumeister wurden 1886 den anderen Bauführern
          gleichberechtigt und ihnen der Titel „Regierungsbauführer” und
          „Regierungsbaumeister” beigelegt. Der
          höhere technische Eisenbahnbeamte hatte den Titel „Bauinspektor”,
          während der Jurist ein Regierungsrat war. Erst im Jahr 1910 ist es gelungen, den
          Titel „Bauinspektor” zu beseitigen. 
         1884 veranstaltete der Verein sein erstes Ausschreiben, und ab 1887 erhielten
          konstruktive Preisaufgaben zu Ehren von Christian Peter Wilhelm Beuth (1781 bis 1883), des Gründers des
          Königlichen Gewerbe-Institutes, den Namen Beuth-Aufgaben, und der für diese
          Aufgaben ausgesetzte Preis hieß fortan Beuth-Preis. 
         Für ein Vereinsandenken, wie es genannt wurde und das für besondere Verdienste,
          später vor allem im Rahmen des Beuth-Preises verliehen wurde, beschloss man im Mai
          1899, eine Medaille prägen zu lassen, die das Bild von Beuth trägt. Als Vorbild für die Prägung
          diente die in der National-Galerie befindliche Büste Beuths von Christian Daniel Rauch (1777 bis 1857). Die neue
          Beuth-Medaille wurde erstmals 1899 für preisgekrönte Arbeiten des
          Beuth-Ausschreibens 1898 verteilt. 
         Zu den Aufgaben, die sich der Verein stellte, gehörte auch die Regelung der
          Ausbildung in Theorie und Praxis. Hierbei galt es vor allem, auch der stürmischen
          Entwicklung der Maschinentechnik in diesen Jahren Rechnung zu tragen. Man machte
          sich Gedanken und Vorschläge über Dauer und Art des Praktikums, die Dauer der
          Studienzeit, die weitere Ausbildung im Staatsdienst als Konstrukteur,
          Abnahme-Kommissar, Betriebs- und Werkstätten-Beamter, in der Privatindustrie als
          Konstrukteur und Betriebsleiter für bestimmte Branchen. 
         Es gab wohl schon seit dem 18. Jahrhundert Polytechnische Schulen. Aus ihnen
          gingen in vielen Fällen die Technischen Hochschulen hervor. Am Gründungsort des
          Vereins, in Berlin, wurde 1879 die „Königliche technische Hochschule zu
          Berlin” gegründet. Akademische Grade für Ingenieure gab es aber nicht. Eine
          besondere Aufwertung erfuhren die Technischen Hochschulen Preußens, als ihnen am
          15. Juni 1898 Sitz und Stimme im Herrenhaus verliehen wurde. Mit Erlass vom
          11. Oktober 1899 erhielten sie dann in Anerkennung ihrer wissenschaftlichen
          Bedeutung vom König von Preußen das Recht eingeräumt, den Grad eines
          Diplom-Ingenieurs (Dipl.-Ing.) zu erteilen, Diplom-Ingenieure auf Grund einer
          weiteren Prüfung zu Doktor-Ingenieuren (Dr.-Ing.) zu promovieren und die Würde
          eines Doktor-Ingenieurs Ehren halber (Dr.-Ing. E. h.) als seltene Auszeichnung
          an Männer zu verleihen, die sich um die Förderung der technischen Wissenschaften
          hervorragende Dienste erworben haben. Auch an dieser Entwicklung hatte der Verein
          seinen Anteil, sah er doch von Anfang an eine seiner wichtigsten Aufgaben in der
          Gleichstellung der Technischen Hochschulen mit den Universitäten. 
         Ein bemerkenswertes Datum für den noch jungen Verein war der 5. Dezember
          1898, an dem der Kaiser ihm die Rechtsfähigkeit verlieh. Der Allerhöchste Erlass
          lautete:   
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             Auf den Bericht vom 24. November d. J. will Ich dem „Verein
             Deutscher Maschinen-Ingenieure” in Berlin auf Grund der hierneben
             zurückfolgenden Satzung vom 22. September 1898 die Rechte einer
             juristischen Person verleihen. Potsdam, den 5. Dezember 1898.  
              gez. Wilhelm ggez. Thielen, Schönstedt, Frhr. von der Recke,
             Brefeld.   
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          In der daraufhin am 28. Februar stattfindenden Versammlung wurde als
          Nachfolger von Veitmeyer (1820 bis
          1899), der somit 18 Jahre die Geschicke des Vereins geleitet hat, Geheimer
          Oberbaurat Wichert (1843 bis 1921)
          zum 1. Vorsitzenden gewählt. Veitmeyer, der wenige Tage vorher, am
          3. Februar 1899 starb, hinterließ dem Verein 30.000 Mark mit der Bestimmung,
          dass die Zinsen des Kapitals dazu verwendet werden sollten, Preisaufgaben zu
          stellen und erfolgreiche Bearbeiter mit Geldpreisen auszuzeichnen. 
         Dem zielbewussten Streben der Ingenieure, die den Verein gegründet und mit Leben
          erfüllt haben, verdankte er seine ausgezeichnete Entwicklung. In das 25. Jahr
          seines Bestehens, dessen am 10. und 11. März 1906 im großen Konferenzsaal des
          Anhalter Bahnhofs und in den Räumen der Gesellschaft der Freunde zu Berlin mit
          Festveranstaltung, Kommers und Festball gedacht wurde, trat er mit 541 Mitgliedern
          ein. In dem aus diesem Anlass vom damaligen 1. Vorsitzenden, dem inzwischen
          zum Oberbaudirektor avancierten Wichert abgegebenen Rechenschaftsbericht kam
          das erfolgreiche Wirken des Vereins und der Stolz auf die hohe Anerkennung zum
          Ausdruck, die er bei den Behörden und der Industrie sowie in wissenschaftlichen
          Kreisen gefunden hat, was nicht zuletzt aus der großzügigen Unterstützung, die der
          Verein erfuhr, zu erkennen war. Das Vermögen betrug zu diesem Zeitpunkt 70.000 Mark.
          Den Höhepunkt der 25-Jahr-Feier bildete die Verleihung der Würde eines Dr.-Ing.
          E. h. an den 1. Vorsitzenden Wichert durch die Technische Hochschule
          Berlin in Anerkennung seiner Verdienste um die Ausbildung des deutschen
          Eisenbahn-Maschinenbaues. 
         Galten die ersten 25 Jahre der Hebung der gesellschaftlichen Stellung des
          Maschinentechnikers, so waren die folgenden 25 Jahre mehr dem wissenschaftlichen
          Ausbau gewidmet. Die vielen Vorträge, die gehalten und zum größten Teil in Glasers
          Annalen veröffentlicht wurden, befassten sich nicht nur mit allen Gebieten der
          Maschinentechnik, sondern erstreckten sich auch auf deren Nachbargebiete. Im
          Bemühen, die technische Entwicklung in der Welt laufend zu verfolgen, wurden aus
          den Mitgliedern besonders geeignete Sachverständige ausgewählt, die auf Kosten des
          Vereins zu Welt- und Sonderausstellungen entsandt wurden, um anschließend in den
          Mitgliederversammlungen über ihre Eindrücke und neuen Erkenntnisse zu berichten.
          Man bezog Fachzeitschriften, die den Mitgliedern zur Verfügung gestellt wurden,
          und förderte die Herausgabe von Fachbüchern. So erhielt schon 1904 Geheimer
          Regierungsrat Professor August Friedrich Wilhelm von Borries (1852 bis 1906), seit 1902
          Professor für Verkehrsmaschinenwesen an der Technischen Hochschule Berlin, 6.000
          Mark als Beihilfe für die Abfassung eines Lehrbuches über den Lokomotivbau. Seine
          Mitarbeiter waren Professor Dr. Sommerfeld und Dipl.-Ing. Berner. 
         Für dieses umfassende Wirken des Vereins, zu dem noch laufend Ausschreiben
          aktueller Aufgaben mit hierfür ausgesetzten Preisen kamen, wurde natürlich Geld
          benötigt. Die laufenden Beiträge genügten nicht. Hier half, abgesehen von
          Unterstützungen einzelner Mitglieder, in großzügiger Weise die Industrie. So wurden
          anlässlich des 25-jährigen Jubiläums im Jahre 1906 von der Deutschen
          Radsatz-Gemeinschaft 10.000 Mark zur Förderung der Bestrebungen des Vereins
          gestiftet. Die Norddeutsche Wagenbau-Vereinigung hat zur Förderung der
          Vereinszwecke, insbesondere für die Erteilung von Preisen, jahrzehntelang jährlich
          3.000, später 5.000 Mark zur Verfügung gestellt. Das gleiche taten die
          Lokomotivfabriken. Auch die Elektroindustrie half mit, nur um einige Beispiele zu
          nennen. 
         Am 10. Mai 1913 beging der 1. Vorsitzende des Vereins seinen
          70. Geburtstag. Das nahm die Norddeutsche Wagenbau-Vereinigung zum Anlass, an
          den Verein in Anerkennung der Verdienste des Jubilars um die Hebung des
          Eisenbahnwagenbaus 20.000 Mark als Grundstock zu einer Wichert-Stiftung zu
          überweisen. Als Zweck der Stiftung wurde festgelegt, dass aus den Zinsen des
          Kapitals einmalige oder laufende Beihilfen an Studierende des Maschinenbaus oder
          der Elektrotechnik gewährt werden. 
         Als der Wirkliche Geheime Oberbaurat Dr.-Ing. E. h. Carl Müller (1847 bis 1929) im Jahre 1917 aus dem
          Staatsdienst ausschied, legte der Norddeutsche Lokomotiv-Verband in Anerkennung der
          von Müller dem Vaterland auf dem Gebiet des Lokomotivbaus und damit auch der
          einschlägigen Industrie geleisteten Dienste mit 30.000 Mark den Grundstock für eine
          Müller-Stiftung. Mit ihren Zinserträgen sollten, wie bei der Wichert-Stiftung,
          Beihilfen an Studierende gewährt werden, es sollten aber auch Ingenieure bedacht
          werden, die sich besonders auf dem Gebiet des Lokomotiv-Baus und der
          Lokomotiv-Konstruktion verdient gemacht und hervorgetan haben. 
         Der 1. Weltkrieg blieb nicht ohne Auswirkungen auf das Vereinsleben. Ein
          großer Teil der Mitglieder wurde eingezogen, der Besuch der Versammlungen ließ
          nach, die Veröffentlichungen der Vorträge wurden vielfach vom Oberkommando nicht
          freigegeben, die Ausschreiben fanden keine Bearbeiter. 1919 mussten wegen der
          politischen Unruhen die Versammlungen für einige Zeit ausgesetzt
          werden.   
         Die Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft 1920 bis 1945 
         Nach dem Krieg bahnte sich für den Verein eine tiefgreifende Änderung an. Es
          wurde eine neue Wahlordnung herausgebracht und eine neue Satzung erarbeitet. Mit
          der Genehmigung der neuen Satzung durch den Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg
          und von Berlin mit Datum vom 5. Juni 1920 änderte der Verein Deutscher
          Maschinen-Ingenieure seinen Namen in 
         Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft. 
         Der Vorstand setzt sich nunmehr aus dem 
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             1. Vorsitzenden 2. Vorsitzenden 3. Vorsitzenden
              1. Schriftführer 2. Schriftführer Säckelmeister
              Stellvertreter des Säckelmeisters 
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          und 8 weiteren Mitgliedern zusammen. Ferner sah die neue Vereinsordnung die Wahl
          eines Rechnungsausschusses, eines Technischen Ausschusses und eines
          Geselligkeitsausschusses vor. An der Einsetzung dieses Ausschusses ist die große
          Bedeutung zu entnehmen, die die Gesellschaft, wie schon bisher, in der Zukunft dem
          gesellschaftlichen Leben und der Pflege eines kollegialen
          Zusammengehörigkeitsgefühls beimaß, im Geiste eines Aristoteles, der das Vergnügen
          als Labsal nach Mühe und Arbeit, als Heilmittel gegen den Zerfall der Kräfte
          betrachtete. 
         Zum 1. Vorsitzenden nach der neuen Satzung wurde am 7. Dezember 1920
          Baurat Dipl.-Ing. Gustav de Grahl gewählt. 
         Von den Erschütterungen der ersten 20er Jahre mit Wirtschaftskrise und
          Geldentwertung blieb auch die DMG nicht verschont. Die Verfolgung der
          Gesellschaftsziele bereitete den Verantwortlichen in diesen Jahren große Sorgen.
          Der Verlag der Annalen, die sehr unregelmäßig erschienen, musste das Organ zwei
          Jahre ohne Zuschüsse weiterführen. Während das Vereinsvermögen vor dem Krieg noch
          einen Stand von 170.000 Mark hatte, war es 1926 auf 4.250 Reichsmark
          zusammengeschrumpft. Wenn diese schweren Zeiten doch gut überstanden wurden und die
          DMG 1931 in repräsentativer Form unter dem Vorsitz des Direktors und Mitglieds des
          Vorstandes der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft, Dipl.-Ing. Gustav Hammer (1875 bis 1961) ihr 50-jähriges
          Jubiläum begehen konnte, so war das nur durch das geschickte und umsichtige Agieren
          des Vorstandes, wiederum durch die Unterstützung der Industrie und durch den
          selbstlosen Einsatz der nunmehr über 900 Mitglieder möglich. Es war aber nicht nur
          die Mitgliederanzahl zum Zeitpunkt des Jubiläums, auf die die DMG stolz sein
          konnte, sondern vor allem die Namen, die in den Mitgliederlisten der vergangenen 5
          Jahrzehnte zu lesen waren, wie z. B. Julius Pintsch, Louis Schwartzkopff, Ferdinand Schichau, Oskar Henschel, Hermann Blohm, Friedrich Alfred Krupp, Sigmund Schuckert, Ernst Borsig, Rudolf Diesel, Karl Friedrich von Siemens, Namen, die der Entwicklung
          des deutschen Maschinenbaus ihren Stempel aufprägten. 
          Die kommenden Jahre der Vereinsgeschichte wurden vor allem durch die
          politischen Ereignisse im Deutschen Reich beeinflusst. Die nationalsozialistische
          Gesetzgebung hat in der Verfolgung rassenideologischer Programme (Nürnberger
          Gesetze 1935) und der Erfassung aller gesellschaftlichen Bereiche in starkem Maße
          auch das Vereinsleben geformt. In der seit Gründung der Gesellschaft peinlich
          geführten „Stammrolle”, wie die Mitgliederliste mit den persönlichen
          Angaben im Vereinsjargon genannt wurde, erscheint bei Eintritten ab 1935 regelmäßig
          die Eintragung „arisch”. Die Zahl der Austritte hat in diesen Jahren
          stark zugenommen, sei es, dass sie notwendig wurden oder eine Konzession an den
          Zeitgeist waren, sei es, dass sie Protestaktionen darstellten. 
         Bei Partei und Staat bestanden die Bestrebungen, alle technisch-wissenschaftlichen
          Vereine einer „Reichsgemeinschaft der technisch-wissenschaftlichen
          Arbeit” (RTA), bzw. „Nationalsozialistischer Bund Deutscher
          Technik” (NSBDT) anzugliedern. Die DMG konnte sich nicht entschließen, diesen
          Absichten zu folgen, da keine der in der Dachorganisation vorgesehenen Fachgruppen
          dem von ihr vertretenen Fachgebiet „Verkehrstechnik” entsprach. Sie
          hätte durch Anlehnung an einen anderen Verein ihr Eigenleben einbüßen müssen. Diese
          ganze Entwicklung störte die Harmonie in der Gesellschaft. So kam es sogar zu einem
          ausgesprochenen Eklat, als der Ende 1936 praktisch einstimmig zum
          1. Vorsitzenden gewählte Ministerialdirektor Dr.-Ing. E. h. Werner
          Bergmann (1877 bis 1956), Leiter der
          Maschinentechnischen und Einkaufsabteilung in den Eisenbahnabteilungen des
          Reichsverkehrsministeriums, erklärte, die Wahl nicht annehmen zu können, solange
          nicht der Anschluss an die vom Staat eingesetzte Dachorganisation vollzogen ist.
          Dies geschah nicht. Nach einem kurzen Interregnum wurde Ernst Harprecht (1877 bis 1963), Vizepräsident der
          Reichsbahndirektion Berlin, in einer erneut angesetzten Wahl 1938 zum
          1. Vorsitzenden der DMG gewählt. 
         Die DMG hat sich durch ihre Widerspenstigkeit in eine schwierige Lage versetzt,
          hat die kommenden Jahre aber gut überstanden und ihre Eigenständigkeit bewahrt.
          Ihre Zeitschrift „Glasers Annalen” wurde jedoch im April 1943 mit der
          damals ältesten deutschen, im 98. Jahrgang stehenden Eisenbahn-Zeitschrift,
          dem „Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens”, Fachblatt des
          Vereins Mitteleuropäischer Eisenbahnverwaltungen, zusammengelegt. Die Gründe waren
          allerdings nicht politischer Art, die Maßnahme ergab sich vielmehr aus der
          schwierigen Rohstofflage. 
         1944 wurde noch eine Vorstandswahl abgehalten, aus der Dipl.-Ing. Karl
          Fischer (1877 bis 1958) als neuer
          1. Vorsitzender hervorging. 
         Finanziell hatte die DMG damals keine Sorgen. Sie verfügte außerdem noch über
          die Stiftungsvermögen, die inzwischen, festverzinslich angelegt, auf insgesamt
          mehr als 90.000 Reichsmark angewachsen waren. 
         Gegen Ende des Krieges, als die Reichshauptstadt durch die Luftangriffe immer
          stärker in Mitleidenschaft gezogen wurde und schließlich auf sie die
          Kriegshandlungen unmittelbar übergriffen, verminderte sich naturgemäß auch die
          Aktivität der DMG, bis sie im Chaos der letzten Tage ganz erlosch. Immerhin
          verzeichnete die Stammrolle noch am 6. Dezember 1944 den Eintritt eines
          neuen Mitgliedes, des Senatspräsidenten beim Reichspatentamt Dipl.-Ing. Otto
          Schultze aus
          Berlin-Spandau.   
         Die Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft 1945 bis 1981 
         Wenn der Erste Weltkrieg bei der DMG nur einige Schrammen hinterließ, so waren
          die Auswirkungen des Zweiten vernichtend. Die Deutsche Maschinentechnische
          Gesellschaft hörte nach dem 2. Mai 1945 (Kapitulation von Berlin) auf zu
          existieren, sowohl de jure als auch de facto. De jure, da durch ein
          Kontrollratsgesetz der Besatzungsmächte sämtliche, auch unpolitische, Vereine
          aufgelöst wurden, und de facto infolge der waltenden Lebensumstände dieser
          trostlosen Zeit. Die Mitglieder waren in den vorangegangenen Monaten und Wochen
          zum Teil evakuiert worden oder hatten sich abgesetzt, so mancher ist in den
          Kriegswirren umgekommen. Für die wenigen, die einigermaßen die Kampftage
          überstanden haben, gab es keine Möglichkeit, miteinander Kontakt aufzunehmen, denn
          das große Berlin verfügte über keine Verkehrsmittel, und telefonieren konnte man
          auch nicht. Schließlich hatte der einzelne in den Zeiten, in denen ein Erwachsener
          u. a. mit 800 g Fleischwaren, 400 g Fett, 600 g Nährmittel,
          125 g Käse für 4 Wochen auskommen und um sein weiteres Fortkommen und die
          berufliche Zukunft bangen musste, andere Sorgen als an seine DMG zu denken. Es
          machte sich nun, und vor allem auch in den späteren Jahren, das nachteilig
          bemerkbar, was früher von ganz besonderem Nutzen für die Gesellschaft war: die
          starke Konzentration von Industrie und Reichsbehörden in Berlin. War doch Berlin
          die größte Industriestadt Europas, alle für die DMG wichtigen Industrieverbände
          hatten ihren Sitz in Berlin, von den einschlägigen Ministerien und anderen
          zentralen Reichsstellen, wie z. B. Reichspatentamt, ganz zu schweigen. Sie
          alle waren, wenn nicht zerschlagen, nach dem Westen gegangen und mit ihnen viele
          Mitglieder. Dort aber hatte die DMG keine Stützpunkte. 
         Allmählich fand unter Karl Fischer
          eine kleine Gruppe zusammen. Zu ihr gehörten vor allem Dipl.-Ing. Karl Schmelzer, Oberreichsbahnrat a. D.
          (1874 bis 1957), von 1938 bis 1950 Schriftleiter der Glasers Annalen und seit 1941
          Ehrenmitglied, Professor Dr.-Ing. E. h. Hans Nordmann, Abteilungspräsident a. D.
          (1879 bis 1957), einer der letzten großen Dampflokomotiv-Fachleute, und Dipl.-Ing.
          Karl Roland (1880 bis 1965) von der
          AEG. Sie bemühten sich um die Wiederzulassung der Gesellschaft als nichtpolitische
          Organisation und hatten schließlich auch Erfolg: Am 24. Oktober 1949 wurde die
          Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft wieder zugelassen. Dies wurde zum Anlass
          genommen, am 23. November 1949 im Hörsaal 202 der Technischen Universität
          Berlin in einer Sitzung den Neubeginn zu feiern. 
         Inzwischen hatten sich in Westdeutschland höhere Beamte der Eisenbahnen, zum Teil
          ehemalige DMG-Mitglieder, zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen, aus
          der später die Vereinigung der Regierungsbaumeister des Maschinenwesens
          „Motor” (VRM) entstand. Sie waren es, die in den schweren Jahren dem
          Häuflein in Berlin in kameradschaftlicher Verbundenheit moralische Rückenstärkung
          gaben, zu diesem Zweck schon 1950 einen Ausschuss für die Zusammenarbeit mit der
          DMG unter Leitung des Oberreichsbahnrates Friedrich Schmidt, Dortmund, gründeten, die Berliner
          zu ihren Veranstaltungen einluden und durch ihre Anteilnahme an der Entwicklung in
          Berlin halfen, dass die DMG wieder zu sich zurückfand. 
         Die folgenden Jahre waren gekennzeichnet durch Bemühungen um Aktivierung, wobei
          man sich noch auf Berlin beschränkte. Dort trafen sich nicht viel mehr als ein
          halbes Dutzend Männer in zeitlich unregelmäßigen Abständen im provisorischen Heim
          des befreundeten, inzwischen auch wieder erstandenen Akademischen Vereins Hütte
          e. V. Man versuchte recht und schlecht mit Unterstützung der Georg Siemens
          Verlagsbuchhandlung in der Nollendorfstraße die Geschäfte zu führen. Dem Verlag mit
          seinem rührigen Prokuristen Ernst Krull (1907 bis 1970) war es schon vor der
          Währungsreform gelungen, „Glasers Annalen”, das Organ der DMG, seit
          Januar 1947 wieder erscheinen zu lassen. Es fanden Besichtigungen Berliner
          Industriebetriebe, Versammlungen und gesellige Zusammenkünfte statt. Man war vor
          allem auch bestrebt, das Beuth-Ausschreiben wieder ins Leben zu rufen. Unter der
          Leitung von Prof. Nordmann wurden
          sieben Aufgaben erarbeitet und zur Diskussion gestellt. In der nüchternen
          Erkenntnis, dass allein und von Berlin aus wenig zu erreichen war, arbeitete man
          eng mit der VRM in Westdeutschland zusammen. Nachdem es den gemeinsamen Bemühungen
          schließlich gelungen war, alle notwendigen Voraussetzungen zu erfüllen, wurde von
          DMG und VRM im August 1954 wieder das erste Ausschreiben nach dem Krieg, die
          Beuth-Aufgabe 1955 „Entwurf einer mit Gas betriebenen Turbinenlokomotive mit
          energiewirtschaftlicher Vergleichsuntersuchung zu Diesellokomotiven”
          veröffentlicht. 
         Mitte der 50er Jahre wurde eine Aktion für Mitgliederwerbung gestartet, die sich
          besonders auf das Bundesgebiet erstreckte. Der Erfolg war nicht überwältigend. Es
          fanden aber damals Fachgenossen zur DMG, die heute noch einen aktiven Kern
          bilden. 
         Man erarbeitete auch eine neue Satzung und wählte am 22. Juni 1956 wieder
          einen ordnungsgemäßen Vorstand, der sich zusammensetzte aus 
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             Karl Fischer
              Gerhard Krienitz
              Ernst Krull
              Alfons Welz
              Karl Roland
              Wolfgang Harprecht 
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           1. Vorsitzender, Stellvertreter, 1. Schriftführer,
             Stellvertreter, 1. Säckelmeister und Stellvertreter.  | 
           
          
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            Am 4. Oktober wurde in bescheidenem Rahmen das 75-jährige
          Jubiläum der DMG
          gefeiert. Die Festveranstaltung fand im inzwischen neu errichteten Haus des
          Akademischen Vereins Hütte e. V. in der Carmerstraße statt. In ihr wurde der
          1. Vorsitzende Karl Fischer,
          dem am 19. April 1951 von der Technischen Universität Berlin die Würde eines
          Ehrensenators verliehen worden war, in Anerkennung seiner Verdienste um die DMG in
          den schweren zurückliegenden Jahren zum Ehrenmitglied der DMG ernannt. Nur zwei
          Jahre konnte sich Fischer dieser
          Ehrung erfreuen. Am Fronleichsnamstag 1958 fiel er im Alter von 81 Jahren einem
          Verkehrsunfall zum Opfer. In der folgenden Mitgliederversammlung wurde Dipl.-Ing.
          Gerhard Krienitz zum
          1. Vorsitzenden gewählt, 2. Vorsitzender wurde Dipl.-Ing. Walther
          Sausse. 
         Nach einem Mitgliederverzeichnis vom Oktober 1959 hatte die DMG zu diesem
          Zeitpunkt 72 Mitglieder, davon 32 in Berlin und 40 in der Bundesrepublik. Von
          diesen 72 Mitgliedern waren 38 Altmitglieder, womit diejenigen gemeint sein
          sollen, die schon vor 1945 der DMG angehörten. 
         In das Jahr 1959 fielen noch Ereignisse, mit denen die DMG begann, wieder in
          stärkerem Maße an die Öffentlichkeit zu treten. Im Juli wurde von ihr die
          Denkschrift „Elektrifiziert die Deutsche Bundesbahn – Eine
          volkswirtschaftliche Aufgabe von großer Dringlichkeit” herausgegeben. Sie
          wurde im Auftrag der DMG vom Ifo-Institut München zusammengestellt. Die Denkschrift
          mit einer Auflage von einigen Tausend Exemplaren wurde breit gestreut und hatte
          großen Erfolg. 
         Im Herbst des gleichen Jahres wurde in Berlin eine Tagung
          „Dieselzugförderung” veranstaltet. Auf der international ausgerichteten
          Veranstaltung hielten Fachleute aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und
          Frankreich vor zahlreichen Teilnehmern, auch aus der DDR, Vorträge über Stand und
          Entwicklung des Dieselschienenverkehrs. 
         1959 konnte ferner im Rahmen des Beuth-Ausschreibens erstmals nach dem Krieg
          wieder eine goldene Beuth-Medaille verliehen werden. 
         In den folgenden Jahren fanden in Berlin mehrere örtliche Veranstaltungen statt,
          die in den meisten Fällen gemeinsam mit der Bezirksgruppe Berlin der Deutschen
          Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft (DVWG) durchgeführt wurden. 
         Parallel zur fachlichen Betätigung liefen umfangreiche und zeitraubende
          Bemühungen um die Aufwertung des Vereinsvermögens. Die Arbeiten waren vor allem
          dadurch erschwert, dass die wichtigsten Unterlagen aus der Zeit vor Kriegsende
          vernichtet waren und nach 1945 die Vereinsangelegenheiten im Allgemeinen in
          formloser Art erledigt wurden. Ende 1958 wurde auf Grund des Allgemeinen
          Kriegsfolgengesetzes mit den Vorbereitungen für den Antrag begonnen, der dann
          schließlich am 8. September 1960 von der Hausbank der DMG, der Berliner
          Handelsgesellschaft, bei der Bundesschuldenverwaltung in Berlin gestellt wurde. Die
          letzten angeforderten Unterlagen wurden im Januar 1966 und Dezember 1967 vorgelegt.
          Im März 1968 erging an die DMG die positive Entscheidung mit 10 % Aufwertung
          und 4 % Zinsen für die Zeit vom 1. April 1955 bis 31. März 1967. Aus
          insgesamt 99.900 RM (DMG- und Stiftungsvermögen) wurden 10.100 DM +
          4.981,53 DM Zinsen, also insgesamt rund 15.000 DM. 
         Die Aufwertung wirkte, wenn auch die finanziellen Auswirkungen für die Kasse der
          DMG unbedeutend waren, da es sich im Wesentlichen um gebundenes Stiftungsvermögen
          handelte, doch irgendwie wie eine belebende und regenerierende Spritze. Wenn auch
          die Satzungen im Laufe der Jahrzehnte verschiedene Änderungen erfahren haben, so
          verlief das Leben der DMG, auch nach der Wiederbelebung Ende der 40er Jahre, doch
          in den alten, traditionsgebundenen Bahnen. Man kam nun mehr und mehr zu der
          Überzeugung, dass die DMG in ihrem Aufbau und ihrem Inhalt den geänderten
          Zeitumständen angepasst werden sollte. Diese neue Zielsetzung fand ihren
          Niederschlag zunächst in einer von Grund auf neu konzipierten Satzung, die in
          Koblenz am 17. Oktober 1969 beschlossen wurde. Die wesentlichsten Unterschiede
          gegenüber den alten Satzungen sind folgende:   
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           | • | 
           
            Es wird nicht mehr zwischen ordentlichen und außerordentlichen Mitgliedern
            unterschieden, sondern zwischen persönlichen und korporativen Mitgliedern; | 
           
           | • | 
           
            eine akademische Ingenieurausbildung ist nicht mehr Voraussetzung für die
            Erwerbung der Mitgliedschaft, vielmehr ist Vorbedingung, dass der Antragsteller
            auf dem Gebiet der Maschinentechnik tätig oder in der Lage ist, die Ziele der
            DMG – die wissenschaftliche Weiterentwicklung der Maschinentechnik,
            insbesondere im Eisenbahnwesen, zu fördern und alle hierzu notwendigen
            Voraussetzungen zu schaffen – zu unterstützen; | 
           
           | • | 
           
            es gibt keinen „Säckelmeister” und „Schriftführer” mehr,
            an ihre Stelle treten „Schatzmeister” und
            „Geschäftsführer”; | 
           
           | • | 
           
            an die Stelle jährlicher Hauptversammlungen und dreijähriger Amtsdauer der
            Vorstandsmitglieder treten Mitgliederversammlungen mit Neuwahl des Vorstandes
            alle zwei Jahre; | 
           
           | • | 
           
            die Gemeinnützigkeit der DMG wurde wieder besonders herausgestellt; | 
           
           | • | 
           
            die regionale Gliederung wurde vorgesehen, wodurch in erster Linie dokumentiert
            werden sollte, dass die DMG ihr besonderes Wirkungsfeld in der Bundesrepublik
            Deutschland sieht; | 
           
           | • | 
           
            schließlich wurde die Satzung gestrafft, statt 25 Paragraphen enthält sie nur
            noch 15.   | 
           
          
         | 
       
        | 
          Nachdem die DMG wieder über ein Stiftungsvermögen verfügen konnte, war es
          angezeigt, dass auch die Stiftungsangelegenheiten neu geregelt wurden. Von der DMG
          wurden nach wie vor die drei Stiftungen   
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             von Veitmeyer aus dem Jahre 1899, von Wichert vom 20. Januar 1914 mit
             Nachtrag vom 22. Februar 1921 und von Müller vom 6. August 1917   
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          verwaltet. Um die Stiftungsidee – die Förderung von jungen Studierenden
          und Ingenieuren des Eisenbahnmaschinendienstes – auf einheitlicher Basis
          wirkungsvoll fortsetzen zu können, regte der Vorstand die Zusammenlegung der drei
          Stiftungen zu einer „DMG-Stiftung” an. Eine Änderung der jeweiligen
          Stiftungssatzungen war möglich, da es sich um fiduziarische Stiftungen, also keine
          rechtsfähigen Institutionen handelte. Ferner sind die Festlegungen der Stifter
          hinfällig geworden, da die ursprünglich gestifteten Werte zum größten Teil durch
          zweimalige Geldentwertung verloren gegangen und die Fonds zwischenzeitlich im
          Wesentlichen aus Mitteln der DMG aufgefüllt worden sind. Die ausgearbeitete neue
          Stiftungssatzung wurde vom Vorstand am 5. Mai 1972 beschlossen und durch
          schriftliche Abstimmung im Mai 1972 von den Mitgliedern genehmigt. Die Satzung
          bestimmt u. a.   
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           Aus den Zinsen des Stiftungsvermögens können einmalige oder laufende Beihilfen
             an Studierende des Maschinenbaufaches oder der Elektrotechnik gewährt und/oder Preise
             für die Behandlung verkehrstechnischer oder -wirtschaftlicher
             Aufgaben ausgesetzt und vergeben werden;
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           die Leitung der Stiftung obliegt einem Kuratorium.  
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          In ihrem neuen Gewand verlegte jetzt die DMG den Schwerpunkt ihrer Arbeit nach
          der Bundesrepublik Deutschland. Es wurden die Bezirksgruppen   
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             Nord mit dem Sitz in Düsseldorf, Mitte mit dem Sitz in Frankfurt (Main),
              Süd mit dem Sitz in München und Berlin   
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          gegründet, bei denen Vortragsveranstaltungen, Besichtigungen usw. durchgeführt
          wurden. Ferner wurden ab 1969 die regelmäßigen Mitgliederversammlungen und
          jährlichen Fachtagungen an wechselnden Orten in der Bundesrepublik Deutschland
          abgehalten, um erst wieder 1981 aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Deutschen
          Maschinentechnischen Gesellschaft mit einer Jahrestagung in Berlin aufzutreten. 
         Im Rahmen dieser Tagungen traf man sich 1971 in Mainz, wo Dr.-Ing. Dr.-Ing.
          E. h. Günther Wiens (1901 bis
          1975), langjähriges Mitglied des Vorstandes der DMG, in seiner Ansprache der
          90. Wiederkehr des Gründungstages der Gesellschaft gedachte. 
         Auf der Tagung im Herbst des Jahres 1973, die in Würzburg stattfand und mit der
          ein Treffen von Trägern der Beuth-Medaille verbunden war, wurde Dipl.-Ing. Karl
          Kaißling, Ministerialdirektor
          a. D., Träger der Beuth-Medaille, zu diesem Zeitpunkt seit 50 Jahren Mitglied
          der DMG und viele Jahre Mitglied ihres Vorstandes, in Würdigung und dankbarer
          Anerkennung seiner großen Verdienste um die Erhaltung und Förderung der
          Gesellschaft zum Ehrenmitglied ernannt. 
         Die Herbsttagungen, bei denen auch gegebenenfalls die Preise des Beuth-Ausschreibens
          bzw. -Wettbewerbes verliehen werden, stehen immer
          unter einem bestimmten Motto, welches in mehreren Vorträgen namhafter Fachleute
          aus Wissenschaft, Industrie und Verwaltung behandelt wird. Sie erfreuen sich
          wachsenden Zuspruchs und sind inzwischen zu einer festen Institution im
          herbstlichen Terminkalender geworden. Auch in gesellschaftlicher Hinsicht üben
          die jährlichen Treffen eine große Anziehungskraft aus. 
         Die erwähnten Veranstaltungen der DMG und ihrer Bezirksgruppen wurden gemeinsam
          mit der Vereinigung der Regierungsbaumeister des Maschinenwesens
          „Motor” (VRM), später mit dem Fachausschuss Maschinen- und
          elektrotechnischer Dienst (FME) der Vereinigung der Beamten des höheren Dienstes
          der Deutschen Bundesbahn (VHB) durchgeführt, ebenso wie auch die Mitglieder der
          DMG zu den Jahrestagungen der Vereinigung, die in der Regel in der Woche nach
          Pfingsten stattfinden, eingeladen werden. Dieses auf die Anfänge des Vereinslebens
          nach dem Krieg zurückgehende enge partnerschaftliche Verhältnis hat im Jahr 1980
          noch seinen Ausdruck in einer schriftlichen Vereinbarung zwischen DMG und VHB
          gefunden, in der die freundschaftlichen Bande zwischen beiden Vereinigungen
          bekräftigt wurden.   
         Ausblick 
         Wenn im 19. Jahrhundert die Entwicklungen auf technischem Gebiet einen
          neuen Berufszweig, den Ingenieur, entstehen ließen und dieser, insbesondere der
          Maschinentechniker, um die Zeit der Gründung der DMG um geregelte wissenschaftliche
          Ausbildung und gesellschaftliche Anerkennung ringen musste, sind es 100 Jahre
          später ganz andere, aber ebenso bedeutsame Probleme, die den Ingenieur
          beschäftigen. 
         Zu den verantwortungsvollen Aufgaben eines Ingenieurs gehört in erster Linie,
          durch Entwicklung technischer Mittel und durch ihre Anwendung die Lebensqualität
          der Menschheit zu verbessern. Welche Bedeutung daher seinem Wirken und Schaffen in
          der Zukunft zukommt, erkennt man, wenn man die sich für die nächsten Jahrzehnte
          abzeichnende zahlenmäßige Entwicklung der Bevölkerung allein in der Dritten Welt
          betrachtet. Sie wird in vier Jahrzehnten von 3 Mrd. auf 6,8 Mrd.
          anwachsen und dann 82 % der Weltbevölkerung ausmachen. Der Ingenieur muss bei
          der Erfüllung der ihm daraus erwachsenden umfangreichen und vielgestaltigen
          Aufgaben verantwortungsbewusst vorgehen und darf nicht soweit gehen, dass er alles,
          was machbar ist, auch ausführt. Er muss vielmehr wissen, dass die neue Technik auch
          von der Gesellschaft beherrschbar sein muss und deshalb der technische Fortschritt
          in immer stärkerem Maße von der Bereitschaft der Gesellschaft bestimmt wird, diesen
          Fortschritt auch anzunehmen. Der Ingenieur muss daher den ohne Zweifel unumgänglich
          notwendigen, technischen Fortschritt im Rahmen der gesellschaftlichen
          Fortentwicklung in wirtschaftlicher, politischer, kultureller und ethischer
          Beziehung sehen und sich seiner Aufgabe als Wahrer eines echten technischen
          Fortschrittes zum Wohle der Menschheit bewusst sein. Von ausschlaggebender
          Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass der Ingenieur bereit ist und es versteht,
          mit seinem Sachverstand, aber in allgemein verständlicher Form, die Öffentlichkeit
          über technische Zusammenhange zu informieren. Er muss damit dazu beitragen, dass
          falsche Vorstellungen und Missverständnisse abgebaut werden. 
         In einer Zeit wie heute, in der so manche negative Auswirkung des technischen
          Wachstums festgestellt werden muss, erwächst der DMG für die Zukunft u. a.
          die wichtige Aufgabe, zu einer fachgerechten und nüchternen Beurteilung der
          Situation ohne jede Emotion beizutragen. Neben den bisher mit Erfolg durchgeführten
          Maßnahmen auf dem Gebiet der Nachwuchsförderung und der praxisnahen Weiterbildung,
          vor allem auch in interdisziplinärer Hinsicht, wird sie durch ihre Organe und die
          satzungsgemäß festgelegten Maßnahmen zur Erfüllung der Gesellschaftsziele ihren
          Anteil zu einer internen und externen Information über die Technik und ihre
          Neuentwicklungen beisteuern. Sie wird ferner die Gewissheit zu dokumentieren haben,
          dass der Ingenieur kein reiner Technokrat, sondern sehr wohl in der Lage ist, die
          Folgen seiner Entwicklungen für die Allgemeinheit abzuschätzen. 
         Die umfangreichen und für unser Zusammenleben so wichtigen Aufgaben sind
          allerdings nur von einem Ingenieurkorps zu meistern, das sich einer fundierten
          Ausbildung und Allgemeinbildung erfreut und mit Begeisterung sich der Lösung der
          anstehenden Probleme widmet. An der Bildung eines solchen Korps mitzuwirken, wird
          eine weitere Aufgabe der DMG in den kommenden Jahrzehnten sein. In diesem
          Zusammenhang wird in den Vordergrund zu stellen sein, dass es auch in der heutigen
          Gesellschaft erstrebenswert ist, den Ingenieurberuf zu wählen, um im oben
          geschilderten Sinn in einer an interessanten Aufgaben reichen Zukunft wirken zu
          können. So erstreckt sich, vorausschauend in die Anfänge des zweiten Jahrhunderts
          der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft, ein weites Feld für die
          Fortsetzung ihrer segensreichen Betätigung. 
         G. Krienitz 
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