Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft  
 
Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft
Forum für Innovative Bahnsysteme
 
aus der DMG-Festschrift 1881 - 1931
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Der nachfolgende Auszug entstammt der
„Festschrift der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft 1881 — 1931,
im Auftrage des Vorstandes verfaßt von Dr.-Ing. E. h. de Grahl,
Verlag von Glasers Annalen, Berlin SW, Lindenstraße 80”
.
 
(Der zitierte Originaltext wurde nicht auf die neue Rechtschreibung umgestellt. Um dies zu kennzeichnen, ist er in der Schriftart „Times New Roman” wiedergegeben, die ansonsten auf der DMG-Website nicht verwendet wird. Auf die Wiedergabe der Fußnoten, die in der Regel entbehrliche, zum Verständnis nicht weiter erforderliche Querverweise enthalten, wurde verzichtet. Die in der Originalfestschrift durch Verwendung einer Frakturschrift vom übrigen Schriftbild deutlich abgesetzten akademischen Grade „Ing.”, „Dipl.-Ing.” und „Dr.-Ing.” sind in der nachfolgenden Wiedergabe nicht in einer anderen Schrift dargestellt, da es dieses Erfordernis aus früherer Zeit – der kaiserliche Erlass vom 11. Okt. 1899 schrieb „deutsche Schrift” vor – seit langem nicht mehr gibt.)
 
 
[nach unten Vorwort]
[nach unten Unsere technischen Bildungsstätten]
[nach unten Gründer des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure]
[nach unten Geschichte der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft 1881 bis 1906]
[nach
       unten Geschichte der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft 1907 bis 1931]
[nach unten Technischer Ausschuss]
[nach unten Ausschuss für Geselligkeit]
[nach unten Bewegung der Mitgliederzahl ...]
[nach unten Annalen für Gewerbe und Bauwesen]
[nach unten Entwicklung der Maschinentechnik ...]
[nach unten Schlusswort]
[nach unten Inhaltsübersicht der Festschrift]
 
 

 
50 Jahre
Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft
1881 bis 1931
 
 
Vorwort
 
Von dem Bewußtsein getragen, daß die eine Komponente der Bildung das Wissen, die andere die Anwendung des Wissens zur Gestaltung der Persönlichkeit ist, erließen im Dezember 1880 Dozenten der Technischen Hochschule Berlin, Industrielle und führende Männer des Eisenbahnfaches einen Aufruf zwecks inneren Zusammenschlusses, um der schon damals hochentwickelten Maschinentechnik jenes Ansehen zu verschaffen, das ihr im Wettbewerb des täglichen Ringens und Strebens zum Wohle der Menschheit gebührte. Nach der Gründung des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure sind 50 Jahre verflossen! Großes ist geleistet worden. Die unscheinbaren Bäche wurden Ströme, und die befruchtenden Fluten ergossen sich weithin durch die Gefilde unseres Landes. Durch die Steigerung der Anforderungen der Vorbildung zum Fachstudium, durch die mathematisch-naturwissenschaftliche Grundlage und die darstellenden Künste wurde das Band, das sich mit der Entwicklung des Verkehrs und des Gewerbes von der Architektur bis zur Maschinenfabrik geschlungen hatte, die Grundlage für den Ausgangspunkt des technischen Berufes im Staats- und Gemeindedienst, wie im industriellen Leben.
 
Am 15. Juni 1898 wurde den Technischen Hochschulen Preußens Sitz und Stimme im Herrenhaus verliehen. Mit Erlaß vom 11. Oktober 1899 wurde der Technischen Hochschule in Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Bedeutung vom Monarchen das Recht eingeräumt, auf Grund der Diplom-Prüfung den Grad eines Diplom-Ingenieurs (Dipl.-Ing.) zu erteilen, Diplom-Ingenieure auf Grund einer weiteren Prüfung zu Doktor-Ingenieuren (Dr.-Ing.) zu promovieren und die Würde eines Doktor-Ingenieurs Ehren halber als seltene Auszeichnung an Männer zu verleihen, die sich um die Förderung der technischen Wissenschaften hervorragende Verdienste erworben haben.
 
Der 19. Oktober 1899 stand unter dem Gepränge der kaiserlichen Zeit. Unvergeßlich wird jedem Teilnehmer an diesem bedeutungsvollen Festtage die von Sr. Majestät dem Kaiser und König Wilhelm II. gehaltene Ansprache bleiben, wonach es in dem Verhältnis der Technischen Hochschulen zu den anderen obersten Unterrichtsstätten keine Interessengegensätze und keinen anderen Eifer als den gibt, daß ein jeder von ihnen und jedes Glied an seinem Teile den Forderungen, die das Leben und die Wissenschaft stellen, voll gerecht werde. Unvergeßlich aber auch werden uns die Dankesworte des Sprechers der Studentenschaft Garnich bleiben, der später ein eifriges Mitglied des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure wurde und sich nicht allein durch sein künstlerisches Talent, sondern auch im politischen Leben als Vize-Präsident des Landtages verdient gemacht hat.
 
Nach 15 Jahren fruchtbringenden, höchsten geistigen Wettbewerbs kam der große Krieg, der die gesamte Industrie in seinen Dienst stellte; Gelehrte, Studenten, Ingenieure, Fabrikleiter waren ausgezogen, um das Vaterland zu schützen, und die Daheimgebliebenen suchten ihrerseits mit geistigen Waffen ihren Kommilitonen den Rücken zu decken. Der Krieg ist verloren; wirtschaftlich sind wir ein armes Volk geworden. Aber zum Aufstieg gehören nicht soundso viel Quadratmeilen Land, Schiffe und Schornsteine. Die geistige Arbeit bildete von jeher die unverrückbare Grundlage und Muttererde unserer Blüte. Und wenn wir auch gegenwärtig keineswegs vom Glück umstrahlt sind, so lassen wir uns dennoch nicht die Hoffnung auf eine durch reiche Frucht gesegnete Zukunft nehmen. Möge der Sonnenschein, der bisher unsere Arbeit begleitet hat, auch fernerhin über der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft leuchten!
 
de Grahl
 
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Unsere technischen Bildungsstätten
 
Die Vorgeschichte unserer technischen Bildungsstätten lenkt unsere Aufmerksamkeit auf einen Mann, der den Anstoß zur Entwicklung der Technischen Wissenschaften gegeben hat: Peter Christian Wilhelm Beuth.
 
Die 1799 gegründete Bauakademie wurde im 3. Stockwerk der neuen Münze am Werderschen Markt in Berlin untergebracht und von den Direktoren Becherer, Eytelwein, Riedel sen. und David Gilly geleitet, Männer, deren Namen in der Geschichte der Architektur und des Ingenieurwesens einen Klang haben. 1809 — 1824 war die Bauakademie mit der Akademie der Künste verbunden, dann aber wieder von letzterer getrennt und dem Ministerium des Handels und Gewerbes zugewiesen, um fortan hauptsächlich das Technische des Bauwesens zwecks Ausbildung tüchtiger Feldmesser und Provinzial-Baumeister zu pflegen.
 
Als Beuth 1831 die Leitung der Bauakademie übernahm, schritt er sofort zu deren Reorganisation, dabei folgendes erkennend: „Das Fehlerhafte des bisherigen Zustandes bestand darin, daß man von allen Candidaten eine gleiche und vollständige Qualification in allen Zweigen der Baukunst forderte. Der Candidat sollte das landwirtschaftliche Gebäude wie den Palast, den Straßen- und Hafenbau, den einfachsten wie den schwierigsten Maschinenbau inne haben”. „Die Nachteile dieser Einrichtung sind bei dem großen Umfange der Bauwissenschaften augenscheinlich. Alle ohne Unterschied, ohne Rücksicht auf Fähigkeiten und Neigung mußten einen großen Aufwand von Zeit, Geld und Kräften machen, um die höchste Stufe der Wissenschaften zu erreichen, um Dinge zu lernen, von welchen sie bei den meisten Anstellungen in ihrem übrigen Leben nie einen Gebrauch zu machen Gelegenheit hatten”. Als gewöhnliche Folge dieses Umstandes wird „Oberflächlichkeit in allen Dingen und Unkenntnis des Gewöhnlichen, täglich in Anwendung Kommenden, mit der Einbildung, welche mit der Oberflächlichkeit verbunden ist”, hingestellt.
 
Aus der Bauakademie wurde eine „Allgemeine Bauschule” (1831 — 1845), ohne daß mit der Scheidung der Architektur und des Ingenieurwesens Ernst gemacht wurde. Die aus der „Allgemeinen Bauschule” wieder entstandene „Bauakademie” stand 1849 — 1866 unter Busse, 1866 — 1873 unter Grund, 1873 — 1877 unter Lucae, 1877 bis April 1879 vorübergehend unter Hagen und dann unter Wiebe.
 
Nachdem im Jahre 1806 das Polytechnische Institut in Prag und 1815 dasjenige in Wien errichtet worden, ging Preußen mit der durch Beuth im Jahre 1821 errichteten „Technischen Schule” zu Berlin den übrigen deutschen Staaten mit gutem Beispiele voran. Gleichzeitig begründete Beuth den Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes. Den bescheidenen Ansprüchen entsprechend, wurde für diese Bildungsstätte das früher gräflich Hacke'sche Haus in der Klosterstr. 36 angekauft, dann erweitert und wieder umgebaut usw. Die Zahl der Lehrer betrug anfänglich 4: Dr. Schubarth für Physik und Chemie; Fabriken-Commissionsrath Severin für Arithmetik und Maschinenlehre, Statik, Mechanik; Fabriken-Commissionsrath Frank für Linearzeichnen, Geometrie, Perspektiven, Maschinenzeichnen und der Architekt Mauch für Handzeichnen. Die Anzahl der Schüler betrug anfänglich 13, von denen 6 ein Staatsstipendium von 300 Thalern bezogen; später (1824 — 1828) bezogen sogar alle Zöglinge ein Stipendium. In wie patriarchalischer Weise für die jungen Leute gesorgt wurde, ersieht man daraus, daß die Casse von Beuth angewiesen war, monatlich nur 20 Thaler auszuzahlen, so daß jährlich 60 Thaler für jeden gespart wurden, die er bei seinem Abgange oder ausnahmsweise im Fall eines nachgewiesenen Bedürfnisses früher erhielt.
 
Da es zu jener Zeit an Maschinenfabriken fehlte, in denen die jungen Leute sich die nötige praktische Bildung hätten erwerben können, Beuth aber der praktischen Ausbildung der Zöglinge einen breiten Raum gewähren wollte, ward mit dem Insitut eine mechanische Werkstätte verbunden, in welcher der Unterricht durch tüchtige Meister erteilt wurde. Der Eintritt in die Werkstatt am Ende des wissenschaftlichen Cursus galt als Belohnung, wie Prof. Fink, einer der Mitbegründer des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure, berichtet, der seine Studien unter Beuth gemacht hat. In der Regel wurden auch den Zöglingen nicht nur die erforderlichen Materialien, sondern auch die selbstgefertigten Maschinen, meistens Drehbänke, zum Geschenk überlassen. Die Statue Friedrich Wilhelms III., nach einem Modell von Kiss, ist hier gegossen und ziert heute den Lichthof des Gebäudes der Technischen Hochschule. Die Statuen auf dem Wilhelmplatze und diejenigen Beuths stammen ebenfalls aus der „Technischen Schule”. Auch eine Kupferstecherei ward durch Beuth begründet.
 
Im Jahre 1827 erhielt die Anstalt den Namen: Gewerbeinstitut.
 
Beuth besaß, von Haus aus Jurist, einen feinen Kunstsinn, der im Umgang mit seinem Freunde Schinkel stets neue Nahrung fand.
 
Als Beuth 1845 aus seiner Stellung als Direktor des Instituts, das damals 101 Schüler zählte, ausschied, konnte er mit Genugtuung auf das Geleistete zurückblicken. Eine große Anzahl bewährter Techniker, die an der Spitze gewerblicher Anstalten des In- und Auslandes standen, waren aus dem Gewerbeinstitut hervorgegangen.
 
Das Gewerbeinstitut stand 1845 — 1848 unter der Leitung von Pommer-Esches, 1848 — 1849 von Carnalls, 1849 — 1856 Egens, 1857 — 1868 Nottebohms. Es wurde ab 1866 Gewerbeakademie, die 1868 — 1879 von Reuleaux geleitet wurde.
 
Mit der Gründung der Gewerbeakademie wurden für die Studierenden Diplome eingeführt, welche, nach vollständig zurückglegtem Lehrgang einer Abteilung, auf freiwillige Bewerbungen hin durch eine Prüfung erlangt werden konnten. 1876 wurden für das Maschinenfach Staatsprüfungen angeordnet, welche denjenigen für das Baufach entsprechen. So entstanden die Maschinenbauführer und Maschinenmeister.
 
Unsere jetzige Technische Hochschule datiert vom Sommersemester 1879 und wurde als solche dem Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten unterstellt.
 
Das Werk war kaum vollendet, da schrieb ein hochstehender Techniker, beängstigt durch das Darniederliegen der Industrie, in den „Annalen für Gewerbe und Bauwesen” (Nr. 53 vom 1. September 1879) u. A.: „Es ist kein angenehmer, trostreicher Blick in die Zukunft, ursprünglich zur Ausbildung von Technikern bestimmte Paläste künftig vielleicht in Kasernen oder Krankenhäuser umgewandelt zu sehen. Eine jährlich 250 000 Reichsmark beanspruchende technische Hochschule kann aber auf die Dauer nicht mit 250 Hörern bestehen .... Die Polytechniken in Braunschweig, Hannover, Aachen, Darmstadt, Karlsruhe, Stuttgart usw. liegen zu nahe beieinander und verdanken auch zum größten Teile der Kleinstaaterei ihre Gründung. Eine oder die andere dieser Schulen wird wohl mit der Zeit über die Klinge springen müssen. Wir müssen auf Wiederkehr ähnlicher Aufschwungverhältnisse wie Anfangs der siebenziger Jahre für lange Zeiten verzichten, und da kann die Reaktion auf dem Gebiete des höheren technischen Unterrichts nicht ausbleiben”.
 
Glücklicherweise haben sich diese bösen Ahnungen im Laufe von fast 50 Jahren nicht erfüllt; im Gegenteil ist die Anzahl der Studierenden um das Zehnfache gestiegen. Aber eine andere viel größere Sorge beunruhigt uns: Die Stellunglosigkeit unserer Akademiker!
 
Die allgemeine ungünstige Wirtschaftslage hat auch unsere Deutsche Reichsbahn betroffen, die durch ihre immer wiederkehrenden Millionen-Aufträge zu höchster Entwicklung unserer Industrie beigetragen hat und jetzt selbst zu Sparmaßnahmen weitgehendster Art gezwungen ist. Die Industrie versucht gegenwärtig, sich durch Fusionen und Stillsetzen von Werken, durch Kündigung von Beamten und Arbeitnehmern zu behaupten. Aber die technischen Hochschulen produzieren weiter geistige Kräfte, die im deutschen Lande keine Beschäftigung finden und zum geistigen Proletariat herabsinken müssen, wenn nicht das Ausland für sie Verwendung haben sollte.
 
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Gründer des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure
 
Fink, Professor an der Technischen Hochschule Berlin.
Meyer, Georg, Professor der Maschinenbaukunde an der Technischen Hochschule, Mitglied des Kaiserlichen Patentamtes, Berlin.
Slaby, Dozent an der Technischen Hochschule, Mitglied des Kaiserlichen Patentamtes, Berlin.
Wiebe, Geheimer Regierungsrat, Rektor der Technischen Hochschule Berlin.
 

 
von Bock, Direktor der Hannoverschen Maschinenbau A.-G. vorm. Georg Egestorff.
Glaser, F. C., Kommissionsrat, Berlin.
Grund, Direktor der Breslauer A.-G. für Eisenbahn-Wagenbau.
Haack, Schiffbau-Direktor des „Vulcan”, Bredow bei Stettin.
Helmholtz, technischer Direktor des Bochumer Vereins für Bergbau & Gußstahlfabrikation, Bochum.
Henning, Direktor der Maschinenfabrik & Eisengießerei vorm. J. C. Freund, Charlottenburg.
Hoppe, Inhaber der Firma C. Hoppe, Maschinenfabrik, Berlin.
Jüngermann, Direktor der Egells'schen Maschinenbau-Anstalt, Berlin.
Kaselowsky, technischer Direktor der Berliner Maschinenbau A.-G. vorm. L. Schwartzkopff, Berlin.
Larenz, Oberingenieur der Lokomotivfabrik A. Borsig, Berlin.
Leo,Oberingenieur des Bochumer Vereins für Bergbau & Gußstahlfabrikation, Bochum.
Pintsch, R., Fabrikbesitzer, Berlin.
Schlink, technischer Direktor der Friedrich-Wilhelmshütte, Mülheim-Ruhr.
Schiess, Maschinenfabrikant, Düsseldorf.
Schulz, Direktor der Lokomotivfabrik A. Borsig, Berlin.
Schwartzkopff, Geh. Kommerzienrat, General-Direktor der Berliner Maschinenbau A.-G. vorm. L. Schwartzkopff.
Stahl, Direktor der Stettiner Maschinenbau A.-G. „Vulcan”.
Veitmeyer, Zivil-Ingenieur in Berlin.
Wagner, Maschinenbau-Direktor des „Vulcan” in Stettin.
van der Zypen, Julius, Mitinhaber der Firmen van der Zypen & Charlier und Gebrüder van der Zypen, Deutz.
 

 
Blauel, Eisenbahn-Direktor, maschinentechnisches Mitglied der Direktion der Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahn.
Brosius, Kgl. Eisenbahn-Maschinenmeister, Hannover.
Büte, Kgl. Ober-Maschinenmeister, maschinentechnisches Mitglied der Kgl. Eisenbahn-Direktion Magdeburg.
Foerster, Kgl. Eisenbahn-Maschinenmeister, Kassel.
Franck, Eisenbahn-Direktor, maschinentechnisches Mitglied der Direktion der Berlin-Görlitzer Eisenbahn.
Führ, Kgl. Eisenbahn-Maschinenmeister, Hannover.
Gust, Eisenbahn-Direktor, maschinentechnisches Mitglied der Königlichen Eisenbahn-Direktion Berlin.
Hennig, Ober-Maschinenmeister der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn.
Kahl, Ober-Maschinenmeister der Berlin-Hamburger Eisenbahn.
Kloss, Kgl. Eisenbahn-Maschineninspektor, Breslau.
Rustemeyer, Kgl. Eisenbahn-Maschinenmeister, Berlin.
Weiss, Kgl. Eisenbahn-Maschinenmeister, Berlin.
Werchan, Kgl. Eisenbahn-Maschineninspektor, Berlin.
 
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Geschichte der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft 1881 bis 1906
 
Zur Feier des 25 jährigen Bestehens des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure wurde im Auftrage des Vorstandes von dem stellvertretenden Vorsitzenden Geh. Reg.-Rat M. Geitel eine Festschrift herausgegeben, aus der folgende Daten entnommen werden.
 
Der Aufruf zur Gründung des Vereins, der die Unterschriften der bereits genannten Männer trug, war von einem Entwurf einer Satzung begleitet, deren § 4 für die ordentlichen Mitglieder mindestens ein Alter von 30 Jahren vorschrieb und die Bedingung enthielt, daß sie sich in einer selbständigen und verantwortlichen Stellung befinden sollten. Von den 137 Fachgenossen, die dem Aufruf Folge leisteten, waren bei der konstituierenden Versammlung am 11. März 1881 54 Mitglieder zugegen. Als Zweck des Vereins gab § 1 der angenommenen Statuten die Förderung der gemeinsamen Interessen des gesamten Maschinenbaufaches in technischer und wirtschaftlicher Beziehung an, was durch Vorträge, Veröffentlichungen sowie durch Ausschreiben von Preisaufgaben anzustreben war. Zum Vorsitzenden wurde Zivil-Ingenieur Veitmeyer, zu seinem Stellvertreter Direktor Stahl und Eisenbahndirektor Gust ernannt. Kommissionsrat F. C. Glaser war Säckelmeister. Weitere Mitglieder des Vorstandes waren: Werchan, Meyer, Hennig, Franck, Jüngermann, Rustemeyer, C. Hoppe, Grund, Führ, Blauel, Schiess.
 
Als Vereinsorgan dienten Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen.
 
In der am 8. April 1881 abgehaltenen 1. ordentlichen Versammlung hielt Prof. Georg Meyer einen Vortrag „Über die Bedeutung und den gegenwärtigen Stand der Maschinentechnik” und empfahl
1.  die Gleichstellung der technischen Hochschulen mit den Universitäten,
2.  die Pflege des Korpsgeistes in Fachvereinen.
 
Ein literarischer Ausschuß, der bis 1900 bestand, hatte die Aufgabe, deutsche und ausländische Zeitschriften und Bücher zu studieren, um gegebenenfalls hiervon Auszüge zur Hebung und Belehrung des Standes zu veröffentlichen. Später wurden die zur Besprechung eingehenden Werke an Vereinsmitglieder verteilt und der Ausschuß aufgelöst. Dagegen entwickelte sich eine andere Kommission zu dem noch heute bestehenden Geselligkeitsausschuß, der für Ausflüge und Festlichkeiten sorgte, die sich dank der rührenden Tätigkeit seiner Vorsitzenden Hennig und Callam durch vornehmen Charakter auszeichneten.
 
Mit der Berufung des Eisenbahn-Direktors, späteren Geh. Ober-Baurats und vortragenden Rats Stambke in das Preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten ging ein langersehnter Wunsch der Maschinentechniker in Erfüllung. Was dieser unermüdlich tätige Mann in seiner Stellung als oberster maschinentechnischer Beamter der Preußischen Staatsbahn zur Hebung des Standes beigetragen hat, gehört zu den Errungenschaften des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure, die weiter kraftvoll und segenbringend weiterlebten. Die meisten Eisenbahn-Betriebsämter erhielten für die Leitung des Betriebsmaschinendienstes fachmännisch gebildete Hilfsarbeiter, ebenso wie einem Teil der Preußischen Eisenbahn-Direktionen maschinentechnisch gebildete Räte zugeteilt wurden. Die ehemaligen Kgl. Maschinenmeister wurden zu Eisenbahn-Bauinspektoren ernannt und den Regierungs-Maschinenbauführern und -baumeistern der Titel „Regierungsbauführer” und „Regierungsbaumeister” beigelegt. (Erlaß vom 6. Juli 1886.)
 
Am 9. Februar 1884 wurde über das erste Preisausschreiben verhandelt, das die Konstruktion einer Schraubenschiffsmaschine und einen schwimmenden Dampfkran betraf.
 
Die Preisaufgaben haben im Laufe der Jahre wachsende Bedeutung erfahren, zumal sie als häusliche Arbeiten für die zweite Staatsprüfung angerechnet werden konnten.
 
Der Name „Beuthaufgabe” und „Beuthpreis” datiert vom Jahre 1888.
 
Die goldene Beuthmedaille wurde zum ersten Male am 26. September 1899 an die 4 erfolgreichen Bearbeiter der vorjährigen Beuthaufgabe an Lehr, Paap, Lutz und Dr. Herzfeld verteilt und durch Vereinsbeschluß (26. Februar 1901) nachträglich auch jenen Vereinsmitgliedern auf ihren Antrag hin verliehen, die vor dem Jahre 1900 den Beuthpreis erhalten hatten. Anläßlich der Feier des 25 jährigen Bestehens des Vereins bildete die goldene Medaille in Verbindung mit einem Ehrendiplom von nun ab auch das äußere Gepräge bei Ernennung von Ehrenmitgliedern.
 
Mit dem Ableben des hochverdienten Vorsitzenden Geh. Baurats Veitmeyer (3. Februar 1899), der dem Verein 30 000.– RM für Preisaufgaben vermachte, war eine Neuwahl des Vorstandes und mit der fast zu gleicher Zeit erfolgten Verleihung der Rechte einer juristischen Person auch eine Änderung der Satzung erforderlich. Die Wahl des 1. Vorsitzenden fiel auf Geh. Ober-Baurat Wichert, jene seiner Stellvertreter auf Regierungsrat Geitel und Geh. Kommerzienrat R. Pintsch, Schriftführer und Säckelmeister wurde Geh. Kommissionsrat F. C. Glaser und dessen Stellvertreter Eisenbahn-Direktor Callam. Dem Vorstande gehörten ferner an: Blauel, P. Hoppe, Leissner, Rustemeyer, Schlesinger, Schrey, Stahl, Stambke, Thuns, Werchan.
 
Mit Erlaß vom 7. Juli 1902 wurde dem Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure alljährlich ein Preis von 1 700.– RM zur Prämierung der besten Lösungen der von ihm unter der Bezeichnung „Beuthaufgabe” alljährlich auszuschreibenden Preisbewerbungen bewilligt.
 
Am 10. und 11. März 1906 beging der Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure im Beisein zahlreicher Ehrengäste und unter weitgehendster Teilnahme seiner Mitglieder die Feier seines fünfzwanzigjährigen Bestehens. Den Auftakt zur Feier bildete ein Herrenfestmahl mit Aufführungen und Kommers im Konferenzsaale des Anhalter Bahnhofs. Ihre Krönung fand die Feier durch die Ernennung des Vereinsvorsitzenden Oberbaudirektors Wichert zum Dr.-Ing. E. h. durch die Technische Hochschule Berlin wegen seiner Verdienste um die Ausbildung des deutschen Eisenbahn-Maschinenbaues.
 
Diese Auszeichnung ehrte sämtliche Mitglieder des Vereins, die sich 25 Jahre getreu den Satzungen das Ziel gesteckt hatten, die technischen Wissenschaften durch geistreiche wertvolle Vorträge und Preisausschreiben zu pflegen. Daß dieser Ehrgeiz durch die zur Verfügung stehenden eigenen Mittel und durch den Zufluß von Beiträgen seitens der Industrie geschürt wurde, dankt der Verein dem Korpsgeist, in dem seine Mitglieder groß wurden.
 
Zur Zeit der Feierlichkeiten schwebten 3 Preisausschreiben von 8 000.– RM, 6 000.– RM und6 000.– RM. Ihre Themata lauteten:
 
  1. Untersuchung über die Bedingungen des ruhigen Laufes von Drehgestellwagen für Schnellzüge,
2. ein Lehrbuch über den Lokomotivbau,
3. eine Studie über die Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Berliner Stadt- und Ringbahn.
 
Die Zahl der während der ersten 25 Jahre herausgegebenen Preisaufgaben und Beuthaufgaben betrug 29, jene der gehaltenen Vorträge 286.
 
Die Mitgliederzahl war von 54 auf das Zehnfache gestiegen. Das Vereinsvermögen betrug 70 624.– RM.
 
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Geschichte der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft 1907 bis 1931
 
Galten die ersten 25 Jahre der Hebung der gesellschaftlichen Stellung des Maschinentechnikers, so waren die folgenden 25 Jahre mehr dem wissenschaftlichen Ausbau gewidmet. In den Vorträgen spiegelte sich der Fortschritt der Technik wieder. Da sich die Vorträge nicht nur auf alle Gebiete der Maschinentechnik sondern auch auf deren Nachbargebiete erstreckten, sind diese zeitlich mit den Verfassern als wichtiges Quellen-Verzeichnis später zusammengestellt. Ergänzend hierzu ist ein zweites Verzeichnis über die ausgeschriebenen Preis- und Beuth-Aufgaben beigefügt.
 
Der Vorstand war stets bemüht, die Errungenschaften der Technik zu verfolgen, und das konnte er auch nur dadurch erreichen, daß er aus der Mitgliederzahl besonders geeignete Sachverständige auswählte und diese auf Kosten des Vereins die Welt- und Sonderausstellungen (Brüssel, Turin, Malmö, Bern, Köln) besuchen ließ. Auf diese Weise wurde der Verein stets über die neuesten Erfindungen und Probleme der Technik unterrichtet. Denn die beauftragten Mitglieder hatten über das Gesehene in den Vereinsversammlungen Bericht zu erstatten. So wurden z. B. zum Besuch der Brüsseler Ausstellung die Vereinsmitglieder Prof. Obergethmann, Reg.-Baumeister Peter, Reg.-Rat Hentschel und Baurat Guillery, zum Besuche der Turiner Ausstellung Reg.-Baumeister Hammer, Neubert, Ing. Eichel, Reg.-Rat Hundsdörfer bestimmt, um die Vereinsmitglieder über die Fortschritte im Lokomotiv- und Wagenbau, der Elektrotechnik und des allgemeinen Maschinenbaus zu unterrichten. Aber auch das genügte nicht dem aufstrebenden Verein. Der Ausschuß für die Verwendung der gestifteten Fonds bewilligte Gelder für den Bezug der Zeitschrift „Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen”, die den Mitgliedern unentgeltlich zugestellt wurde. Außerdem wurde eine Reihe von Büchern im Auftrage des Vorstandes von Mitgliedern verfaßt, die entweder den Vereinsmitgliedern unentgeltlich bzw. zu einem Vorzugspreis überlassen wurden. Das Lehrbuch für den Lokomotivbau, das 1904 von dem frühzeitig verstorbenen Geh. Reg.-Rat Prof. von Borries begonnen wurde, beendete 1911 Geh. Baurat Leitzmann. (Verlag von Julius Springer.) Im gleichen Verlage erschien das Werk „Bewährte Methoden des Rechnungswesens im Lokomotiv- und Wagenbau für Neubau und Ausbesserung”, bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Schlesinger, das den Mitgliedern ebenso wie das Werk von Dr. Huth über den „Luftfahrzeugbau” (Verlagsbuchhandlung von Krayn 1910) unentgeltlich zuging.
 
Mit dem Baurat Guillery, Pasing, wurde vereinbart, einen Ergänzungsband zu dem Handbuch „Über Triebwagen für Eisenbahnen” zu schreiben, während Reg.-Baumeister Spiro mit der Abfassung eines Werkes „Über die Wirtschaftlichkeit der zur Zeit gebräuchlichsten Hebezeuge in Lokomotivwerkstätten der Eisenbahn-Verwaltung” betraut wurde. Reg.-Baumeister F. Pflug, Maschinenbauinspektor beim Kgl. Polizei-Präsidium übernahm es 1908, ein Werk über „Technik und Betrieb der Nutzautomobile (Kraftwagen) mit Verbrennungsmotor” zu schreiben, das aber wegen Arbeitsüberhäufung des Verfassers vor dem Kriege nicht fertiggestellt wurde.
 
Selbst der Geselligkeitsausschuß wetteiferte mit der Belehrung der Mitglieder des Vereins, indem er allgemein interessierende zeitgemäße Vorträge über die elektrische Beleuchtung, Weltreisen, Fortschritte der Physik und Chemie usw. halten ließ.
 
Wie aus dem Kurvenblatt S. 66 über die Bewegung der Mitgliederzahl hervorgeht, erfreute sich der V. D. M. eines ständigen Aufschwungs. Um den Vorsitzenden, Ministerialdirektor C. Wichert, verbreitete sich, ähnlich wie um den schweren Kern eines Atoms, den eine Hülle sich bewegender Elektronen umgibt, eine Persönlichkeitsphäre von eigenartiger Anziehungskraft. Am 10. Mai 1913 feierte der Vorstand den 70. Geburtstag seines Vorsitzenden, indem er in einer Adresse die glänzenden Erfolge des Jubilars während seiner Tätigkeit als höchster maschinentechnischer Berater des größten deutschen Bundesstaates hervorhob, dabei seiner als zielbewußten Förderer der Hebung des Ansehens der deutschen Maschinen-Ingenieure gedenkend.
 
Geh. Baurat Schrey überreichte namens der Norddeutschen Wagenbau-Vereinigung eine Stiftungsurkunde, nach der in Anerkennung der Verdienste des Jubilars um die Hebung des Eisenbahnwagenbaus 20 000.– RM zu einer Wichert-Stiftung dienen sollten.
 
Der Nordd. Lok. Verband feierte Wichert in seiner Adresse wegen der Vorzüge der deutschen Eisenbahnen in Bezug auf Sicherheit, technische Vollendung und Bequemlichkeit der Einrichtungen und gedachte dabei dankbarst der den Werken stets gleichmäßig je Jahr zugeflossenen Aufträge.
 
Die höheren Beamten der preußisch-hessischen Staatseisenbahnen endlich überreichten dem „allseitig verehrten und um das Eisenbahnmaschinenwesen hochverdienten” Oberbaudirektor und Ministerialdirektor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten ihrerseits eine Adresse, die ihn des wärmsten Dankes für seine Bemühungen um die Hebung des Standes der höheren maschinentechnischen Beamten versicherte.
 
Die Krönung des Lebensabschnittes Wichert's bildete die Verleihung des Charakters als Wirkl. Geh. Rat mit dem Prädikat „Exzellenz”.
 
Als der Weltkrieg bereits um Deutschland tobte, blickte Wichert in bewundernswerter körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische auf eine 50 jährige Amtstätigkeit zurück. Seine Majestät ließ ihm dem Kgl. Kronenorden 1. Klasse überreichen. Der Vorstand feierte seinen Vorsitzenden erneut als einen jener Männer, von denen Seine Majestät in seinem Erlaß vom 22. August 1914 treffend sagte, daß er in stiller Arbeit eine Organisation geschaffen habe, die nunmehr ihre ernste Probe bestanden hat. Wenn die deutschen Eisenbahnen die gewaltige mit der Mobilmachung unseres Heeres verknüpfte Transportbewegung mit beispielloser Sicherheit und Pünktlichkeit ausgeführt haben, so gebührt Exzellenz Wichert als oberstem Leiter des Eisenbahnmaschinenwesens des größten deutschen Bundesstaates ein großer Anteil dieses Verdienstes.
 
Der Weltkrieg schnitt mit unerbittlicher Strenge in die gesetzmäßige Entwicklung des Vereinslebens ein. Mit dem Jahre 1914/15 zeigt die Mitgliederbewegung eine Störung. Wir gedenken in stiller Hingebung der lieben Kommilitonen, die auf dem Felde der Ehre für uns gefallen sind:
„Lebe droben, o Vaterland, und zähle nicht die Toten!
Dir ist Liebes, nicht einer zu viel gefallen! (Hölderlin)
 
Der Verein verfolgte nach wie vor die wissenschaftlichen Interessen. Aber ein großer Teil der Mitglieder wurde zu den Fahnen gerufen, so daß sich die Beteiligung an den Versammlungen immer dürftiger gestaltete. Dazu kam, daß die Vorträge, die gehalten wurden, von dem Oberkommando in den Marken zur Veröffentlichung in den Annalen vielfach nicht freigegeben wurden. Die gestellten Preis- und Beuth-Aufgaben fanden keine Bearbeiter, weshalb in den Jahren 1915 bis 1919 von der Aufstellung von Beuth-Aufgaben mit Rücksicht auf den Weltkrieg abgesehen werden mußte. Dagegen sah der Verein seine vornehmste Pflicht in der Unterstützung der Hinterbliebenen von Gefallenen, der Verwundeten und der Frontsoldaten. Welche Beträge hierbei geleistet wurden, soll nur an einem Beispiel gezeigt werden. Am 15. September 1914 wurden dem Roten Kreuz RM 2 500.– bewilligt; ferner wurden der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen RM 750.–, dem Preuß. Landesverein vom Roten Kreuz für Unterstützung von Familien RM 1 000.–, dem Reichsverband zur Unterstützung deutscher Veteranen RM 750.– überwiesen und an Liebesgaben für die Eisenbahntruppen RM 3 000.– aufgewandt.
 
Hunderte von Feldpostpäckchen wurden von Monat zu Monat an die im Felde stehenden Mitglieder bzw. Gefangenen gesandt, um ihnen die Strapazen erträglicher zu gestalten.
 
Mit dem Ausscheiden des Wirkl. Geh. Ober-Baurats G. Müller aus dem Staatsdienste wurde von dem Nordd. Lok.-Verband der Grundstock zu einer Müller-Stiftung (RM 30 000.–) in Anerkennung der von ihm dem Vaterlande auf dem Gebiete des Lokomotivbaues und damit auch der einschlägigen Industrie geleisteten Dienste gelegt. Die Statuten glichen jenen der Wichert-Stiftung, wonach aus den Zinsen einmalige oder laufende Beihilfen an Studierende des Maschinenbaufaches und an solche Maschinen-Ingenieure gewährt werden sollten, die sich besonders auf dem Gebiete des Lokomotivbaues und der Lokomotiv-Konstruktion verdient gemacht oder hervorgetan haben.
 
Mit der Beendigung des Krieges gehörte der V. D. M. dem mitteleuropäischen Verbande akademischer Ingenieur-Vereine an. Zur Wahrung berechtigter Interessen angesichts der politischen Verhältnisse wurde eine Reihe von Ausschüssen wie Zivil-Ingenieur-, Oberbürgermeister-, Auswärtigendienst- und Gerichts-Ausschuß gebildet und hierzu in der Regel Vorstandsmitglieder dazu beordert.
 
Wegen der Unruhen im Frühjahr 1919 mußten die Versammlungen für mehrere Monate ausgesetzt werden, wodurch die Neuwahl des Vorstandes etc. unterblieb. Exzellenz Wichert, der stets bestrebt war, die Mitglieder durch Mannigfaltigkeit des Vortragsstoffes zur Besprechung anzuregen, sah die Ursache des Ausbleibens dieses Erfolges in dem Alter seiner Person und einiger Vorstandsmitglieder und ruhte nicht eher, als bis er eine neue Wahlordnung herausbrachte, mit deren Hilfe nur von dem Vertrauen der Mitglieder getragene Männer, unabhängig von ihrer amtlichen Stellung, in den Vorstand und den Technischen Ausschuß gewählt werden können. Mit dieser letzten Tat legte Wichert den Vorsitz nieder.
 
Mit der Abänderung der Satzungen wurden Geh. Reg.-Rat Riedel und Denninghoff und Baurat de Grahl betraut.
 
Im Geschäftsjahr 1920 wurde wieder eine Beuthaufgabe ausgeschrieben:
 
„Brennstoffwirtschaft in der Übergangszeit vom Dampf- zum elektrischen Betrieb”.
 
Desgleichen wurden 3 Preisaufgaben gestellt:
 
  1. Für welche Treibölpreise bleibt der Dieselmotor gegenüber der Dampf- und Gasmaschine (Sauggas) wettbewerbsfähig? (Bis zu RM 3 000.–)
2. Über die Bewährung der flußeisernen Lokomotiv-Feuerkiste im Eisenbahnbetriebe. (Bis zu RM 6 000.–)
3. Über die zur Zeit im Eisenbahnwesen gebräuchlichen Lagermetalle und ihre Bewährung. (Bis zu RM 3 000.–)
 
Handelte es sich doch darum, die im Kriege aus Mangel geeigneter Stoffe zur Anwendung gekommenen Not-Maßnahmen zu prüfen.
 
Der während des Krieges verlorengegangene Zusammenhang unter den Mitgliedern wurde durch intensivere Tätigkeit des Geselligkeits-Ausschusses wiederhergestellt. Die in der „Urania” 1920 gehaltenen Vorträge „Thüringen”, „Ostpreußen”, „Die moderne Funkentelegraphie” und „Von der Zugspitze zum Watzmann” wurden außerordentlich zahlreich besucht. Das Künstlerhaus vereinigte die Mitglieder zu einem Unterhaltungsabend „Frohe Abende der heitren und schönen Künste”. Im gleichen Jahre wurden 3 Gesellschaftsabende veranstaltet: in der Berliner Ressource, im Kaiser-Pavillon Wannsee, Weihnachtsfeier in der Berliner Ressource, während an Besichtigungen stattfanden: Verkehrs- und Baumuseum, Große Funkenstation in Nauen und die Werke der Daimler-Motoren-Gesellschaft in Berlin-Marienfelde.
 
Mit der Genehmigung der neuen Satzung am 5. Juni 1920 änderte der Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure seinen Namen in „Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft”.
 
Der Vorstand am 1. Januar 1921 bestand aus:
 
  Baurat de Grahl, 1. Vorsitzender,
Ministerialdirektor Anger, 2. Vorsitzender,
Dr. phil. Müllendorff, 3. Vorsitzender,
Geh. Reg.-Rat Denninghoff, 1. Schriftführer,
Geh. Reg.-Rat Geitel, 2. Schriftführer,
Geh. Baurat Hammer, Säckelmeister,
Direktor Gerdes, dessen Stellvertreter,
Fabrik-Direktor Frischmuth,
  Geh. Reg.-Rat Garnich,
Reg.- und Baurat Heyden,
Baurat Metzeltin,
Baurat Dr.-Ing. Neuhaus,
Geh. Reg.-Rat Riedel,
Eisenbahn Direktions-Präsident Dr.-Ing. Rimrott,
Geh. Baurat Schrey.
 
Die Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft wurde nach kaum halbjährigem Bestehen durch den am 18. Juni 1921 erfolgten Tod Wicherts tief erschüttert. Der Einäscherung in Bad Nauheim folgte am 13. Juli eine große Gedächtnisfeier in dem reich mit Trauerschmuck versehenen großen Saale des Potsdamer Bahnhofs, bei der der Vorsitzende der Gesellschaft dem Freunde und Gönner die Gedächtnisrede hielt, während Staatssekretär Kumbier für die Reichsbahnverwaltung dem Dank an den Verstorbenen Ausdruck gab.
 
Mit dem Ableben Wicherts hat sich ein bedeutsamer Zeitabschnitt in der Entwicklung und Organisation des Staatsbetriebes abgerollt. Der Verlust an Land, die Abtrennung Ostpreußens vom Reich, die Verluste der Wertobjekte an Erzvorkommen, Kohlenbergwerken, Wasser- und Elektrizitätswerken mußten sich nicht nur auf die ganze Wirtschaftslage, sondern auch auf die DMG auswirken. Unerhörte Kurssteigerungen des Dollars entwerteten unser Geld und vernichteten damit auch das Vermögen der Gesellschaft. Die für die Beuthaufgaben etc. ausgesetzten Preise verloren ihren Reiz; der Ehrgeiz zur Erlangung der Beuthmedaille war für die Bewerber nur eine wirtschaftliche Belastung und ein Umweg zur Baumeister-Prüfung.
 
Der Verlag der Annalen, die sehr unregelmäßig erschienen, ging in die Hände von Ing. Max Glaser über, der sich in dankenswerter Weise bereit erklärte, das beliebte Vereinsorgan ohne Zuschüsse auf 2 Jahre weiterzuführen und ihren inneren Ausbau auf eine dem Ansehen der Gesellschaft entsprechende Höhe zu bringen.
 
Die Reichseisenbahnen machten eine Neuorganisation durch; ihrem Verwaltungsrat sollten hervorragende Volkswirtschaftler und Eisenbahn-Sachverständige angehören.
 
In der Versammlung vom 21. Februar 1922 wurden die der Gesellschaft 42 bis 36 Jahre angehörenden Mitglieder
 
  Geh. Baurat Dr.-Ing. E. h. Garbe,
Wirklicher Geh. Ober-Baurat Dr.-Ing. E. h. Müller,
Geh. und Ober-Reg.-Rat Geitel
 
zu Ehrenmitgliedern ernannt.
 
Der Vorsitzende richtete an jeden der Ehrenmitglieder ernste und heitere Worte, die mit den Entgegnungen der Ehrenmitglieder in Glasers Annalen vom 15. April 1922 wiedergegeben sind. Insbesondere pries er Geitel als den 2. Empedokles von Agrigent, der auf die Krone seiner Vaterstadt verzichtete und mit der Leier in der Hand die Gaue Siziliens durchstreifte, von Tausenden seiner Zeitgenossen bejubelt. „Kraft Ihres reichen Wissens gleichen Sie dem alten griechischen Philosophen darin, daß Sie auch nicht nur Dichterphilosoph, sondern auch Ingenieur und Arzt waren. Ihr Name erinnert uns an die rauschenden Feste im VDM, wo Sie dichteten, herrliche Reden hielten und so manchen vom Trübsinn heilten. Sie haben es verstanden, die rauhe Technik durch Kunst zu veredeln.”
 
Der gemeinschaftlichen Arbeit des Gesamtvorstandes gebührt der Dank, die Verhältnisse innerhalb der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft wieder in den alten stoßlosen Gang gebracht zu haben. Der 2. Vorsitzende, Ministerialdirektor Anger, hatte mit seinem Appell an die Kollegen (17. Januar 1922), die besten Aufsätze den Annalen zu geben, großen Erfolg. Der Schriftleiter, Geheimrat Denninghoff, verstand es, den Inhalt des alten Vereinsorgans so mannigfaltig zu gestalten, daß sich das Niveau der Zeitschrift in kurzer Zeit auf eine Höhe hob, die der Gesellschaft Ehre machte. Dem Säckelmeister, Präsident Dr. Hammer, gelang es, das Vereinsvermögen wieder zu sanieren.
 
Das Streben des geistigen Nachwuchses, sich von den z. Zt. herrschenden unglücklichen sozial-politischen Verhältnissen frei zu machen, konnte sich nicht besser als in der großen Zahl der Bearbeitungen kennzeichnen, die die 1924 zur Ausschreibung gelangende Beuth-Aufgabe, den Entwurf einer Schmiede für Doppelgasbetrieb, zur Folge hatte. Von den 10 Bearbeitungen wurden 4 durch die Beuthmedaille ausgezeichnet. Reg.-Bauführer Fr. Witte erhielt außerdem den Staatspreis. Der Vorsitzende, de Grahl, der mit Rücksicht auf die schwere Zeit dem Wunsche der Mitglieder folgend, den Vorsitz noch ein 4. Jahr übernommen hatte, verabschiedete sich in der Dezember-Sitzung, indem er an die Preisträger folgende Worte richtete:
 
  „Sie haben in edlem Wettstreit sich die Siegespalme erworben, die Sie nun als guter Dämon auf Ihrer weiteren Lebensbahn begleiten wird. Harte Arbeit harret Ihrer; aber trösten Sie sich damit, daß an der Not und dem Schmerz sich die geistige Entwicklung entzündet, am Widerstand und Gegensatz das Bewußtsein erwacht. Sorgen Sie dafür, daß Pflichtbewußtsein und Treue auch später zur Geltung kommen, damit Deutschland frei wird.”
 
1925 ging der Vorsitz an Ministerialdirektor Dr. Anger über. Zum 2. Vorsitzenden wurde Ministerialrat Fuchs, zum Stellvertreter des Säckelmeisters Geh. Reg.-Rat Wernekke, in den Rechnungsausschuß Oberregierungsbaurat Wendler gewählt.
 
Die Versammlungen, die bis 1917 im Architektenhause, von 1917 — 1923 im Künstlerhause, von 1923 — 1925 im Potsdamer Bahnhof stattgefunden hatten, tagten ab September 1925 im VDI-Hause. Welche Erinnerungen aus vergangener Zeit knüpfen sich beim Anblick der Abbildungen unserer Versammlungsstätten! —
 
Das Vereinsvermögen hatte vor dem Kriege einen Stand von RM 170 000.–, 1926 von RM 4 250.–.
 
Die Wichert-Stiftung verfügte vor dem Kriege über RM 73 000.–, nach dem Kriege über RM 575.–.
 
Die Müller-Stiftung war von RM 34 000.– auf RM 775.– zusammengeschrumpft.
 
Anläßlich des 50 jährigen Bestehens von Glasers Annalen beschloß der Vorstand die Herausgabe eines Sonderheftes, das Dank der Bemühungen und tatkräftigen Mitwirkung des Vorsitzenden, Herrn Ministerialdirektor Dr.-Ing. Anger, mit wertvollen Abhandlungen über neuere technische und wissenschaftliche Fortschritte auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens ausgestattet werden konnte. Durch die Herausgabe dieses von allen Seiten mit großem Interesse aufgenommenen, jedem Mitgliede unentgeltlich zugestellten Werkes wurde ein Überschuß erzielt, der es ermöglichte, den Wichert- und Müller-Stiftungen zunächst einen Betrag von mehr als RM 10 000.– zuzuführen.
 
Die Wahlen im Dezember 1927 führten zu folgendem Ergebnis:
 
  1. Vorsitzender:
2. Vorsitzender:
3. Vorsitzender:
1. Schriftführer:
2. Schriftführer:
Säckelmeister:
Marinebaurat Schulthes,
Geh. Reg.-Rat Hentschel,
Ministerialrat Brandes (Wiederwahl),
Geh. Reg.-Rat Denninghoff (Wiederwahl),
Geh. Reg.-Rat Zweiling,
Präsident Dr.-Ing. E. h. Hammer (Wiederwahl),
Stellvertreter des Säckelmeisters:   Geh. Reg.-Rat Wernekke.
 
In dem Vorstande verblieben: Dr.-Ing. E. h. Anger, Reichsbahndirektor Fuchs, Dr.-Ing. E. h. de Grahl, Geh. Reg.-Rat Momber, Dr.-Ing. Frischmuth, Ministerialrat Heyden, Geh. Baurat Dr.-Ing. Schrey, Baurat Dr.-Ing. Neuhaus.
 
Die Neuwahl des Vorsitzenden nach dreijähriger Amtsperiode, dann aber auch die stillschweigende Überlieferung, den Vorsitz abwechselnd in die Hände eines höheren Beamten bzw. eines Industriellen zu legen, hat sich glänzend bewährt, weil dadurch die Einseitigkeit auf dem Wissenschaftsgebiete vermieden wurde und die Vorträge an Mannigfaltigkeit gewannen. Die Versammlungen wurden stets zahlreich besucht und zeichneten sich durch lebhafte Diskussion aus.
 
Am 21. Februar 1929 verlor die Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft ihr hervorragendes Ehrenmitglied, Herrn Wirkl. Geh. Ober-Baurat Dr.-Ing. E. h. Müller. Bei seiner Einäscherung in Berlin-Wilmersdorf widmeten ihm die ehemaligen Vorsitzenden Dr.-Ing. E. h. Anger und Dr.-Ing. E. h. de Grahl, ersterer im Auftrage des Generaldirektors der Deutschen Reichsbahn Dr. Dorpmüller, letzterer als nahestehender Freund des Dahingeschiedenen herzliche Abschiedsworte, auf die der 1. Vorsitzende Schulthes der DMG in der Mitglieder-Versammlung vom 19. März 1929 zurückgriff.
 
Am 17. März desselben Jahres hatte die Gesellschaft den Tod eines zweiten Ehrenmitgliedes zu beklagen, des Geh. Baurats Rustemeyer, des einzigen noch lebenden Gründers des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure.
 
„Kurz ist der Abschied für die lange Freundschaft”, sagt Lionel zu Talbot. „So geht der Mensch zu Ende, und die einzige Ausbeute, die wir aus dem Kampf des Lebens wegtragen, ist die Einsicht in das Nichts und jegliche Verachtung alles dessen, was uns erhaben schien und wünschenswert”.
 
Mit der Mitgliederversammlung vom 9. Dezember 1930 schloß die Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft ihre Geschäftstätigkeit für das Jahr 1930 ab. Dieser Tag stand wie immer beim Wechsel eines Vorsitzenden unter dem Zeichen einer besonderen Abschluß-Feier.
 
Die Neuwahlen hatten folgendes Ergebnis:
 
Vorstand
Dr. Hammer, 1. Vorsitzender, Geh. Regierungsrat Hentschel, 2. Vorsitzender, Ministerialrat Brandes, 3. Vorsitzender, Geh. Regierungsrat Denninghoff, 1. Schriftführer, Geh. Regierungsrat Zweiling, 2. Schriftführer, Marinebaurat Schulthes, Säckelmeister, Geh. Regierungsrat Wernekke, dessen Stellvertreter, Dr. Anger, Dr. Frischmuth, Dr. Fuchs, Dr. de Grahl, Ministerialrat Heyden, Geh. Regierungsrat Momber, Regierungsbaumeister a. D. Wurl. Hinzugewählt: Direktor des Reichsbahn-Zentralamts für Maschinenbau Bergmann.
Als Vertreter der Ausschüsse: Vize-Präsident Wendler, Direktor bei der Reichsbahn Messerschmidt, Oberregierungsbaurat Schmelzer.
 
Rechnungsausschuß
Vize-Präsident Wendler, Dr. Paap, Dr. Schrey.
 
Technischer Ausschuß
Direktor bei der Reichsbahn Messerschmidt als Vorsitzender, Dr. Anger, Geh. Baurat Block, Dr. Frischmuth, Dr. Fuchs, Dr. de Grahl, Geh. Baurat Halfmann, Dr. Hammer, Reichsbahndirektor Harprecht, dgl. Emmelius, Reichbahnoberrat Lorenz, Regierungs- und Baurat Neubert, Dr. Nordmann, Baurat Pforr, Dr. Reichel, Reichsbahnoberrat Tetzlaff, Dr. G. Wagner, Dr. R. P. Wagner, Dr. Wechmann, Regierungsbaumeister a. D. Wurl, Geh. Regierungsrat Zweiling.
 
Geselligkeits-Ausschuß
Oberregierungsbaurat Schmelzer, Vorsitzender; ferner: Regierungsbaumeister a. D. Albrecht, Reichsbahnbaumeister Boden, Reichsbahnrat van Hees, Geh. Regierungsrat Hentschel, Reichsbahnbaumeister Kaissling, Regierungs- und Baurat Neubert, Dr. Nicolaus, Dipl.-Ing. Roland, Fabrikbesitzer Schulze-Janssen, Regierungsbaumeister a. D. Wurl, Dr. Zillgen.
 
Den Hauptpunkt der Tagesordnung bildete die Berichterstattung über die 7 eingereichten Bearbeitungen der Beuthaufgabe:
 
„Entwurf von Anlagen zur Versorgung von Lokomotiven mit Kohlenstaub”.
 
Nach übersichtlicher Charakterisierung des Themas erstattete Prof. Nordmann in logischer Entwicklung der sich ergebenden Einzelaufgaben seinen Bericht über die Prüfung der Bearbeitungen. Die Versammlung gab seinem Vorschlage Zustimmung, der Arbeit mit dem Kennzeichen „Glückauf”, Verfasser Dipl.-Ing. Daus, den ersten Preis, bestehend in der goldenen Beuth-Medaille und 1 000 RM, der Arbeit mit dem Kennzeichen „Sigma”, Verfasser Dipl.-Ing. Splett, den zweiten Preis (goldene Beuth-Medaille) zuzuerkennen.
 
Hierauf erhielt Prof. Meineke der Technischen Hochschule Berlin das Wort, der in deren Auftrage Prof. Nordmann in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Erforschung des Arbeitsvorganges in der Lokomotive und die Vervollkommnung der Untersuchung-Verfahren das Diplom zum Dr.-Ing. E. h. überreichte, eine Überraschung, die tosenden Beifall der Versammlung nach sich zog.
 
Geh. Oberregierungsrat Willert widmete dem scheidenden 1. Vorsitzenden, Marine-Baurat Schulthes, der das Auditorium noch durch Vorführung zweier sehr interessanter Filme über Großflugzeuge (Junkers und DoX) fesselte, warme Abschiedsworte.
 
Mit gewisser Befriedigung blicken wir auf die zurückliegenden Jahre, eingedenk des Schlußsatzes der Geitelschen Festschrift von 1906:
 
„Möge der nach abermaligem Verlauf von fünfundzwanzig Jahren eröffnete Rückblick unserem Fache und unserem Verein einen gleichen Fortschritt offenbaren.”
 
Die großen Störungen, die der Krieg auch der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft verursacht hatte, sind dank der zähen Arbeit ihrer Vorstandsmitglieder, insonderheit der weisen Sparwirtschaft ihres bewährten Säckelmeisters im Laufe der Jahre überwunden worden. Die Wichert- und Müller-Stiftungen wurden auf je RM 18 000.– aufgefüllt, so daß regelmäßig wieder Stipendien verteilt werden können. Die Zahl der Mitglieder stieg 1930 auf 944. Die Versammlungen waren wegen der anregenden Vorträge stets gut besucht.
 
Jeder Zeitabschnitt hat sein eigenes Gepräge, das in den nachfolgenden Geschlechtern kenntlich und wohltuend fortwirkt. Galten die ersten 25 Jahre mehr der mikrokosmischen Seite, d. h. der Hebung des Ansehens des Technikers, so äußerte sich in den nachfolgenden 25 Jahren schon mehr die makrokosmische Seite in der Eingliederung der Techniker in die Gemeinschaft von Staat und Wirtschaft. Denn auch die Politik ist im höhern Sinne eine technische Aufgabe, die nur erfolgreich werden kann, wenn sie sich den Geist technischen Denkens zu eigen macht. Sie muß klar erkennen, wie 1916 Kloss, der Rektor der Technischen Hochschule Berlin, ausführte, welche Kräfte sich von außen der Entwicklung entgegenstellen und welche treibenden Kräfte im Innern des Volkes mithelfen und mitarbeiten wollen. Der schöpferische Wille muß sich hohe, weite Ziele stecken, und die aufbauenden Kräfte im Volke müssen planmäßig und vorurteilsfrei verwertet werden.
 
Möge die nächste Generation weiter aufbauen!
 
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Technischer Ausschuß
 
Die Gründung des Technischen Ausschusses dürfte auf von Borries zurückgeführt werden, der in dem Vereinsjahre 1882 den Antrag stellte, über eine zweckmäßigere Ausbildung der Maschinentechniker Beschluß zu fassen. von Borries wünschte Richtlinien in Bezug auf Dauer und Art der praktischen Arbeiten, Dauer der Studienzeit, weitere Ausbildung im Staatsdienst als Konstrukteur, Abnahmekommissar, Betriebs- und Werkstättenbeamte; in Privatpraxis als Konstrukteur und Betriebsleiter für bestimmte Branchen. Der Antrag wurde als so wichtig erachtet, daß zu seiner Bearbeitung eine aus 7 Herren bestehende Kommission eingesetzt wurde, während zu gleicher Zeit diese so wichtige Frage in „Glasers Annalen” auf Anregung von Prof. Lüders-Aachen eingehend besprochen wurde.
 
In der Versammlung vom 12. Januar 1884 beschloß der Verein den Erlaß seines ersten Preisausschreibens, dabei sich vorbehaltend, hervorragende Lösungen dem Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten mit der Bitte vorzulegen, sie gegebenenfalls nach Prüfung durch die Kgl. Technische Ober-Prüfungskommission als häusliche Arbeiten für die zweite Staatsprüfung im Maschinenbaufache gelten zu lassen.
 
Es scheint, daß die aus 7 Herren bestehende Kommission nicht allein die eingegangenen Preisaufgaben auf ihren Wert zu prüfen, sondern daß sie sich auch für wichtige Tagesfragen zu interessieren hatte, wie solche z. B. das Studium einer praktischen Einheit für Lokomotivleistungen, die Aufstellung von Normen usw. darstellte.
 
In dem Mitgliederverzeichnis von 1889 ist zum ersten Male der „Prämierungs-Ausschuß” erwähnt, der später den Namen „Preisrichter-Ausschuß” führte und 1904 als „Preisrichter-Ausschuß für die Beuth-Aufgaben” bezeichnet wurde.
 
Nach der zur Feier des 25 jährigen Bestehens der VDM herausgegebenen Festschrift bestand der Preisrichter-Ausschuß für die Beuth-Aufgaben 1906 aus folgenden Mitgliedern:
von Borries, Geheimer Regierungsrat, Professor an der Kgl. Technischen Hochschule, Berlin.
Callam, Emil, Kgl. Eisenbahndirektor a. D., Berlin.
Domschke, Ottomar, Geheimer Baurat, Mitglied der Kgl. Eisenbahndirektion Berlin.
Fraenkel, Siegfried, Eisenbahn-Bauinspektor, Vorstand der Kgl. Eisenbahn-Werkstätten-Inspektion b, Tempelhof bei Berlin.
Haas, Geheimer Baurat, Vortragender Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Charlottenburg.
Hoppe, Paul, Ingenieur, Westend-Charlottenburg.
Meyer, Max, Regierungs- und Baurat, Vorstand der Kgl. Maschinen-Inspektion I, Berlin.
Müller, Carl, Geheimer Ober-Baurat, Vortragender Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Mitglied des Technischen Ober-Prüfungsamtes, Berlin.
Patrunky, Heinrich, Regierungs- und Baurat, Vorstand der Kgl. Werkstätten-Inspektion I, Mitglied des Kaiserl. Patentamtes, Berlin.
Pforr, Philipp, Regierungsbaumeister a. D., Berlin.
Schramke, Franz, Eisenbahn-Bauinspektor, Vorstand der Kgl. Eisenbahn-Werkstätten-Inspektion IIb, Berlin.
Unger, Maximilian, Regierungs- und Baurat, Vorstand der Kgl. Maschinen-Inspektion Berlin 5, Berlin.
Vogel, Friedrich, Dr. phil., Professor, Charlottenburg.
Wichert, Ober-Baudirektor und Abteilungsdirigent im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Mitglied der Akademie des Bauwesens und des Technischen Ober-Prüfungsamtes, Berlin.
Wittfeld, Gustav, Geheimer Baurat, Vortragender Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Berlin.
 
Zum Ausschuß über die Verwendung des von den Wagen- und Lokomotivfabriken gestifteten Fonds gehörten 1906 die Herren:
Glasenapp, P., Regierungs- und Baurat a. D., Fabrikdirektor, Breslau.
Gredy, Franz, E., Fabrikdirektor, Charlottenburg.
Herr, Fr., Geheimer Baurat, Mitglied der Kgl. Eisenbahndirektion, Berlin.
Klose, Ad., Ober-Baurat a. D., Berlin.
Koettgen, Albert, Eisenbahn-Bauinspektor a. D., Fabrikdirektor, Köln-Deutz.
Radok, E., Kommerzienrat, Direktor der „Union-Gießerei”, Königsberg i. Pr.
Rumschoettel, H., Geheimer Baurat, Berlin.
Schlesinger, Viktor, Geheimer Baurat, Vorstand der Kgl. Werkstätten-Inspektion a, Tempelhof bei Berlin.
Thuns, Conrad, Regierungsrat, Mitglied des Kaiserl. Patentamtes, Groß-Lichterfelde.
Wichert, Ober-Baudirektor und Abteilungsdirigent im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Mitglied der Akademie des Bauwesens und des Technischen Ober-Prüfungsamtes, Berlin.
Wittfeld, Gustav, Geheimer Baurat, Vortragender Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Berlin.
 
Ein „Technischer Ausschuß” tritt erst mit dem Statut vom Jahre 1920 in die Erscheinung. Seine Zusammensetzung zur Zeit des 50 jährigen Jubiläums geht aus S. 23 hervor.
 
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Ausschuß für Geselligkeit
 
Zur Pflege des gesamten Vereinslebens wurde am 13. Mai 1881 neben einer literarischen Vertretung eine Kommission für die Vorbereitung von Ausflügen gewählt. Aus dieser Kommission hat sich im Laufe der Jahre der Geselligkeits-Ausschuß entwickelt, der unter dem langjährigen Vorsitz des Eisenbahn-Direktors Hennig und Callam den vom Verein veranstalteten Festlichkeiten von Anfang an jene Harmonie verlieh, die nur wahre Fröhlichkeit mit vornehmer Gesellschaftsform zu schaffen imstande waren.
 
In den Jahren 1881 — 1884 ist nichts von geselligen Veranstaltungen bekannt gegeben. Vermutlich haben solche auch nicht stattgefunden; denn am 24. Februar 1885 setzte sich Regierungs-Maschinenmeister Schrey für die Hebung der Geselligkeit im Verein ein.
 
Am 24. Februar 1885 faßte der Verein zwei für die Pflege des geselligen Lebens überaus wichtige Beschlüsse, wonach
  1. im Anschluß an die Vereinsversammlungen ein geselliges Beisammensein in den unteren Restaurationsräumen des Architektenhauses stattfinden solle und
2. eine ständige Vergnügungskommission gewählt werden solle, die gleichzeitig für Exkursionen zu sorgen hätte,
in Übereinstimmung mit Aristoteles, nach dem das Vergnügen als Labsal nach Mühe und Arbeit, als Heilmittel gegen den Zerfall der Kräfte, anzusprechen ist, die jede sorgenvolle Tätigkeit mit sich bringt.
 
Die alljährlich veranstalteten Wintervergnügen verschafften den Mitgliedern und deren Damen unvergeßlich schöne Stunden. Es war ein edler Wettbewerb in der Verfassung von Dramen und Festgedichten, in der darstellerischen Kunst auf der Bühne, in Festreden und sonstigen musikalischen Darbietungen. Ein jeder gab sein Bestes, um das Ansehen des Vereins nach außen zu festigen. Was der Geselligkeitsausschuß im Laufe der zurückliegenden Jahre geleistet hat, das möge man aus dem folgenden Verzeichnis der Veranstaltungen entnehmen.
 
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Bewegung der Mitgliederzahl
des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure bzw.
der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft
in den Jahren 1881 — 1930

 
Nach dem Versammlungsbericht vom 13. Januar 1882 hat sich der Verein anfangs Januar mit 36 Unterschriften unter dem ersten Aufruf gebildet und am 11. März 1881 mit 54 Mitgliedern konstituiert. Welche Entwicklung der Verein genommen hat, geht am besten aus der folgenden Aufstellung hervor, die durch das Kurvenbild veranschaulicht wird.
 
Mitgliederzahlen
 
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Annalen für Gewerbe und Bauwesen
 
Die Gründung der Annalen erfolgte 1. Juli 1877, also zu einer Zeit, wo die vaterländische Industrie aufs Tiefste darnieder lag, wo der Kampf „hie Freihandel — hie Schutzzoll” in der Presse, in den Fachvereinen und in den Parlamenten tobte. Die von dem ersten Kanzler des Deutschen Reiches erfolgreich durchgesetzte Wirtschaftspolitik wirkte segensreich auf den deutschen Gewerbefleiß und verschaffte vielen tausenden fleißiger Hände die lang vermißte lohnende Tätigkeit. Fast zu gleicher Zeit mit dieser politischen Tat kam ein Gesetz, das ebenfalls befruchtend und fördernd auf sämtliche Zweige unserer Gewerbetätigkeit einwirkte: Das Reichspatentgesetz.
 
Mit den „Annalen” wurde eine fühlbare Lücke in der technischen Literatur ausgefüllt. In dem 1. Heft der „Annalen” brachte deren Herausgeber, F. C. Glaser, der Mitbegründer des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure, einen Aufsatz über „Normalien für Herstellung, Abnahme und Garantie der Eisenbahnschienen”. Wie zeitgemäß diese Forderung war, ging schon aus der Tatsache hervor, daß 59 verschiedene Schienenprofile allein auf die deutschen Bahnen entfielen. In Nr. 11 der „Annalen” erschien ein Aufsatz Bernhardis „Die Eisenindustrie in ihrer Entwicklung seit 1873 nach amtlicher Statistik”, womit das Verständnis für die Pläne des Altreichskanzlers in die weitesten Kreise unseres Volkes und dessen Vertreter getragen wurden. Gebührende Anerkennung muß dem Herausgeber der „Annalen” F. C. Glaser gezollt werden, der es verstand, sich geeignete Mitarbeiter für das spätere Vereinsorgan heranzuziehen. So außer dem bereits genannten Handelskammer-Sekretär Bernhardi, Prof. Beylich-München, Wirkl. Geh. Ober-Regierungsrat a. D. Hartwich, Baumeister C. Reiche, in Firma Davy, Donath & Co., Ingenieur F. Schotte und Ingenieur J. Tenner.
 
Die Interessensphäre der „Annalen” vergrößerte sich durch die Veröffentlichung der Sitzungsberichte des Vereins für Eisenbahnkunde, von denen der erste am 12. Februar 1878 in Nr. 17 erschien, und 2 Jahre später durch die Beifügung der vordem von ihm herausgegebenen „Mitteilungen aus der Tagesliteratur des Eisenbahnwesens” als Beilage.
 
Wenn wir heute mit Stolz auf die Leistungen unserer Deutschen Reichsbahn blicken, so haben auch hieran die „Annalen” ihr Scherflein dazu beigetragen. Sind doch die „Annalen” seit 1878 stets für die Verstaatlichung der Eisenbahnen eingetreten, indem sie, auf die Artikelserie Jaquemin's in der Revue des deux Mondes hinweisend, die Frage untersuchten, ob ein Staat im Interesse seiner eigenen Existenz und Würde und im Interesse seiner Bürger die Pflicht hat, den Bau und Betrieb der Eisenbahnen in seinem Lande zu übernehmen.
 
Neben dieser öffentlichen Frage haben die „Annalen” zielbewußt auf die Hebung des Standes der Maschinentechniker sowohl innerhalb der Privatindustrie als auch des staatlichen Beamten-Organismus hingearbeitet und mit großem Geschick die Gegensätze gemildert und die beteiligten Kreise zur Wahrung der gemeinsamen Interessen zusammengeführt.
 
Am 12. März 1881 wurden die „Annalen für Gewerbe und Bauwesen” das Organ des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure, der späteren Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft, wodurch der Inhalt der „Annalen” durch die Veröffentlichung der gehaltenen Vorträge sich noch reichhaltiger gestaltete.
 
Am 1. April 1887 übernahm Reg.-Baumeister L. Glaser die Redaktion der „Annalen”, die nach dem Tode von F. C. Glaser in seinen Besitz übergingen.
 
Nach dem Tode von L. Glaser ging die Zeitschrift auf seinen Sohn Dr.-Ing. L. C. Glaser über, der 1918 den Rahmen der „Annalen” durch die Herausgabe der „Fortschritte der Technik” erweiterte, von denen 3 Hefte erschienen sind:
 
  Heft 1: „Der Dampfverbrauch und die zweckmäßige Zylindergröße der Heißdampflokomotiven” von Regierungs- und Baurat G. Strahl,
Heft 2: „Das Pilgerschritt-Rohrwalzverfahren” von Dr.-Ing. G. de Grahl, Kgl. Baurat,
Heft 3: „Ueber die Verwendung von Selbstentladern im öffentlichen Verkehr der Eisenbahnen” von F. Dütting, Oberbaurat.
 
Mit dem Schluß des Jahres 1921 übernahm Dr. Max Glaser, dessen Vater F. C. Glaser vor 44 Jahren die „Annalen” gegründet hatte, das Organ der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft, in dem Bestreben, dessen Inhalt derart auszugestalten, daß die Zeitschrift auf dem Gebiete des Verkehrswesens und des Maschinenbaus nach wie vor führend blieb.
 
Die Schriftleiter der „Annalen” waren:
  1877 — 1887: F. C. Glaser, Geh. Kommissionsrat, Mitbegründer des Vereins Deutscher Maschineningenieure und dessen Ehrenmitglied (vgl. Seite 26),
 
Ludwig Glaser
 
  1887 — 1915: Ludwig Glaser, Kgl. Baurat, Patentanwalt, geb. 18. November 1857, gestorben 22. Dezember 1915.
  Ab 1916 mit kurzer Unterbrechung:
  Paul Denninghoff, Geh. und Ober-Regierungsrat, langjähriges Mitglied des Patentamtes, Ehrenmitglied der DMG (vgl. S. 46).

L. Glaser bekleidete mehrere Jahre das Amt eines gerichtlichen Sachverständigen für Patent- und Gebrauchsmuster-Sachen und hat sich auf diesem Spezialgebiete solches Ansehen erworben, daß er 1898 bei der gesetzlichen Regelung der Verhältnisse der Patentanwälte zur Mitarbeit seitens der Regierung herangezogen und 1900 in die Liste derjenigen Patentanwälte aufgenommen wurde, aus denen für die Spruchsitzungen des Ehrengerichts und des Ehrengerichtshofes die Beisitzenden ausgelost wurden. Seine große geschäftliche Gewandtheit paarte sich mit seinem auf ruhiges Abwägen aufgebauten Urteil. Von tiefstem Wahrheitsgefühl durchdrungen, vertrat er das von ihm als recht und billig Erkannte mit Geschick und Nachdruck, ließ sich aber stets von seinem Irrtum überzeugen, wenn ihm ein solcher nachgewiesen werden konnte.
 
Trotz der ihm zufallenden großen und vielseitigen Aufgaben fand er stets Zeit und Muße, sich dem VDM als Mitglied des Geselligkeits-Ausschusses und als Säckelmeister zu widmen. Als Schriftleiter der „Annalen” ließ er sich besonders die zielbewußte und taktvolle Vertretung der Interessen des Standes der Maschinen-Ingenieure angelegen sein, für die ihm der Verein seine dauernde Dankbarkeit bewahren wird. Als Ludwig Glaser auf eine 25 jährige Mitgliedschaft im Geselligkeits-Ausschuß zurückblicken konnte, stifteten ihm die Ausschußmitglieder in Anerkennung seiner unermüdlichen Tätigkeit und in Hochschätzung seiner Person einen silbernen Pokal.
 
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Entwicklung der Maschinentechnik
im Spiegel der Vorträge

Vorwort
 
Unsere Vorträge zeigen die Entwicklung im Fortschritt der Maschinentechnik. Der Verein deutscher Maschinen-Ingenieure und die Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft legten stets Wert darauf, ihre Mitglieder nicht allein auf den Spezialgebieten weiter fortzubilden bezw. zu unterrichten, sondern auch die Wissenschaft der Nachbargebiete zu pflegen, und zwar aus der Erkenntnis heraus, daß neue Anregungen für die Maschinentechnik nur immer wieder hieraus geschöpft werden können. Dadurch wurde eine einseitige Einstellung der Maschinentechniker nicht nur vermieden, sondern manche Brücke zum Verständnis der verwandten Wissenschaftsgebiete geschlagen, die für die Erreichung des gemeinschaftlichen Zieles, die Hebung des Ansehens der Technik, unerläßlich ist.
 
Wegen der Vielseitigkeit der Vortrags-Themata glaubte Verfasser der Festschrift, diese in einzelne Fachgebiete unterteilen zu müssen, um bei Benutzung dieses Quellenschatzes die wünschenswerte Orientierung zu schaffen. Die vielen Spezialgebiete im Eisenbahnfache machten es unmöglich, von der Einteilung Gebrauch zu machen, wie sie z. B. der Verein Deutscher Ingenieure bei seiner „Chronik” (1923 bis 1926) zu Grunde gelegt hat. Die Vorträge sind auf 25 Fachgebiete nach besonderer Aufstellung (S. 74) beschränkt worden. Wenn auch diese keinen Anspruch auf Lückenlosigkeit machen kann, so geht doch aus ihr das Interesse für die Reihe von Wissenschaftsgebieten hervor, die die Behauptung unserer Fachgegner widerlegen dürfte, wir Techniker hätten uns durch Spezialisierung von den Urquellen der bisher geläufigen Humaniora fortreißen lassen. Behauptete doch Mommsen gelegentlich eines Stiftungsfestes der Akademie der Wissenschaften: „Sie — auf die Spezialisten hinweisend — halten nur zu leicht für einen Kreis, was nur ein Kreissegment ist.”
 
Die breiteste Basis unserer Vorträge füllen die Zeitfragen aus. Der literarische Ausschuß, der ungefähr 10 Jahre wirkte, verstand es, aus Welt- bezw. Sonder-Ausstellungen, aus Reiseeindrücken im In- und Auslande, aus der einheimischen und fremdländischen Literatur das Wissenswerte herauszuschälen und durch Vorträge geeigneter Mitglieder zur Diskussion zu stellen, um hieraus für das Bildungswesen oder die Neuorganisation von Werkstätten Nutzen zu ziehen. Diese Gepflogenheit hat sich 50 Jahre hindurch erhalten. Die Zeitfragen (Fachgebiet 4) betreffen die Ausbildung der höheren Techniker an den Technischen Hochschulen, die Prüfungsvorschriften, Aussichten über die Anstellungsverhältnisse usw. und in ähnlicher Weise die Heranbildung tüchtiger Arbeiter in den Eisenbahnwerkstätten: das Lehrlingswesen, den Werkstättenunterricht, die Arbeiterfürsorge, die Hebung des Arbeitswillens, Lohnwesen, Psychotechnik und Betriebswissenschaft, Technische Nothilfe, Stellung der Maschinentechnik zur sozialen Frage, Gewerbeinspektionsdienst u. a. Besonderes Interesse erweckten Vorträge über die geschichtliche Entwicklung der Normalien (1895), technische Einheiten, Lieferungsbedingungen, Ersparnisse im Eisenbahnbetriebe, Materialprüfung, Metallographie, Prüfstände, Darstellungen von Lokomotivleistungen, Forschungsarbeiten über Widerstände in Kurven, dynamischer Massenausgleich schnellaufender Massen usw.
 
Als der Krieg zu Ende war, wurde eine Reihe von Vorträgen angeregt, um festzustellen, welche Maßnahmen bezüglich der Ersatzstoffe bleibenden Wert für die Maschinentechnik haben dürften.
 
Es würde zu weit führen, alle die hier unter 4 zusammengefaßten Vorträge anzuführen, indes möchte ich im Hinblick auf die Gegner der Technik nur noch jene Vorträge nennen, die z. T. dem Gebiete der physikalischen und philosophischen Wissenschaften angehören. Es sind dies Vorträge wie „die einheitliche Zeit in Deutschland (1889)”, über Kalenderreform, astronomische Fernrohre, Mechanik der magnetischen Erscheinungen, Physik des Äthers, kurze Wellen, Kathodenstrahlen, Bildtelegraphie, Technik der Filme, mathematische Probleme, Konstruktion der Knochen im Lichte der Graphostatik, Naturschutz und Wasserkraftanlagen, Wirtschaftchemie auf den Hochschulen, Verflüssigung von Kohle, Technische Wörterbücher, Goethes Beziehungen zur Technik und letzten Endes der in Aussicht genommene Jubiläumsvortrag „Philosophie und Technik.”
 
Jedenfalls haben die mannigfaltigen Themata zur Weiterentwicklung der Maschinentechnik wesentlich beigetragen, was noch an folgenden Aufsätzen gezeigt werden wird.
 
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Vorträge 1881 - 1931
 
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Schlußwort
 
Der Festausschuß der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft, der der Verfasser der Festschrift angehört, übergibt den Mitgliedern und ihren Jubiläumsgästen die vorliegende Festschrift. Möge sie der heranwachsenden akademischen Jugend nicht nur als geschichtliches Nachschlagewerk, sondern als Ansporn dienen, den in ihr steckenden Wissensdrang kinetisch zu gestalten.
 
Die Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft hat als Teil des Deutschen Verbandes Technisch-Wissenschaftlicher Vereine ihr Scherflein zur Hebung des Ansehens der Technik durch die Tat beigetragen. Die mit der Gründung des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes 1821 von Beuth ausgesprochene Mahnung: „Die Zeit der Bequemlichkeit ist dahin, die Zeit der Not ist eingetreten; es ist die Zeit der Anstrengung” hat für die Techniker erhöhte Bedeutung. Die Leistungsfähigkeit unserer Industrie ist über den Bedarf hinausgewachsen und Absatzsorgen nehmen unser ganzes Denken in Anspruch. Es wird sich deshalb als notwendig erweisen, technische Abordnungen ins Ausland zu senden, um unseren Export zu erhöhen; er allein ist imstande, Deutschlands Verpflichtungen zu erfüllen. Zur Deckung der uns auferlegten 2 Milliarden RM Reparationen gehört bei einem Gewinn von nur 5 % ein Export von 40 Milliarden RM, dem unsere Industriewerke durchaus gewachsen sind.
 
Der Verfasser der Festschrift schuldet seinen Kollegen der Festkommission für die bewährte Unterstützung wärmsten Dank. Es sind dies die Herren
 
  Geh. und Oberregierungsrat Hentschel (Vors.), Ministerialrat Brandes, Geh. Regierungsrat Denninghoff, Direktor bei der Reichsbahn Messerschmidt, Reichsbahnoberrat Schmelzer.
 
Dank schulde ich auch allen den Herren, die die Güte hatten, Sonderaufsätze durchzusehen.
 
Meinen besten Dank auch dem gegenwärtigen Herausgeber der Annalen, Herrn Dr. med. h. c. Max Glaser, der mir seine Beamten bereitwilligst zur Verfügung gestellt hat. Vor allem wäre ich ohne die Hilfeleistung meines Freundes, Herrn Geh. Regierungsrat Denninghoff, nicht in der Lage gewesen, die Festschrift rechtzeitig fertigzustellen, da 50 Jahresbände durchgesehen werden mußten.
 
Das Bildnis Beuths stammt aus der Chronik der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin, Verlag der Firma Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin.
 
Den Kupferstich der Technischen Hochschule und das Musikprogramm erhielt ich von der Firma Ernst Wasmuth Verlag A.-G., Berlin.
 
Das „Begräbniß der Nothkette” ist mir vor Jahren von meinem Freunde und Gönner, Exzellenz Wichert, übergeben worden, der stets eine große Freude hieran gehabt hat. Ich konnte leider den Verfasser dieser köstlichen Idee nicht ermitteln. Die Abbildung verkörpert gewissermaßen Goethes „Stirb und Werde”. Die Notkette hat der selbsttätigen Mittelpufferkupplung weichen müssen, die bereits bei den Großgüterwagen eingeführt ist. Aber das „Stirb und Werde” gilt auch für unser Leben. „Das „Älterwerden”, sagt Eugen Diederichs (Jena) „ist weniger ein Zustand als eine Aufgabe; löst man diese, so ist das Alter mindestens ebenso schön wie die Jugend und der Tod ist dann kein Ende sondern eine Frucht”.

Berlin, im Februar 1931.
 
de Grahl
 
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Inhalts-Übersicht
         
Vorwort
Unsere technischen Bildungsstätten 1
Gründer des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure 5
Mitbegründer und spätere Ehrenmitglieder des Vereins 7
Geschichte der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft 1881 — 1906 8
Geschichte der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft 1907 — 1931 13
Unsere Ehrenmitglieder 25
Technischer Ausschuß 51
Ausschuß für Geselligkeit 54
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
  Vorstand 1881 — 1920 (alphabetisch geordnet) 55
  Vorstand 1881 — 1920 (zeitlich geordnet) 56, 59
Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft
  Vorstand 1921 — 1930 (zeitlich geordnet) 60
  Vorstand 1921 — 1930 (alphabetisch geordnet) 65
Bewegung der Mitgliederzahl des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure bzw. der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft in den Jahren 1881 — 1930 66
Annalen für Gewerbe und Bauwesen 67
Inhalt des Jubiläumsheftes von Glasers Annalen 71
Entwicklung der Maschinentechnik im Spiegel der Vorträge
  Vorwort 73
Vorträge 1881 — 1931 74
Dampfmaschinen und Turbinen 76
Werkstättendienst der Deutschen Reichsbahn 80
Beleuchtung von Eisenbahnwagen 95
  1. Beleuchtung mit Kerzen, Öl, Gas 95
  2. Elektrische Beleuchtung 96
Dampfkessel, Feuerungen, Brennstoffe 103
Bremsen und Kupplungen 108
Eisenbahnfahrzeuge 114
  Allgemeines 114
Elektrische Berliner Stadtbahnwagen 115
Kühlwagen 119
Großgüterwagen 122
Die deutschen Dampflokomotiven in den letzten 50 Jahren 126
Metalle 144
  1. Kupfer und Kupferlegierungen 144
2. Zinn und Blei 145
3. Leichtmetalle 146
Farbanstriche und Lacküberzüge 149
Werkzeugmaschinen 152
Begräbniß der Nothkette 153
Schlußwort 154
Übersicht über die Vorträge in den Jahren 1881 — 1906 156
Übersicht über die Vorträge in den Jahren 1907 — 1930 175
Die vom Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure und der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft erlassenen Preisausschreiben und deren Ergebnisse  
  A. Unter Verwendung von Vereins- und Staatsmitteln 190
B. Beuth-Aufgaben 194
Aufstellung betreffend gesellige Veranstaltungen des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure bzw. der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft 197
         
 
 
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