[HomeHistorieDMG-Geschichteaus der VDMI-Festschrift 1881 - 1906] | |
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Der nachfolgende Auszug enthält die Seiten
1 bis 50 der „Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure” Im Auftrage des Vereinsvorstandes bearbeitet von dem ersten stellvertretenden Vorsitzenden, Geheimen Regierungsrat M. Geitel. Berlin 1906. Druck von Gebrüder Grunert in Berlin SW. |
(Der wiedergegebene Originaltext wurde nicht auf die
neue Rechtschreibung umgestellt. Um dies zu kennzeichnen, ist er in der Schriftart
„Times New Roman” wiedergegeben, die außer zur Wiedergabe historischer
Texte auf der DMG-Website nicht verwendet wird. Der in der Originalfestschrift durch
Verwendung einer Frakturschrift vom übrigen Schriftbild deutlich abgesetzte
akademische Grad „Dr.-Ing.” ist in der nachfolgenden Wiedergabe nicht
in einer anderen Schrift dargestellt, da es dieses Erfordernis aus früherer Zeit
– der kaiserliche Erlass vom 11. Okt. 1899 schrieb „deutsche
Schrift” vor – seit langem nicht mehr gibt.) |
[ 1881 – 1886]
[ 1887 – 1891] [ 1892 – 1896] [ 1897 – 1901] [ 1902 – 1906] [ Mitglieder des VDMI-Vorstands für 1906] [ Mitglieder der VDMI-Ausschüsse für 1906] |
Die hier nicht wiedergegebenen Seiten 51 bis 64 der Festschrift enthalten die in den Jahren von 1881 bis 1906 vom Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure herausgegebenen 58 Preisausschreiben und deren Ergebnisse. Sie können sich diese Seiten hier herunterladen: VDMI-Preisausschreiben 1881 - 1906 (pdf-Dokument, ca. 6,1 MB). |
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Im Dezember 1880 erließ eine Anzahl von Maschinen-Ingenieuren an ihre Fachgenossen folgenden Aufruf: | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der diesem Aufruf beigelegte Entwurf einer Satzung hatte eine Auswahl der zum Eintritt in den Verein zuzulassenden Fachgenossen vorgesehen, in der richtigen Voraussicht, daß nur durch die Auswahl der besten Kräfte der Berufsklasse und durch das Zusammenwirken dieser Kräfte die Zwecke der angestrebten Vereinigung erreicht werden könnten. Demnach forderte § 4 hinsichtlich der ordentlichen Mitglieder, daß sie mindestens 30 Jahre alt sein und in einer selbständigen oder verantwortlichen Stellung sich befinden sollten, während hinsichtlich der außerordentlichen inländischen Mitglieder das Mindestalter von 24 Jahren und akademische Bildung verlangt wurde. Trotz dieser erheblichen Einschränkung der Aufnahmefähigkeit konnten die Unterzeichner des Aufrufes mit Genugtuung sich eines überaus erfreulichen Erfolges rühmen, indem 137 Fachgenossen demselben sofort Folge leisteten. Die konstituierende Versammlung fand in Gegenwart von 54 Mitgliedern am 11. März 1881 statt, und dieser Tag ist daher als der Geburtstag des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure festzustellen. Die konstituierende Versammlung wurde eröffnet vom Direktor Stahl-Stettin und vollzog sich dann unter dem Vorsitz des Geheimen Kommerzienrats Schwartzkopff; Schriftführer waren die Regierungs-Maschinenmeister Ahrendts und Schrey. Als Zweck des Vereins gab § 1 der in dieser Versammlung angenommenen Statuten die Förderung der gemeinsamen Interessen des gesamten Maschinenbaufaches in technischer und wirtschaftlicher Beziehung an; diese Förderung sollte erreicht werden durch Vorträge, durch Veröffentlichungen sowie durch Ausschreiben von Preisaufgaben. Aus der nach Annahme der Statuten vorgenommenen Wahl der Vorstandsmitglieder gingen hervor: |
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Der Vorstand trat bereits am folgenden Tage zu seiner ersten
Sitzung zusammen und erwählte zu seinem Vereinsorgan
Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen. Die Vereinsversammlungen
fanden im Architektenhause zu Berlin statt und werden dort bis auf den heutigen
Tag abgehalten. In der am 8. April abgehaltenen ersten ordentlichen Versammlung hatte leider der Vorsitzende, Zivil-Ingenieur Veitmeyer, die traurige Pflicht zu erfüllen, dem am 26. März inmitten seiner Amtspflicht aus dem Leben abberufenen Mitgliede, Geheimen Regierungsrat Professor Hermann Wiebe, den Abschiedsgruß nachzurufen. Mit Recht hob der Redner hervor, daß das Streben Wiebes, des ersten Rektors der aus der Vereinigung der Bauakademie und der Gewerbeakademie gebildeten Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin, von Jugend auf darauf gerichtet war, sein Fach und seine Fachgenossen auf die ihnen gebührende Stellung zu heben, ein Streben, daß ihn so recht zu einem Gründer unseres Vereins gemacht hatte. Schon diese erste Versammlung nahm einen das in demselben verkörperte Streben kennzeichnenden Verlauf. Den Vortrag des Abends hielt Professor Georg Meyer: Über die Bedeutung und den gegenwärtigen Stand der Maschinentechnik. Am Schlusse seines Vortrages kam der Redner auch auf das Verhältnis der drei Hauptgruppen der Techniker, der Architekten, Bau-Ingenieure und Maschinen-Ingenieure zu sprechen, indem er hierbei feststellte, daß man den Technikern im allgemeinen nicht diejenige Stellung einräume, die ihnen vermöge ihres Wissens und Könnens zukomme, daß aber die Gruppe der Maschinen-Ingenieure hierin am weitesten zurückstehe. Mit gebührendem Dank wurde hervorgehoben, daß die Maschinen-Ingenieure in dem Abgeordneten Berger einen beredten Anwalt gefunden, aus dessen am 18. Februar 1881 im Preußischen Abgeordnetenhause gehaltener Rede der Vortragende folgende jeden unserer Fachgenossen immer und immer wieder zu erneutem Danke verpflichtende goldene Worte zitierte: |
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Als Mittel, die Stellung der Techniker im allgemeinen und der Maschinen-Ingenieure im besonderen zu heben, empfahl Herr Professor Meyer: | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Dieser Vortrag wurde verdientermaßen mit allgemeinem Beifall
belohnt, und seine Motive ziehen sich gleichsam wie ein roter Faden durch
die gesamte Tätigkeit unseres Vereins hin. Die Devise: „dem Maschinen-Ingenieur
das, was ihm gebührt” bildete von Anfang das Losungswort, unter dem der
Verein bis auf den heutigen Tag suaviter in modo, fortiter in re gestrebt
hat. Die Pflege des gesamten Vereinslebens konnte bei der schnellen Zunahme, deren sich der junge Verein erfreute, unmöglich vom Vorstand allein hinreichend ausgeübt werden, und es erfolgte daher in der am 13. Mai 1881 abgehaltenen Versammlung die Wahl einer literarischen Vertretung und einer Kommission für die Vorbereitung von Ausflügen. Die der literarischen Vertretung zugewiesene Aufgabe ging dahin, diejenigen Abhandlungen, welche in deutschen und ausländischen Zeitschriften und Büchern erschienen und die ihrem Inhalt nach geeignet waren, zur Hebung und Belehrung des Standes der Maschinentechniker beizutragen, zu besprechen und in dem Vereinsorgan in einer ihr geeigneten Form zur Veröffentlichung zu bringen. Aus der Kommission für Ausflüge hat sich allmählich im Laufe der Jahre der Geselligkeitsausschuß entwickelt. Die Tätigkeit dieses Ausschusses ist in sofern eine überaus segensreiche gewesen, als der Ausschuß, dank seinen langjährigen Vorsitzenden, Eisenbahndirektor Hennig und Eisenbahndirektor Callam, es verstanden hat, den vom Verein veranstalteten Festlichkeiten von Anfang an eine Form zu verleihen, welche wahre Fröhlichkeit mit vornehmer äußerer Form zu einem harmonischen Ganzen vereinte und außerordentlich viel dazu beigetragen hat, das Ansehn des Vereins nach außen hin zu festigen. Als Glück verheißendes Omen für das Gedeihen des jungen Vereins möge hier die am 16. Mai 1881 erfolgte Inbetriebnahme der ersten elektrischen Eisenbahn der Erde zu Lichterfelde bei Berlin genannt werden. Ein ferneres Glück verheißendes Vorzeichen bildete die Berufung des ersten Maschinen-Ingenieurs, des Königlichen Eisenbahndirektors Stambke-Elberfeld, in das Preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Durch diese Berufung des ersten Fachgenossen in die höchste Zentralstelle war ein langgehegter Wunsch der Maschinentechniker in Erfüllung gegangen. Auf die von uns vorstehend wiedergegebene Äußerung des Abgeordneten Berger hatte der Regierungskommissar, Ministerialdirektor Schneider, in der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 18. Februar 1881 erwidert, „daß im Etat einige neue Ratsstellen im Ministerium vorgesehen seien und daß die Möglichkeit vorhanden wäre, eine dieser Stellen mit einem Maschinentechniker zu besetzen”. Alsbald nach seiner Übersiedelung nach Berlin ließ Herr Eisenbahndirektor Stambke sich in unsern Verein aufnehmen. Was derselbe in seiner späteren glänzenden Laufbahn als Geheimer Ober-Baurat und vortragender Rat, als oberster maschinentechnischer Beamter der Preußischen Staatsbahnen unserem Fache und unserem Vereine gewesen ist, wird für ewige Zeiten in der Geschichte unseres Faches und unseres Vereins, dem er viele Jahre als Vorstandsmitglied angehört hat, verzeichnet bleiben. Der Verein ließ es sich von Anbeginn an angelegen sein, seinen Mitgliedern möglichst interessante Vorträge zugänglich zu machen; die während des ersten Vereinsjahres behandelten Themata waren folgende: Professor Georg Meyer: Über die Bedeutung und den gegenwärtigen Stand der Maschinentechnik. — Direktor Jüngermann: Über die Maschinen der Elberfelder Wasserwerke. — Fabrikbesitzer J. Pintsch: Über Fettgasbeleuchtung. — Maschinenmeister Garbe: Technologie der Eisenbahnwerkstätten. — Ingenieur Goebel: Präzisionssteuerung von Turbinen. — Maschinenfabrikant Hoppe: Über gewerbliche Zeitfragen der Gegenwart. — Wirklicher Admiralitätsrat Brix: Über den jetzigen Stand der Panzerplatten-Fabikation. Schon am 16. und 17. Juni 1881 unternahm der Verein einen Ausflug nach Stettin zur Besichtigung der dortigen großartigen Anlagen der Stettiner Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft „Vulcan”. In der ersten Sitzung des neuen Vereinsjahres am 13. Januar 1882 konnte der Vorsitzende mit Genugtuung darauf hinweisen, daß die Zahl der Mitglieder sich auf 242 belief. In derselben Versammlung begründete der Regierungs-Maschinenmeister von Borries einen Antrag, betreffend eine zweckmäßigere Ausbildung der Maschinentechniker, nämlich Dauer und Art der praktischen Arbeiten, Dauer der Studienzeit, die weitere Ausbildung im Staatsdienst als Konstrukteur, Abnahme-Kommissar, Betriebs- und Werkstätten-Beamter, in der Privatpraxis als Konstrukteur und Betriebsleiter für bestimmte Branchen. Der Antrag selbst lautete: |
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Derselbe wurde seitens des Vereins als so wichtig erachtet, daß
zu seiner Bearbeitung eine aus 7 Herren bestehende Kommission eingesetzt
wurde. Die so überaus wichtige Frage der Ausbildung unserer Fachgenossen
fand zu derselben Zeit in „Glasers Annalen” auf Anregung des
Professor Lüders-Aachen eine
eingehende Besprechung und ist wiederholt Gegenstand von Vorträgen und
Diskussionen gewesen. Einen schweren Verlust erlitt der junge Verein durch das am 21. November 1882 erfolgte Ableben seines Vorstandsmitgliedes, des Königlichen Eisenbahndirektors Hermann Gust. Der Verstorbene, welcher u. a. Mitglied der Akademie des Bauwesens, sowie der technischen Ober-Prüfungskommission seit deren Bestehen war, ist mit der Geschichte des maschinentechnischen Eisenbahnwesens auf's engste verbunden gewesen; es sei nur seiner Grund legenden Mitarbeit an den Normalien für die Betriebsmittel der preußischen Staats-Eisenbahnen, an der Einführung der kontinuierlichen Bremsen und der Fettgasbeleuchtung und an der Ausbildung der Sanitätszüge gedacht. Geboren am 17. Dezember 1832 zu Frankfurt a. O., trat Gust im Oktober 1854, nachdem er das Gewerbeinstitut zu Berlin besucht hatte, zu Breslau in den Dienst der Königlichen Niederschlesisch-Märkischen Bahn ein. Später war Gust dann in den Werkstätten genannter Bahn in Frankfurt a. O. tätig und wurde im Jahre 1863 nach Görlitz in das Bureau der Königlichen Kommission für den Bau der Gebirgsbahn Görlitz–Lauban–Hirschberg versetzt. Am 24. Dezember 1866 erfolgte Gust's Ernennung zum Maschinenmeister, der bereits im Jahre 1869 die Beförderung auf den verantwortungsvollen Posten eines Königlichen Ober-Maschinenmeisters folgte. Von 1877 ab war Gust mit dem Titel eines Königlichen Eisenbahndirektors als Mitglied der Königlichen Direktion der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn tätig. — An seiner Stelle wurde Herr Wirklicher Admiralitätsrat Brix in den Vorstand berufen. Im Sommer des Jahres 1882 unternahm der Verein einen Ausflug nach Magdeburg und Thale a. Harz. Überaus reichhaltig waren andauernd die Vorträge, welche der junge Verein seinen Mitgliedern darbot. So brachte das zweite Vereinsjahr folgende Vorträge und Mitteilungen: Regierungs-Maschinenmeister von Borries: Die Omnibuszüge im Bezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion Hannover. — Maschinenfabrikant Bockhacker: Über universelle Entlastung größerer Brückenwaagen. — Direktor Stahl: Die Reparatur an Lokomotiven. — Eisenbahn-Maschineninspektor Stössger: Mittel und Vorkehrungen, brauchbares Wasser für Dampfkessel zu beschaffen. — Maschinenfabrikant Hoppe: Über gewerbliche Zeitfragen. — Regierungs-Maschinenmeister Herr: Blauel's Zahnradwinde mit selbsttätiger Sperrung und Bremsung durch eine Schraube ohne Ende. — Eisenbahn-Maschineninspektor Klose: Über Kupplungen für Eisenbahnfahrzeuge. — Ober-Maschinenmeister Hennig: Über Eisenbahnwagenräder mit Radscheiben aus Papiermasse. — Ingenieur Krause: Der Dampfkessel-Kontrolapparat Patent Richard Schwartzkopff. — Ingenieur Kapteyn: Über kontinuierliche Bremsen für Eisenbahnfahrzeuge. — Wirklicher Admiralitätsrat Brix: Über die mit Panzerung der Kriegsschiffe zusammenhängenden Arbeiten. — Ingenieur Rotten: Mitteilungen über Patentgesetzgebungen im Auslande. — Eisenbahn-Maschineninspektor Reimherr: Das periodische Schmieren von Eisenbahnfahrzeugen. — Eisenbahn-Maschineninspektor Garbe: Über das Lehrlingswesen in den Staatseisenbahnwerkstätten. — Fabrikbesitzer Pintsch: Über den Ochwadtschen Druck- und Vakuum-Messer. — Eisenbahn-Maschineninspektor Stössger: Der Scharnbergersche Wagen-Achskisten-Unterteil. — Maschinenfabrikant Hoppe: Drehung und Hebung des Kreuzbergdenkmals in Berlin. — Ober-Maschinenmeister Kahl: Pulsometer in Eisenbahn-Wasserstationen. — Ingenieur Möser: Der Manometer-Probierapparat Patent Buchholz. Eine eingehende Besprechung fand auch die wichtige Frage: Liegt ein Bedürfnis vor, nach Einführung des Metermaßes ein metrisches Gewindesystem anzustreben? Am Beginn des Jahres 1883 ging dem Verein durch sein Mitglied, den Ober-Ingenieur Brauser in Burtscheid ein von der gemeinsamen Kommission des Vereins Deutscher Ingenieure und des Verbandes der Dampfkessel-Überwachungs-Vereine aufgestellter Entwurf von Normen für die Untersuchungen an Dampfkesseln und Dampfmaschinen zu, mit dem Ersuchen, der Verein möge sich über diesen äußerst wichtigen Gegenstand ebenfalls äußern. Der Verein beauftragte die Herren Maschinenfabikant Hoppe, Wirklichen Admiralitätsrat Gurlt, Ober-Ingenieur Brauser, Eisenbahn-Maschineninspektor Garbe zunächst sich zu dem Entwurfe gutachtlich zu äußern, welchem Auftrage die Genannten mit dankenswerter Sachlichkeit und Gründlichkeit nachkamen. Am 24. Juni 1883 wurde die in Berlin stattfindende Hygiene-Ausstellung besichtigt. Am folgenden Tage fand ein Ausflug nach Fürstenwalde statt zur Besichtigung der Braunkohlenbergwerke zu Rauen und der Fabrik von Julius Pintsch in Fürstenwalde. Im Laufe des Jahres 1883 wurden folgende Vorträge gehalten: Ingenieur O. Leonhardt: Über den Hauptröhrenstrang der Wasserleitung der Stadt Königsberg i. Pr. — Kommissionsrat F. C. Glaser: Über den Vorlegeklotz für Eisenbahnfahrzeuge des Königl. Eisenbahn-Werkstättenvorstehers Bartsch in Elberfeld. — Fabrikdirektor Jul. Henning: Mitteilungen über Gießerei-Betrieb. — Königl. Eisenbahn-Wekstattsvorsteher Rumschöttel: Mitteilungen über Brücken der Berliner Stadtbahn. — Regierungs-Maschinenmeister von Borries: Über Kompoundlokomotiven. — Eisenbahn-Maschinenmeister Reimann: Über das Warmlaufen der Eisenbahnwagenachsen. — Geheimer Admiralitätsrat Brix: Über Schiffe mit Wasserballastraum. — Wirkl. Admiralitätsrat Gurlt: Instruktion für die Prüfung und Abnahme der für Kessel bestimmten Eisenbleche usw. — Regierungs-Maschinenmeister Kuntze: Über Detail-Konstruktionen der Bremsen an Eisenbahn-Fahrzeugen. — Zivil-Ingenieur Lilienthal: Gefahrloser Dampfmotor für Kleingewerbe. — Ingenieur Ulffers: Über Zapfenlager mit Schalen aus Pergamentpapier. — Fabrikbesitzer Heiser: Über Erfahrungen mit Halbgasfeuerungen bei Dampfkesseln. — Eisenbahn-Maschineninspektor Eibach: Nach welcher Zeit sind Lokomotiven auszurangieren? — Regierungs-Maschinenmeister Schrey: Referat über den in London vom Ingenieur Mackenzie gehaltenen Vortrag, betreffend Widerstand in den Kurven der Eisenbahnlinien als ein Moment der Gefahr. — Regierungs-Maschinenmeister von Borries: Referat über den Bericht des Professor Ludewig über maschinentechnischen Werkstatts-Unterricht. Inzwischen war in der Stellung der Maschinentechniker eine erfreuliche Besserung eingetreten. Die Berufung des ersten Maschinentechnikers in das Preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten haben wir bereits hervorgehoben. Des weiteren hatten die meisten preußischen Eisenbahn-Betriebsämter für die Leitung des Betriebs-Maschinendienstes maschinentechnisch gebildete Hilfsarbeiter erhalten; auch waren einem Teil der preußischen Eisenbahndirektionen maschinentechnisch gebildete Räte zugeteilt, und durch die Ernennung der ehemaligen Königlichen Maschinenmeister zu Maschineninspektoren war die lang ersehnte Gleichstellung derselben mit den Bauinspektoren zur Wirklichkeit geworden. Diese Erfolge verdankten die Maschinen-Ingenieure außer der beredten Fürsprache, welche ihnen im Abgeordnetenhause zu Teil wurde, dem ungetrübten und vorurteilslosen Urteil des damaligen Ministers der öffentlichen Arbeiten, Exzellenz Maybach. Diese den preußischen Staatsmaschinentechnikern zu Teil gewordene amtliche Anerkennung mußte sich notwendiger Weise in der Hebung des allgemeinen Ansehens des gesamten Standes der Maschinen-Ingenieure geltend machen. Wie sehr der Herr Minister von der Gleichberechtigung der höheren technischen und Verwaltungsbeamten überzeugt war, bewies die von ihm im Preußischen Abgeordnetenhause am 21. Januar 1884 abgegebene Erklärung: „Ich bin der Meinung, daß die höheren technischen und Verwaltungsbeamten ganz gleichmäßig zu behandeln sein werden und daß die Anciennität der höheren Techniker vom Baumeisterexamen an zu rechnen ist. Ich wünsche keine Imparität. Es kommt bei der Besetzung der Stellen im höheren Bahndienste nur darauf an, was der Mann leistet, und nicht darauf, wie er seine Kenntnisse gewonnen hat”. Die in dem preußischen Staatshaushaltsetat für 1884/85 bewirkte Einstellung einer Summe von 250 000 M. für die Neuanstellung von Spezialtechnikern zu technisch-polizeilicher Überwachung des Dampfkesselbetriebes gab willkommenen Anlaß, diesen Vorboten der heutigen Gewerbeaufsicht im Schoße des Vereins zu besprechen. In der Versammlung am 12. Januar 1884 stellte der Ober-Ingenieur Abt zu Paris den Antrag „der Verein wolle zum Studium einer praktischen Einheit für die Lokomotivleistung eine Spezialkommission ernennen, die sich mit den Fachvereinen und gelehrten Gesellschaften anderer Länder zu diesem Zwecke in Verbindung setzt und in angemessener Frist definitive Anträge stellt.” Diese Kommission wurde in der Sitzung am 9. Februar 1884 gewählt. In derselben Versammlung beschloß der Verein den Erlaß seines ersten Preisausschreibens. Gegen denselben wurden zwar erhebliche Bedenken finanzieller Natur geltend gemacht, die jedoch von dem Säckelmeister, Kommissionsrat F. C. Glaser, als unbegründet nachgewiesen wurden. Es zeugte für die gedeihliche Entwicklung, die der junge Verein genommen hatte, daß er nach kaum dreijährigem Bestehen bereits eine Summe von 1000 M. für die Prämiierung von Preisaufgaben aufwenden konnte. Ein weiteres bedeutsames Zeichen für die Anerkennung, die der Verein sich bereits erworben hatte, bestand darin, daß dieser sich vorbehalten konnte, hervorragende Lösungen dem Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten mit der Bitte vorzulegen, dieselben der Königlichen technischen Ober-Prüfungskommission zu überweisen und zu gestatten, daß sie bei günstiger Beurteilung durch letztere als häusliche Arbeiten der betreffenden Kandidaten für die zweite Staatsprüfung im Maschinenbaufache angenommen werden dürften. Dieses erste Preisausschreiben stellte folgende Aufgaben: |
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Im Laufe der Jahre haben die Preisausschreiben unseres Vereins
eine stetig wachsende Bedeutung genommen. Um einen besseren Überblick über
diesen wichtigen Zweig unserer Vereinstätigkeit zu gewähren, sind die erlassenen
Preisaufgaben nebst deren Ergebnissen am Schlusse dieser Festschrift ihrem
wesentlichen Inhalte nach zusammengestellt. In der am 10. Mai 1884 abgehaltenen Versammlung gab der vom Regierungs-Maschinenmeister Schrey namens der Kommission zum Studium einer praktischen Einheit für die Lokomotivleistung erstattete umfangreiche Bericht Gelegenheit zu eingehendster Diskussion. Das Ergebnis des Berichts, mit dem der Verein sich einverstanden erklärte, war folgendes: Es darf als konstatiert gelten, daß es zur Zeit nicht möglich ist, die im Lokomotivbetrieb geleistete Arbeit so genau zu bestimmen, daß die bezüglichen Zahlen eine größere Kommensurabilität besäßen, als die jetzt gemessenen Lokomotivkilometer etc. Müssen aber einerseits Lokomotivbetrieb und Statistik sich auf absehbare Zeit mit den trotz ihrer Unvollkommenheiten fest eingebürgerten Maßstäben begnügen, und können Trugschlüsse nur im Bewußtsein der mangelnden Präzision dieser Einheiten vermieden werden, so hat der Lokomotivkonstrukteur andererseits keine Veranlassung, als Ersatz für die altehrwürdige internationale „Pferdestärke” und das „Sekunden-Kilogrammmeter”, welche beide Leistungseinheiten von vollkommen wissenschaftlicher Korrektheit und großer Ausdehnung in der Anwendung sind, die sich auch dem Dezimal-System gut anpassen, ein bisher unbekanntes, unbequemes Vielfaches derselben als neue Leistungseinheit einzuführen und so eine Schranke zwischen dem Lokomotivbau und dem gesamten übrigen Maschinenbau zu errichten. Auf Einladung des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten beteiligte sich der Verein an der auf den 13. November 1884 einberufenen Konferenz zur Beratung der Umgestaltung der allgemeinen Bestimmungen für Vergebung von Leistungen und Lieferungen, sowie der Submissionsbedingungen. Am 2. November 1884 fand in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers und Königs die Feier der Einweihung des neuen Gebäudes der Technischen Hochschule zu Berlin statt; derselben wohnte als Vertreter des Vereins dessen Vorsitzender, Zivil-Ingenieur Veitmeyer, bei. Am 11. und 12. Juli 1884 unternahm der Verein einen größeren Ausflug zur Besichtigung westfälischer Hüttenwerke. An Vorträgen wurden im Jahre 1884 gehalten: Regierungs-Maschinenmeister Leißner: Über hydraulische Hebevorrichtungen mit besonderer Berücksichtigung der für die Hebung des Passagier- und Postgepäcks bei der Berliner Stadteisenbahn getroffenen Einrichtungen. — Maschinenfabrikant Hoppe: Die Entwickelung des Dampfmaschinenwesens in Berlin vor 50 Jahren. — Wirklicher Admiralitätsrat Gurlt: Über den Begriff Kesselexplosion. — Eisenbahn-Maschinenmeister Reymann: Buchführung in Eisenbahnwerkstätten. — Fabrikant Dick: Deltametall. — Regierungs-Maschinenmeister von Borries: Mitteilungen über die weiteren Betriebsergebnisse der Kompoundlokomotiven. — Eisenbahn-Maschineninspektor Reymann: Der Einfluß des Alters von Lokomotiven auf ihre Reparaturkosten. — Professor Ludewig: Über den Bericht der englischen Parlamentskommission über das technische Erziehungs- und Unterrichtswesen. — Dr. J. Treumann: Die mineralischen Schmieröle, deren Prüfung und Wertbestimmung. — Eisenbahn-Maschineninspektor von Borries:Über Kompoundlokomotiven. — Maschinenfabrikant Hoppe: Über Jonvalsche Turbinen. Um die Jahreswende 1884/1885 traten Gerüchte über die bevorstehende Änderung des Titels „Regierungsbaumeister” bezw. „Regierungs-Maschinenmeister” in „Bau-Assessor” so bestimmt auf, daß, wie es in einem in „Glasers Annalen” erschienenen Artikel hieß, „selbst Pessimisten denselben ihre Beachtung nicht versagen konnten”. Bei der hohen symptomatischen Bedeutung einer solchen Möglichkeit konnte es nicht ausbleiben, daß der Verein Veranlassung erhielt, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen; es geschah dieses in der Versammlung am 24. Februar 1885. An diesem Tage waren für den Fragekasten folgende Fragen eingegangen: |
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Bei dem Eintritt in die Verhandlungen wurde mit Worten der
wärmsten Anerkennung und des ehrerbietigsten Dankes wiederholt der großen
Verdienste gedacht, welche sich der Herr Minister
Maybach um die Hebung der Stellung der technischen Beamten im allgemeinen
und besonders der Staats-Maschinenbaubeamten erworben habe; es wurde hervorgehoben,
daß die geplante Titeländerung nach dem darüber Bekanntgewordenen wahrscheinlich
den gleichen Zweck verfolge, und der Verein daher gewiß einstimmig eine zustimmende
Kundgebung an den Herrn Minister beschließen würde, wenn man wüßte, daß eine
solche Manifestation zur Zeit für die Sache ersprießlich und dem Ressortchef
nicht unerwünscht sein würde. Da hierüber jedoch keine Gewißheit vorliege, so
erscheine es nicht opportun, eine bezügliche Beschlußfassung herbeizuführen.
— An Stelle einer Beschlußfassung fand eine eingehende Darlegung des
gegenwärtigen und des demnächst zu erwartenden Standes der Techniker im Verhältnis
zu den administrativen Staatsbeamten statt. Hierbei wurde auf Grund des Vorganges
des „Forst-Assessor”, der nach wie vor bei der Anstellung zum
„Oberförster” ernannt werde, als höchst wahrscheinlich festgestellt,
daß auch bei den „Bau-Assessoren” die etatsmäßige Anstellung mit
der Verleihung eines spezifisch fachtechnischen, aber für Bau und
Maschinenbau gemeinsamen Titels, verknüpft sein werde. „Kein Fachgenosse”,
so heißt es dann in dem betreffenden Sitzungsbericht, „wird zugeben
wollen und können, daß er sich nicht für berechtigt halte, bei offener Darlegung
seines Bildungsganges durch seinen Titel den Assessorrang zu bekleiden. Muß es
als ein Opfer bezeichnet werden, wenn die Angehörigen der technischen Fächer
den ihnen gebührenden Rang durch die Annahme eines ihnen bisher fremden Titels
erkaufen müssen, so darf doch auch nicht verkannt werden, daß die Wahrung unserer
fachlichen Würde durch die Beibehaltung eines spezifisch technischen Titels in
der etatsmäßigen Stelle gesichert scheint, und daß es schließlich nur zur
Hebung dieser fachlichen Würde in den Augen der Gesellschaft und des Volkes
dienen kann, wenn es erst des Durchganges durch die Assessorenschaft bedarf,
um eine etatsmäßige technische Stelle erlangen zu können. — Der Herr
Minister beweist nur erneut, wie sehr er von der Notwendigkeit der baldigen
Beseitigung der uns schwer bedrückenden Disparität überzeugt ist, wenn er nach
dem Grundsatze „bis dat, qui cito dat” nunmehr die baldige Herbeiführung
der Gleichberechtigung, selbst unter Auferlegung eines kleinen Opfers, für
zweckentsprechender hält, als die bei Umgehung des Opfers unvermeidlich scheinende
Hinausschiebung der Wohltat.” Bekanntlich hat sich die Einführung des Titels „Bau-Assessor” in Preußen nicht verwirklicht. In der Versammlung am 24. Februar 1885 mußte leider festgestellt werden, daß das erste vom Verein erlassene Preisausschreiben nur eine Lösung der einen Aufgabe gefunden hatte, und daß diese Lösung zur Erteilung des ausgesetzten Preises nicht geeignet war. In derselben Versammlung faßte der Verein zwei für dessen geselliges Leben überaus wichtige Beschlüsse. Dieselben gingen dahin, daß 1. im Anschluß an die Vereinsversammlungen ein geselliges Beisammensein in den unteren Restaurationsräumen des Architektenhauses stattfinden solle, und daß 2. eine ständige Vergnügungskommission gewählt werden solle, die gleichzeitig eine Exkursionskommission sei. In derselben Versammlung hatten 13 Vereinsgenossen, welche dem Verein als außerordentliche Mitglieder angehörten, den Antrag gestellt, die Statuten dahin zu ändern, daß das Alter von 24 Jahren (an Stelle des in den Statuten vorgeschriebenen Alters von 30 Jahren) schon zur Erwerbung der ordentlichen Mitgliedschaft genügen möge. Mit Recht konnte in der Diskussion des Antrages vom Regierungs-Maschinenbauführer Böhmer darauf hingewiesen werden, daß viele Kollegen auf die Mitgliedschaft verzichteten, weil sie erst mit 30 Jahren durch Zuerkennung des Stimmrechts für technisch würdig erklärt würden. Die Folge dieses Antrages war, daß die Statuten dahin geändert wurden, daß hinfort schon das Alter von 28 Jahren zur Erwerbung der ordentlichen Mitgliedschaft genügen solle. Am 15. Mai 1885 erließ der Verein sein zweites Preisausschreiben bestehend in der Stellung zweier Aufgaben. Die erste betraf den Entwurf einer Kesselschmiedewerkstatt, wofür ein Preis von 1000 M. ausgesetzt wurde. Die zweite betraf eine Abhandlung über Radreifenbefestigungen und stellte einen Preis von 300 M. und das übliche Honorar für die Veröffentlichung in Glaser's Annalen in Aussicht. Inzwischen war auch die neugebildete Vergnügungskommission nicht untätig geblieben, und auf ihre Anregung machte sich der Verein in seiner Versammlung vom 27. Oktober 1885 dahin schlüssig, daß alljährlich ein Wintervergnügen stattfinden solle, ein Beschluß, der den Mitgliedern und deren Damen zahlreiche schöne Stunden im Laufe der Jahre verschafft hat. Während des Jahres 1885 unternahm der Verein einen Ausflug nach Tegel zur Besichtigung der Anlagen der dortigen Berliner Wasserwerke, sowie der Schiff- und Maschinenbau-Aktiengesellschaft „Germania”. An Vorträgen wurden gehalten: Geheimer Baurat Stambke: Bericht über die Mitteilungen von Ricour über Beseitigung des starken Verschleißes der Schieberflächen bei Lokomotiven und der Korrosion im Innern der Lokomotivkessel. — Geh. Bergrat Dr. Wedding: Über die Bedeutung des Flußeisens für den Maschinen-, Schiff- und Eisenbahnbau. — Sekond-Lieutenant Moedebeck: Über die lenkbaren Luftschiffe unter besonderer Berücksichtigung ihrer Motoren. — Ober-Ingenieur Reimherr: Über italienische Dampftrams. — Dr. J. Treumann: Über Farbenanstriche, Lacküberzüge und die zu deren Herstellung verwendeten Materialien. — Zivil-Ingenieur Max Grimm: Über die neue automatische Vacuumbremse der Vacuum-Brake-Company. — Regierungs-Maschinenmeister Schrey: Über Reisestudien in Holland. — Eisenbahn-Maschineninspektor Garbe: Über einen neuen Schmierapparat für Schieber und Kolben der Dampfmaschinen und Lokomotiven. Die für das Jahr 1885 erlassenen Preisausschreiben hatten einen erfreulicheren Erfolg zu verzeichnen, als die für das Vorjahr erlassenen. Die den Entwurf einer Kesselschmiede betreffende Aufgabe hatte drei Lösungen gefunden; von diesen erhielt die des Regierungs-Maschinenmeisters Eugen Tanneberger in Erfurt den ausgesetzten Preis von 1000 M. Die beiden anderen Lösungen, Verfasser Regierungs-Maschinenbauführer Karl Benduhn in Breslau und Regierungs-Maschinenbauführer Chr. Leffler in Berlin, erhielten je ein Vereinsandenken zuerkannt. Die zweite (literarische) Arbeit, Verfasser Regierungs-Maschinenbauführer Max Geitel in Berlin, erhielt den ausgesetzten Preis von 300 M. Inzwischen waren zehn Jahre verstrichen, seit am 27. Juni 1876 die Vorschriften über die Ausbildung und Prüfung für den Staatsdienst im Bau- und Maschinenfach von dem Herrn Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten erlassen waren, Vorschriften, die zum ersten Male des Maschinenfaches als eines Zweiges des Staatsdienstes von Amtswegen Erwähnung taten und die Anstellung als Bau- und Maschinenbeamter im höheren Staatsdienste von der Ablegung zweier Staatsprüfungen abhängig machten. Die hierdurch gegebene Möglichkeit der Erwerbung einer höheren sozialen Stellung hatte zahlreiche Beflissene des Maschinenbaues zur Ablegung beider Staatsprüfungen bewogen; leider aber entsprach die Zahl der höheren Staatsstellungen für Maschinentechniker keineswegs jenem Andrang. Des weiteren herrschte eine weitgehende Mißstimmung gegen die Verleihung des Titels „Regierungs-Maschinenmeister”. Die hierdurch betroffenen Fachgenossen traten dieser für sie immer brennender werdenden Frage näher und als Niederschlag der gepflogenen Verhandlungen wurde in der Versammlung des Vereins vom 25. Mai 1886 von den Regierungs-Maschinenbauführern Böhmer, Boelling, Post, C. Schmidt und Vesper folgender Antrag eingebracht: |
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Diese Anträge wurden auf das eingehendste durch den
Regierungs-Maschinenbauführer Böhmer
begründet. Insbesondere empfahlen die Antragsteller, an die Herren
Minister der öffentlichen Arbeiten, für Handel und Gewerbe, des Kriegs, an den
Herrn Reichskanzler als höchsten Vorgesetzten des Reichspatentamts und der
übrigen Reichsbehörden, sowie an die größeren Kommunalverwaltungen Anschreiben
zu richten, in denen auf das Vorhandensein der staatlich geprüften Maschinentechniker
hingewiesen werden sollte und diese zur Verwendung in den verschiedensten
Dienstzweigen empfohlen werden sollten. Diese von den Herrn Antragstellern in
Aussicht genommenen Staatsstellungen sind bekanntlich inzwischen zum Segen des
Faches und der Sache zum großen Teile mit staatlich geprüften Maschinentechnikern
besetzt worden. Mit Recht führte Herr Regierungs-Maschinenbauführer Böhmer aus, daß der Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure, trotzdem er nicht ausschließlich aus Staatstechnikern bestehe, die einzige größere Körperschaft sei, die in dieser Sache vorgehen könne. Nach eingehender Diskussion wurden die Anträge einer Kommission zur Beratung überwiesen. Der erste von den Antragstellern zum Ausdruck gebrachte Wunsch fand seine Erfüllung unerwartet schnell durch den Erlaß des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 6. Juli 1886, dem zufolge die bei den Königlichen Eisenbahndirektionen beschäftigten Regierungs-Maschinenbauführer und Regierungs-Maschinenmeister fortan den Titel „Regierungsbauführer” und „Regierungsbaumeister” zu führen hatten. Noch größere Befriedigung erweckte der Zirkularerlaß des Herrn Ministers vom 16. Oktober 1886, durch welchen kundgetan wurde, daß des Kaisers und Königs Majestät auf Antrag des Herrn Ministers mittels Allerhöchsten Erlasses vom 11. Oktober 1886 geruht hatten, den Königlichen Regierungsbauführern den Rang der Referendarien und den Königlichen Regierungsbaumeistern den Rang der fünften Klasse der höheren Beamten der Provinzialbehörden beizulegen. Die freudige Erregung und das Gefühl hoher Dankbarkeit, welche diese beiden Erlasse in unserem Verein erweckten, fanden ihren beredten Ausdruck in einem Dankschreiben, welches auf Beschluß vom 26. Oktober 1886 an Seine Exzellenz den Herrn Minister Maybach gerichtet wurde und folgenden Wortlaut hatte: |
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Berlin, den 18. November 1886. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Am 22. November 1886 wurden die Verhandlungen der zufolge Beschlusses des Bundesrates zur Revision des Patentgesetzes eingesetzten Enquêtekommission eröffnet. Zu derselben war als Sachverständiger unser Vorstandsmitglied, der Kommissionsrat F. C. Glaser, hinzugezogen. Für die Entwickelung des geselligen Lebens war das Jahr 1886 insofern von besonderer Bedeutung, als der Verein am 30. Januar zum ersten Male ein Stiftungsfest mit Abendessen und Ball in den Räumen des Architektenhauses zu Berlin feierte. Am 5. Juni 1886 fand eine Besichtigung der Gießerei und Artilleriewerkstätten in Spandau mit anschließendem Ausflug nach Wannsee und Schlachtensee statt. An Vorträgen wurden im Laufe des Jahres 1886 gehalten: Regierungs-Maschinenmeister Schrey: Über Reisestudien in Holland. — Regierungs-Maschinenmeister Leißner: Über die geschäftlichen Grundsätze des Betriebes amerikanischer Maschinenfabriken, insbesondere derjenigen für Herstellung von Eisenbahnbetriebsmaterial. — Zivil-Ingenieur Grimm: Über neuere Ausrüstungsgegenstände der Luftsaugebremse der Vakuum-Brake-Company. — Ober-Ingenieur Bartling: Über Einrichtung und Betrieb der Vakuumbremse. — Eisenbahn-Maschineninspektor von Borries: Über Ersparnisse im Eisenbahnbetriebe. — Ober-Ingenieur Bartling: Über Resultate der Versuchsfahrten mit der Körtingbremse auf der Gotthardbahn. — Direktor Schadt: Über den Vakuummotor von Henry Davey. — Zivil-Ingenieur Grimm: Über Versuchsfahrten mit der Luftsaugebremse der Vakuum-Brake-Company. — Professor Ledebur: Über die Schmelzöfen der Eisengießereien. — Eisenbahn-Maschineninspektor von Borries: Reiseerinnerungen aus England. — Regierungsbaumeister Leißner: Über amerikanisches Eisenbahnwesen, insbesondere Personenbeförderung. — Regierungsbaumeister Unger: Geschichtliche Übersicht über die Entwicklung der Winden. |
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Am 22. Februar 1887 erstattete der Königliche
Eisenbahndirektor Wichert den Bericht der
in der Versammlung am 25. Mai 1886 eingesetzten Berufskommission, der sodann
in der Versammlung am 26. April 1887 nach eingehender Diskussion angenommen wurde,
womit zugleich der Antrag Böhmer und Genossen vom 25. Mai 1886 als erledigt
betrachtet wurde. Dieser Bericht sprach sich dahin aus, daß in Hinblick auf
das bewährte Wohlwollen des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten diesem
alles Weitere anheimzustellen sei. Um den geprüften Maschinentechnikern bei
den Kommunalverwaltungen Stellungen zu erschließen, schlug der Berufsausschuß
vor, der Verein möge ein Rundschreiben an die hervorragendsten Kommunen und
Privatindustriellen in Preußen versenden. Auf Antrag des Eisenbahnbauinspektors von Borries wurde sodann beschlossen,
einen ständigen Berufsausschuß
einzusetzen. In der Versammlung am 24. April 1888 wurde nach eingehender
Diskussion nahezu einstimmig beschlossen, die Versendung eines Rundschreibens
als nicht geeignet zur Förderung der Interessen der jüngeren Kollegen zu
unterlassen. Hiermit beendete der Berufsausschuß seine Tätigkeit. —
Dankbar wurde der Allerhöchste Erlaß vom 24. Januar 1887 begrüßt, durch
welchen der Titel „Eisenbahn-Maschineninspektor” durch den Titel
„Eisenbahnbauinspektor” ersetzt wurde. Ein besonderes Zeichen seines Wohlwollens gab der Herr Minister Maybach dem Verein dadurch, daß er durch nachfolgenden Erlaß vom 24. Februar 1887 in Aussicht stellte, daß bei hervorragenden Leistungen in der Lösung der vom Verein gestellten konstruktiven Preisaufgaben den betreffenden Bearbeitern, falls sie Königliche Regierungsbauführer seien, die häusliche Prüfungsarbeit für das zweite Staatsexamen erlassen werde. |
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Die für das Jahr 1887/88 erlassenen Preisaufgaben betrafen: 1. Eine
Anlage zur Erzeugung und Lieferung von Kraftwasser. (Preis 1000 M.)
2. Zusammenstellung und kritische Besprechung der verschiedenen Methoden
zur Herstellung oder Gewinnung von Wassergas. (Preis 300 M. und Honorar für
die Veröffentlichung.) Am 22. Juni 1887 fand ein Ausflug zur Besichtigung der Berliner Jute-Spinnerei und Weberei und der Teppich-Weberei von M. Protzen & Sohn in Stralau nebst Ausflug nach Grünau statt. An Vorträgen wurde gehalten: Zivil-Ingenieur Voit: Über Straßenbahnen mit Seilbetrieb in Amerika. — Ober-Ingenieur Reimherr: Über Fahrbetriebsmittel für Sekundärbahnen. — Chef-Ingenieur J. Quaglio: 1. Über eine Einrichtung zum Beschicken von Kokesöfen in Verbindung mit einem Apparat, um die Kohle vorher zu komprimieren. 2. Über neue Gas-Intensivbrenner und Lichtmessungs-Ergebnisse. — Geheimer Baurat Stambke: Über einheitliche Anordnungen für die Weichen der Preußischen Staatsbahnen. — Eisenbahn-Bauispektor von Borries: Über die Herstellung von Weichen in der Königlichen Hauptwerkstatt Leinhausen. — Eisenbahn-Bauinspektor Schrey: Über die technische Einheit im Eisenbahnwesen. — Ingenieur Paul Hoppe: Über hydraulische Hebevorrichtungen in Deutschen Hafenanlagen. — Dr. J. Treumann: Über Mineralschmieröl. — Ingenieur Paul Hoppe: Über hydraulische Hebevorrichtungen in Deutschen Hafenanlagen. — Chef-Ingenieur J. Quaglio: Über Intensiv-Gasbrenner. — Ingenieur A. Martens: Über Schmieröluntersuchungen. — Ingenieur Konegen: Über die Mehlfabrikation der Neuzeit. — Ingenieur Kramer: Über Ghegans elektromagnetischen Wasserstandsanzeiger und Alarmapparat. Von besonderem Einflusse auf den Zusammenhang der Mitglieder war andauernd die Pflege der Geselligkeit. Die von dem überaus rührigen Geselligkeitsausschuß unternommenen Veranstaltungen, Ausflüge, Herrenabende, Bälle fanden immer einen außerordentlichen Zuspruch auch von Nichtmitgliedern und verliefen durchweg zu allgemeiner Zufriedenheit der zahlreichen Teilnehmer. In der Versammlung am 27. März 1888 hielt der Vorsitzende, Zivil-Ingenieur Veitmeyer, einen tief empfundenen Nachruf für den am 9. desselben Monats verewigten Heldenkaiser Wilhelm. Derselbe klang in folgende vom Herzen kommende und zum Herzen gehende Worte aus: „Eine neue Zeit ist unter der starken aber milden Hand des Kaisers in die Erscheinung getreten, eine Zeit der freien Entwickelung des Geistes und der Arbeit, der aber auch die große Aufgabe gestellt ist, den berechtigten Anforderungen aller Berufsklassen des Volkes gerecht zu werden. Wir, meine Herren, gehören dieser neuen Zeit an; besonders Sie, meine Herren von der Eisenbahn. Die Begriffe von Zeit und Raum sind zuerst durch die Eisenbahn geändert worden. Und wie wir die Träger der neuen Ideen sind, so ist es an uns, zu lernen von dem Dahingeschiedenen: die Pflichttreue für das Erkannte, die Hingabe an eine größere Idee, damit der Einzelne nicht sich selbst lebe, sondern dem großen Gemeinwesen, dem er angehört. Liebe und Verehrung wird dem Dahingeschiedenen folgen von Geschlecht zu Geschlecht. Schon heute flechten sich in seine Erinnerung Mythen und Sagen, und er wird seinem Volke, wie der Kaiser Rotbart, das Symbol werden des wiedererstandenen deutschen Vaterlandes, der Liebe und Treue zu Kaiser und Reich. Lassen Sie uns in diesem Symbol deutscher Pflichttreue und Hingabe an das Vaterland den Dahingeschiedenen ehren, indem Jeder an seiner Stelle ihm nachlebt. . . . . . Dann ist der Kaiser nicht gestorben, er lebt fort in seinem Volke. Der Geist, der aus dem Volke spricht, wird das beste Monument sein, das dem Kaiser gesetzt werden kann”. Nur wenige Wochen war es dem ritterlichen Kaiser Friedrich beschieden, die deutsche Kaiserkrone zu tragen; schon am 15. Juni desselben Jahres wurden die bangen Ahnungen, welche auf unserem Volke seit Monaten lasteten, zur Wirklichkeit. Treffend kennzeichneten die „Annalen für Gewerbe und Bauwesen” das Wesen des allzufrüh Dahingeschiedenen: „Gleich Kaiser Wilhelm, die Verkörperung der treuesten Pflichterfüllung bis zum letzten Atemzuge, zögerte der Vollendete nicht einen Augenblick, den ihm Genesung verheißenden Süden zu vertauschen mit dem rauhen Norden und durch die Schneestürme der Alpen hindurchzueilen auf den ihm zugewiesenen Posten, um mit sicherer Hand die Zügel der Regierung zu ergreifen, die nur der Tod ihm zu entringen vermochte. In dem Schlachtendonner dreier siegreicher mörderischer Kriege hat Kaiser Friedrich die in seinem innersten Wesen liegende Liebe zu den Werken des Friedens nicht vergessen; neben dem Lorbeer des siegreichen Feldherrn schlang sich um sein Haupt der Ölzweig des die Kunst und die Wissenschaften schirmenden und pflegenden Fürsten. Die Wiederherstellung des deutschen Kaisertums zeitigte auch eine Neugeburt der deutschen Kunst und der mit ihr verknüpften zahlreichen Zweige der gewerblichen Tätigkeit. Daß unser Volk auch nach dieser Richtung nunmehr selbständig und unabhängig dasteht, das verdanken wir, nächst der starken, den Frieden bewahrenden Hand Kaiser Wilhelms, dem jederzeit bereiten und tatkräftigen Gönner der Künste und Wissenschaften, Kaiser Friedrich.” Am 6. Oktober 1888 besichtigte der Verein die in Berlin, Bahnhof Börse, gelegene Zentral-Betriebssektion der Deutschen Zentral-Uhren-Gesellschaft. — Das für das Jahr 1887/1888 erlassene Preisausschreiben hatte ein sehr erfreuliches Ergebnis, indem beide Preisaufgaben preiswürdige Lösungen gefunden hatten. Für die erste Aufgabe erhielt den ausgesetzten Preis von 1000 M. der Regierungsbauführer Edmund Grosse in Köln; auch wurde beschlossen, die Arbeit des Herrn Grosse dem Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten zur Annahme für die Baumeister-Prüfung zu empfehlen. Auch eine zweite vom Ingenieur Adolf Clausmann in Düsseldorf bearbeitete Lösung wurde als preiswürdig befunden und mit einer Ehrengabe, Bronzebüste Kaiser Wilhelms I., ausgezeichnet. Dieser konstruktiven Aufgabe wurde hinfort der Name „Beuthaufgabe” und dem für dieselbe ausgesetzten Preis der Name „Beuthpreis” beigelegt. Die zweite Aufgabe hatte nur eine Lösung gefunden. Auch diese wurde als preiswürdig anerkannt und mit dem ausgesetzten Preise bedacht. Verfasser war Regierungsbauführer Max Geitel in Berlin. Am 18. August 1888 besichtigten die Mitglieder mit ihren Damen die Hauptwerkstatt Tempelhof. Am 3. November 1888 fand eine Besichtigung eines innen elektrisch beleuchteten Dampfkessels in der Fabrik des Herrn Richard Schwartzkopff in Berlin, Müllerstraße, statt. Während des Jahres 1888 wurden an Vorträgen gehalten: Kommerzienrat R. Pintsch: Über Dr. Auer's Gasglühlicht. — Eisenbahn-Bauinspektor von Borries: Über die Unterhaltung der Lokomotiven. — Zivil-Ingenieur M. Grimm: Über eine Dampfkesselexplosion in Finsterwalde. — Regierungsbaumeister Siegfried Fränkel: Über den Preis von Kraftwasserabgabe an Gewerbtreibende. — Ingenieur Konegen: Über Kraftmaschinenkuppelungen. — Zivil-Ingenieur M. Grimm: Das Dampfstrahlgebläse von Gresham und Craven. — Werner Katsch: Über einen neuen Reflektor für technische Zwecke. — Chef-Ingenieur J. Quaglio: Der Kohlensprengapparat Patent Walcher. — Zivi-Ingenieur M. Grimm: Eine neue Dampfheizung für Eisenbahnwagen. — Regierungsbaumeister Leißner: Über Heizung von Eisenbahnwagen. Am 1. Juli 1889 erließ der Verein wiederum ein Preisausschreiben. Die ausgeschriebene Aufgabe I (Beuthaufgabe) betraf den Entwurf eines mit einem größeren Gasthause verbundenen Endbahnhofes. Die Aufgabe II betraf Beschreibung der für das Befördern von Schiffen auf Flüssen und Kanälen gebräuchlichen Mittel. Die ausgeschriebenen Preise waren die üblichen: 1000 M. bezw. Vereinsandenken für die Lösungen der Aufgabe I, 300 M. und das übliche Honorar für die Veröffentlichung in „Glaser's Annalen” für die Aufgabe II. Mit allgemeiner Freude wurde ein Erlaß des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten von Maybach Exzellenz begrüßt, welcher die Zulassung der vom Verein erlassenen Preisaufgaben, der Beuthaufgaben, als Probearbeit für das zweite Staatsexamen, ohne Rücksicht darauf, ob denselben ein Preis zuerkannt war oder nicht, gewährte. War doch durch diesen Erlaß die hohe Stufe, zu welcher der Verein während der wenigen Jahre seines Bestehens emporgestiegen war, und die Anerkennung, welche seine Bestrebungen bei den maßgeblichen staatlichen Organen gefunden hatten, in unzweideutiger Form zum Ausdruck gebracht. Dieser Erlaß hatte folgenden Wortlaut: |
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Der Vorstand brachte diesen Erlaß sofort zur Kenntnis der Mitglieder,
hierbei den Gefühlen des Dankes gegen den Herrn Minister sowie der Hoffnung Ausdruck
gebend, daß die gewährten Erleichterungen zu einer lebhaften Beteiligung an der
Bearbeitung der Beuthaufgaben Anlaß geben mögen, eine Hoffnung, welche im reichsten
Maße in Erfüllung gegangen ist. Im Laufe des Jahres 1889 besichtigte der Verein folgende Fabriken und technische Anlagen: am 29. März die Maschinenanlage für elektrische Beleuchtung der Geschäftsräume der Firma Rudolph Hertzog in Berlin, am 17. und 18. April die Zentralstation der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft in der Markgrafenstraße zu Berlin, am 3. Mai das Zellengefängnis in Plötzensee, am 25. Mai die Ausstellung für Unfallverhütung und am 5. Juni die Königliche Porzellanmanufaktur in Charlottenburg. An Vorträgen wurden im Jahre 1889 gehalten: Königlicher Regierungsbaumeister und Dozent W. Hartmann: Über die Bedeutung der Relativbewegungen an Eisenbahnfahrzeugen aus aufgenommenen Diagrammen. — Geheimer Ober-Baurat Stambke: Die neuen Benennungen von Stahl und Eisen im Bereiche der preußischen Staatseisenbahnverwaltung. — Ingenieur Paul Plötze: Über Holzbearbeitungsmaschinen. — Geheimer Ober-Baurat Stambke: Die Gruppierung der Lieferungsbedingungen im Bereich der preußischen Staatseisenbahnverwaltung. — Ingenieur Otto Knaudt: Lokomotive mit Wellrohrkessel, erbaut in der Zentralwerkstatt zu Dortmund, K. E. D. Köln a. Rh. — Geheimer Ober-Baurat Stambke: Die zweite Prüfung im Maschinenbaufache nach der Richtung der Verwaltung und Geschäftsführung. — Ingenieur Ludwig Haberland: Schweißbarer Universalstahl. — Professor Dr. Weber: Über Staubexplosionen. — Regierungsbaumeister L. Glaser: Über Einführung einheitlicher Zeit in Deutschland und dem Auslande. — Geheimer Ober-Baurat Stambke: Einiges über den Bau und den Betrieb der Bahn von Reichenhall nach Berchtesgaden. — Königlicher Eisenbahndirektor Büte: Über Betriebsmittel für Schnellzüge. — Ingenieur Baumert: Über Preßluftwerkzeuge Patent Mc. Coy. Am 5. September 1889 verstarb unerwartet der Königliche Eisenbahndirektor a. D. Hennig, Mitglied des Vorstandes des Vereins seit dessen Bestehen. Geboren am 29. Juni 1826 zu Berlin, besuchte und absolvierte Hennig das Königliche Gewerbeinstitut zu Berlin und war dann 3½ Jahre lang bei A. Borsig in Berlin tätig. Im Dezember 1845 erhielt er die Stellung eines Maschinenmeisters bei der Oberschlesischen Bahn und im Jahre 1849 die gleiche Stellung bei der Anhalter Bahn, deren Ober-Maschinenmeister und Chef aller maschinentechnischen Bureaus er im Jahre 1861 wurde. Hier hat er in hervorragendem Maße Anteil genommen an der Entwickelung, welche das Eisenbahnwesen während jener Zeit nahm. Bei der Verstaatlichung der Anhalter Bahn trat Hennig als Königlicher Eisenbahndirektor in den Staatsdienst über. Im Jahre 1888 zog Hennig sich in den Ruhestand zurück. Um unseren Verein hat er sich durch seine reichen praktischen Kenntnisse als Mitglied des Vorstandes, des Prämiierungsausschusses und des Geselligkeitsausschusses, dessen Vorsitzender er mehrere Jahre war, große Verdienste erworben. An seiner Stelle wurde Herr Geheimer Ober-Baurat Stambke zum Vorstandsmitglied erwählt. Die für das Jahr 1888/89 gestellten Preisaufgaben fanden keine Bewerber. Die für das Jahr 1889/90 gestellten Preisaufgaben betrafen: Den Entwurf einer Eisenbahn-Reparaturwerkstatt (Beuthaufgabe) und eine Abhandlung über die z. Z. bekannten Gattungen von Zentralanlagen für das Kleingewerbe. Während des Jahres 1890 fand eine Besichtigung der Zentralstation der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft in der Mauerstraße zu Berlin, sowie der Tegeler Wasserwerke statt. An Vorträgen wurden im Jahre 1890 gehalten: Eisenbahn-Bauinspektor Rimrott: Über kurvenbewegliche Verbund-Tenderlokomotiven mit vier Dampfzylindern. — Geheimer Ober-Baurat Stambke: Die Verbundlokomotive der preußischen Staatsbahnen. — Königlicher Eisenbahndirektor Diefenbach: Hamburgs Entwicklung in seinen Häfen, Zollanschlüssen und Eisenbahnbauten. — Regierungsbaumeister L. Glaser: Über Delta-Metall. — Regierungsbaumeister Claussen: Getreidespeicherbauten und Speicherbetrieb. — Regierungsbaumeister Claussen: Über die Motoren für die Kleinindustrie. — Professor Dr. Fr. Vogel: Über elektrische Kraftübertragung. Nach zehnjährigem Bestehen unseres Vereins konnte der Vorsitzende, Zivil-Ingenieur Veitmeyer, gelegentlich des im Dezember 1890 abgehaltenen Herrenfestes auf die gedeihliche Entwickelung des Vereins in ideeller und materieller Hinsicht mit Befriedigung hinweisen. Die Zahl der Mitglieder betrug zum Beginn des Jahres 1891: 370. Am 2. Januar 1891 überreichte eine Abordnung des Vereins dem aus dem Amte geschiedenen Herrn Staatsminister von Maybach eine künstlerisch ausgestattete Dankadresse. Einen überaus schweren und schmerzlichen Verlust erlitt der gesamte Stand der Techniker, insbesondere der preußischen Staatsbaubeamten durch das am 9. August 1891 erfolgte Ableben des Abgeordneten Berger (Witten). Keiner Partei angehörig, hatte Berger keine Gelegenheit unbenutzt vorübergehen lassen, im Abgeordnetenhause für die Gleichstellung der technischen Oberbeamten mit den höheren Verwaltungsbeamten mannhaft und taktvoll einzutreten. Der endlich errungene Sieg war gleichermaßen fast eben so sehr an seine Person geknüpft, wie an die des damaligen Ministers der öffentlichen Arbeiten, Herrn von Maybach, Exzellenz. Der dem Verewigten in den „Annalen für Gewerbe und Bauwesen” gewidmete Nachruf schloß mit den treffenden Worten: „Das Denkmal, das sich der verehrte Abgeordnete gesetzt, überragt die Eindrücke seiner herzgewinnenden Persönlichkeit bei denjenigen unserer Fachgenossen, welche ihm näher standen, es sichert seinem Namen ein bleibendes ehrendes Andenken bei allen Genossen des Kampfes und überliefert ihn dem nachkommenden Baubeamtengeschlecht mit hehrem Klange. Jeder Vaterlandsfreund hat in dem Heimgegangenen ein Vorbild männlicher Tugend und wärmster Vaterlandsliebe verloren, Bauwesen und Gewerbe einen getreuen Sachwalter im Kampfe um ihre Lebensinteressen und um Anerkennung im öffentlichen Leben.” — Am 20. April 1891 wohnte der Verein den auf dem Potsdamer Bahnhof in Berlin mit hydraulischen Buffern angestellten Proben bei. Am 5. Dezember 1891 fand eine Besichtigung des Reichstagsneubaues statt. Während des Jahres 1891 wurden folgende Vorträge gehalten: Regierungsbaumeister Reppenhagen: Dampfüberhitzer für Lokomotiven. — Eisenbahn-Bauinspektor Willi Kuntze: Über Mineralölschmierung. — Ingenieur Vollbrecht: Über Dynamomaschinen. — Eisenbahn-Bauinspektor Wilhelm: Über hydraulische Buffer. — Regierungsbaumeister und Gewerberat Goebel: Was tritt dem Maschinen-Ingenieur im Gewerbeinspektionsdienste als neu entgegen? — Professor Dr. Friedrich Vogel: Über neuere Versuche zur Kraftübertragung. — Baurat Müller: Praktische Erfahrungen mit dem Lentz'schen Kessel. —Ingenieur Baumgardt: Wirtschaftliche Beziehungen zwischen Druckluft und Elektrizität. Für erfolgreiche Lösung der im Jahre 1889 gestellten Beuthaufgabe wurden den Regierungsbauführern W. Geyer und H. Lampe je 600 M. zuerkannt. Den Preis für die Abhandlung erhielt der Ingenieur Klausmann. |
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In der Versammlung am 23. Februar 1892 stellte der Professor Dr. Friedrich Vogel den Antrag, der Verein wolle
die Wahl einer Kommission beschließen, welche die ökonomische und technische Seite
der Kleinmotoren zu prüfen habe. Diesem
Antrage kam der Verein am 29. Mai 1892 nach. Am 7. März 1892 verstarb der Geheime Kommerzienrat Louis Schwartzkopff, unter dessen Vorsitz die konstituierende Versammlung des Vereins am 11. März 1881 getagt hatte. Geboren am 5. Juni 1825 zu Magdeburg, besuchte Schwartzkopff das Domgymnasium und die Handelsschule seiner Vaterstadt und lag dann von 1842 - 1845 dem Studium des Maschinenbaues auf dem Gewerbeinstitut zu Berlin ob. Hierauf folgte eine praktische Lehrzeit bei A. Borsig, nach deren Beendigung der Verstorbene die Stelle eines Maschinenmeisters bei der Magdeburg-Wittenberger Eisenbahn annahm. Rastloser Drang nach Selbständigkeit veranlaßte Schwartzkopff im Jahre 1852 zur Gründung einer eigenen Maschinenfabrik, wozu ihm sein Vater ein Kapital von 30 000 Talern zur Verfügung stellte; so entstand am 3. Oktober 1852 in der Chausseestraße Nr. 20 zu Berlin aus kleinsten Anfängen das jetzige Weltetablissement der Berliner Maschinenbau-Aktiengesellschaft vormals L. Schwartzkopff. Im Jahre 1860 wurde die Schwartzkopff'sche Fabrik von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht, ein Umstand, der bei der Energie und Tüchtigkeit des Fabrikherrn keinen Rückschritt, sondern einen erneuten Aufschwung mit sich brachte. Nachdem bis dahin nur allgemeiner Maschinenbau und die Fabrikation von Eisenbahnmaterial betrieben worden war, konnte Schwartzkopff im Jahre 1867 seinen Lieblingsplan, seiner Tätigkeit den Lokomotivbau einzuverleiben, ausführen. Schon nach 1½ Jahren verließ die 100ste, im November 1873 die 500ste, im April 1879 die 1000ste Lokomotive die Fabrik. Später begann dann Schwartzkopff auch den Torpedobau mit durchschlagendem Erfolg. Im Jahre 1888 legte Schwartzkopff, der im Jahre 1874 zum Geheimen Kommerzienrat, im Jahre 1880 zum Mitglied der Akademie des Bauwesens und im Jahre 1888 zum Mitglied des Staatsrates ernannt worden war, sein Amt als Generaldirektor der von ihm begründeten, seit 1870 in eine Aktiengesellschaft verwandelten Fabrik nieder. Der dem Verstorbenen vom Geheimen Admiralitätsrat Brix gewidmete Nachruf klang in die treffenden Worte aus: „Die Vielseitigkeit, welche Louis Schwartzkopff auf dem weiten Gebiete des Maschinenbaues bewiesen hat, seine bahnbrechende Tätigkeit als Konstrukteur haben nicht nur diesem Zweige der Industrie zu hohem Ansehen geholfen und damit dem Vaterlande die wichtigsten Dienste geleistet, sondern auch dem Stande der Ingenieure im allgemeinen und nicht zum wenigsten dem Stande der deutschen Maschinen-Ingenieure diejenige Achtung und Anerkennung errungen, von der man vor ihm nichts wußte oder nichts wissen wollte, und deren segensreiche Folgen die Jüngeren unter uns frohen Mutes genießen.” Für das Jahr 1892/93 wurden folgende Preisaufgaben ausgeschrieben: I. (Beuth-Aufgabe): Entwurf einer gemeinschaftlichen Kessel- und Maschinenanlage für ein in Berlin zu erbauendes großes Hotel. II.: Eine Abhandlung über die verschiedenen Arten der im Maschinenwesen vorkommenden Arten Dichtungen von Flanschen usw., Packungen von Stopfbuchsen usw. und Wärmeschutzeinrichtungen. Für die Lösung der Aufgabe I wurden 1200 M. und Vereinsandenken, für die der Aufgabe II 600 M. und das übliche Honorar für die Veröffentlichung in Glasers Annalen ausgesetzt. In der am 27. September 1892 abgehaltenen Sitzung konnte der Vorsitzende des Kleinmotorenausschusses, Prof. Dr. Friedrich Vogel, über den gedeihlichen Fortgang der Arbeiten dieses Ausschusses Bericht erstatten. Während des Jahres 1892 wurden folgende Vorträge gehalten: Königlicher Eisenbahndirektor Bork: Über die Ergebnisse der Radreifenstatistik für die Jahre 1884 bis 1890, die Maßnahmen zur Verminderung der Radreifenbrüche und die Betriebssicherheit neuerer Radreifenbefestigungen. — Regierungsbaumeister Fränkel: Über die praktische Anwendung der elektrischen Kraftübertragung im Werkstätten- und Eisenbahnwesen. — Regierungsbaumeister Claussen: Über die Stellung der Maschinentechnik zur sozialen Frage. — Eisenbahn-Bauinspektor Willi Kuntze: Über Mineralschmieröl. — Geheimer Ober-Baurat Stambke: Anweisung betreffend die Genehmigung und Untersuchung der Dampfkessel. — Eisenbahn-Bauinspektor von Borries: Amerikanische Eisenbahnen und amerikanische Lokomotiven. — Ingenieur Knaudt, Leiter des Blechwalzwerkes Schulz-Knaudt in Essen: Über die Längselastizität von Kesselfeuerrohren. — Generalmajor z. D. Wille: Die kleinste Laufweite des Infanterie-Gewehres. — Geheimer Ober-Baurat Stambke: Über die Prüfungen der Lokomotiven nach dem Gesetz über Kleinbahnen und die Privatanschlußbahnen. — Dr. Müllendorff: Über die elektrische Beleuchtung von Bahnhofsanlagen. Die für das Jahr 1892/93 erlassenen Preisausschreiben hatten ein erfreuliches Ergebnis. Für die erfolgreiche Bearbeitung der Beuthaufgabe erhielt Regierungsbauführer Hans Zopke in Charlottenburg den ersten Preis von 1200 M.; ferner erhielten die Regierungsbauführer Höfinghoff, Seifert und Strahl Vereinsandenken. Den für die Bearbeitung der literarischen Arbeit ausgesetzten Preis von 600 M. erhielt der Regierungsbaumeister Große in Köln. Im Laufe des Jahres 1893 wurden folgende Vorträge gehalten: Eisenbahn-Bauinspektor Schwanebeck: Felsensprengungen im Rhein zwischen Bingen und St. Goar. — Regierungs- und Baurat Willi Kuntze: Über einen neuen Bremsschlauch. — Professor Dr. Fr. Vogel: Über die Akkumulatoren von Correns & Co. — Eisenbahndirektor Müller: Vorkehrungen gegen Rahmenbruch und Kesselschäden an Lokomotiven nach Ausführung flußeiserner Feuerkisten. — Regierungsbaumeister L. Glaser: Über die Brennproben der Berliner Feuerwehr. — Regierungs- und Baurat von Borries: Über Erfahrungen mit Wellrohrkesseln und flußeisernen Feuerkisten. — Zivil-Ingenieur Lentz: Über eine neue Doppelfeder für Güterwagen und über die Ausstellung der Firma Friedrich Krupp in Chicago. — Dr. Müllendorff: Über die elektrochemischen Akkumulatoren. — Professor Dr. Fr. Vogel: Über die Akkumulatoren von Boese & Co. — Regierungs- und Baurat Willi Kuntze: Über Mitisguß. — Regierungsrat Schrey: Erinnerungen an eine Amerikareise. — Regierungs- und Baurat Willi Kuntze: Vom Nord-Ostseekanal. Technische Ausflüge fanden statt: am 22. August zur Besichtigung der städtischen Wasserwerke am Müggelsee und am 20. September zur Versuchs- und Lehrbrauerei in Berlin. Für das Jahr 1894/95 wurde nur eine konstruktive Aufgabe (Beuthaufgabe) ausgeschrieben; dieselbe betraf den Entwurf eines im Anschluß an eine Talsperre zu errichtenden Elektrizitätswerkes. Einen schmerzlichen Verlust erlitt der Verein durch das am 22. Juli 1894 erfolgte Ableben seines Vorstandsmitgliedes, des Eisenbahn-Direktors a. D. Hermann Franck. Geboren im Jahre 1819 zu Berlin, besuchte Franck drei Jahre lang die Gewerbeakademie zu Berlin; er stammte somit noch aus der Schule Beuths. Von 1840 - 1843 war Franck als Maschinenbau-Eleve bei A. Borsig tätig, wo er die ersten Borsigschen Lokomotiven entstehen sah. Von 1843 - 1846 war Franck als Ingenieur in der mit einer Spinnerei und Weberei verbundenen Maschinenfabrik von Lindheim & Hawthorn in Ullersdorf, Grafschaft Glatz, tätig, wo neben den Maschinen für die Textilindustrie auch Bergwerksmaschinen und sogar auch versuchsweise einige Lokomotiven gebaut wurden. Im Jahre 1846 folgte Franck einem Rufe zur Leitung der für den Bau der großen Weichsel- und Nogatbrücken in Dirschau errichteten Brückenbauanstalten. Hier war es dem Verstorbenen beschieden, erfolgreich an der Überwindung der großen technischen Schwierigkeiten mitzuarbeiten, die sich der Ausführung jener für die damalige Zeit außergewöhnlichen Brückenbauten entgegenstellten. Am 1. November 1860 übernahm Franck als Eisenbahn-Maschinenmeister die Leitung der unter Wöhlers Oberleitung stehenden großen Eisenbahnwerkstätten in Frankfurt a. O. und nahm hier teil an den bekannten Wöhlerschen Versuchen über die Festigkeit von Stahl und Eisen. Am 1. Januar 1867 trat Franck aus dem Staatsdienst und wurde Ober-Maschinenmeister der Berlin-Görlitzer Eisenbahn. Hier gelang es ihm bald, die spärlichen Betriebsmittel trotz größter Schwierigkeiten derart zu ergänzen und zu vervollständigen, daß die genannte Bahn, entgegen den Gewohnheiten anderer verstaatlichter Privatbahnen, im Jahre 1882 gelegentlich der Verstaatlichung einen reichen Bestand gut erhaltener Betriebsmittel ablieferte. Im Jahre 1882 trat Franck in den Ruhestand. In unserem Verein entfaltete der Verblichene eine sehr segensreiche Tätigkeit, insbesondere als Mitglied des Geselligkeitsausschusses. An seiner Stelle wurde Herr Kommerzienrat Richard Pintsch in den Vorstand berufen. Am 1. Mai 1894 feierte das Vorstandsmitglied unseres Vereins, Herr Maschinenfabikant C. Hoppe, sein fünfzigjähriges Geschäftsjubiläum. Der Verein nahm Gelegenheit, denselben an diesem seinem Ehrentage zum Ehrenmitgliede zu ernennen und ihm eine künstlerisch ausgeführte Adresse zu überreichen. Für das in Witten zu errichtende Bergerdenkmal wurden infolge eines Aufrufs von den Mitgliedern 900 M. gesammelt. An Vorträgen wurden im Jahre 1894 gehalten: Regierungsrat Schrey: Erinnerungen an eine Amerikafahrt. — Dr. Müllendorff: Die Beurteilung der Rentabilität elektrischer Anlagen. — Regierungs- und Baurat von Borries: Bemerkenswerte Eigentümlichkeiten amerikanischer Lokomotiven. — Geheimer Admiralitätsrat a. D. Gurlt: Explosionen der Dampfleitungen auf Schiffen und die Mittel, um ihren Wirkungen zu begegnen. — Generalmajor z. D. Wille: Die neueste Entwicklung der Feldartillerie. — Professor Dr. Fr. Vogel: Elektrische Gleichstromverteilung auf größere Entfernungen. — Maschinenfabrikant Dopp: Über Petroleummotoren der Deutschen landwirtschaftlichen Ausstellung 1894 zu Berlin. — Ingenieur Begemann: Über Arbeitszähler. — Dr. Müllendorff: Sicherungen elektrischer Starkstromanlagen. — Ingenieur Lohmann: Das Slavianoff'sche elektrische Gieß- und Lötverfahren. Die am 1. April 1895 vollzogene Neuordnung der Preußischen Staatseisenbahnverwaltung rief in den Kreisen der Maschinentechniker lebhafte Erregung hervor. Die „Annalen für Gewerbe und Bauwesen” ließen es sich in dankenswertestem Maße angelegen sein, die berechtigten Wünsche der Fachgenossen in die Öffentlichkeit zu bringen. Am 1. April 1895 beging der Altreichskanzler Fürst Bismarck seinen achtzigsten Geburtstag. Der Verein ließ demselben ein prächtiges Schreibzeug zugehen. Dasselbe stellte einen Dampfzylinder dar, der in seinem Innern das eigentliche Tintenfaß aufnahm und von verschiedenen auf den Maschinenbau hinweisenden kunstvoll gearbeiteten Gegenständen umgeben war. Das Schreibzeug bestand aus Goldbronze und Aluminium und machte einen des hohen Empfängers durchaus würdigen Eindruck. |
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Den Beuthpreis für die für das Jahr 1894/95 ausgeschriebene Beuthaufgabe
(Anlage eines Elektrizitätswerkes an einer Talsperre) erhielt der
Regierungsbauführer Paul Benoit in
Charlottenburg. Am 5. November 1895 beging der erste Vorsitzende, Herr Zivil-Ingenieur Veitmeyer, seinen 75. Geburtstag; Se. Majestät der Kaiser und König ehrte die großen Verdienste des Jubilars um die Ausgestaltung des heimatlichen Leuchtfeuerwesens und um die Förderung der gesamten Maschinentechnik durch die Verleihung des Charakters als Geheimer Baurat. In Gemeinschaft mit der Polytechnischen Gesellschaft und dem Verein Deutscher Ingenieure fand zur Feier des Tages ein Festessen statt, das einen überaus erhebenden Eindruck machte. Der Verein ernannte bei dieser Gelegenheit seinen hochverehrten Vorsitzenden zum Ehrenmitgliede. Während des Jahres 1895 unternahm der Verein technische Ausflüge zur Besichtigung der Kohlenstaubfeuerung Patent Friedeberg, zur Arndt'schen Fabrik und zur Fabrik des Herrn Rich. Schwartzkopff in Berlin N., zu der Chokoladenfabrik von Th. Hildebrandt & Sohn in Berlin, der städtischen Versuchsanstalt für Müllverbrennung und des elektrischen Straßenbahnsystems Hoerde. Vorträge hielten im Verlauf des Jahres: Geheimer Ober-Baurat Stambke: Die geschichtliche Entwicklung der Normalien für die Betriebsmittel der preußischen Staatsbahnen in den Jahren 1871 - 1895. — Regierungs- und Baurat Willi Kuntze: Neuer Heizschlauch für Eisenbahnfahrzeuge. — Ingenieur Paul Hoppe: Über Schraubensysteme. — Kommerzienrat Julius Pintsch: Über Azetylengas. — Regierungsrat Schrey: Über Kohlenstaubfeuerungen. — Eisenbahn-Bauinspektor Troske: Die vorteilhaftesten Abmessungen des Lokomotivblasrohres. — Geheimer Ober-Baurat Stambke: Die Prüfungsvorschriften für den Staatsdienst im Baufache. — Dr. Müllendorff: Neuerung an Abschmelzstreifen für elektrische Anlagen. Einfache, in nur einer Richtung wirkende Kuppelung. — Regierungsrat Schrey: Das Gesetz zum Schutz der Warenbezeichnungen. — Dr. Müllendorff: Moderne Verkehrsmittel. — Geheimer Baurat Veitmeyer: Über Leuchtfeuer. In der Versammlung am 3. Dezember 1895 berichtete der Geheime Admiralitätsrat Gurlt über den Stand der Schraubengewindefrage; hiernach wurde als Ergebnis der gepflogenen Verhandlungen festgestellt, daß das Resultat der Bestrebungen nach einer internationalen Einigung abzuwarten sei. Die für das Jahr 1896/97 ausgeschriebene Beuthaufgabe betraf den Entwurf zu einem Getreidespeicher (Siloanlage) für Berlin nebst den dazu erforderlichen Kraft-, Beleuchtungs- und sonstigen Betriebsanlagen. Der ausgesetzte Preis bestand in 1200 M. und Zuerkennung von Vereinsandenken. |
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Am 13. Juni 1896 verstarb das Mitglied des Vorstandes, der Geheime
Admiralitätsrat Hermann Wilhelm Gurlt.
Geboren am 8. April 1834, legte Gurlt im Jahre 1852 am Friedrich
Wilhelms-Gymnasium zu Berlin das Abiturientenexamen ab und besuchte alsdann
die Universität und das Gewerbeinstitut zu Berlin. Von 1857 bis 1861 war Gurlt
bei der Stettiner Maschinenbau-Anstalt „Vulcan” als Konstrukteur
tätig und trat dann als Maschinen-Ingenieuraspirant im Jahre 1861 in die
Königlich Preußische Marine ein und war zunächst im Marineministerium beschäftigt.
1863/1864 war der Verstorbene Betriebsdirigent der Königlichen Werft in Danzig
und während des Dänischen Krieges als leitender Maschinenbautechniker Mitglied
des Kriegsstabes in Swinemünde. 1866/67 beaufsichtigte Gurlt in Marseille den
Bau des Panzerschiffes „Friedrich Karl” und war dann bis 1874
Dezernent im Marineministerium. Von 1874 bis 1881 war er Leiter der Kaiserlichen
Werft in Danzig und hierauf wieder bis zu seinem im Jahre 1893 aus
Gesundheitsrücksichten erfolgten Ausscheiden Dezernent für Maschinenbau und
vortragender Rat im Reichsmarineamt. Mit Gurlt schied ein Fachgenosse von
uns, der gleicher Weise den Ruf eines hervorragenden Technikers, des
pflichttreuesten Beamten und des liebenswürdigsten Mannes hinterließ. An
seine Stelle wurde Herr Regierungsbaumeister
Thuns in den Vorstand gewählt. |
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Schon nach wenigen Monaten ereilte den Verein ein neuer und
schwerer Verlust: am 19. November 1896 verschied plötzlich der erste
stellvertretende Vorsitzende, Geheimer Admiralitätsrat Carl Hermann Adolph Brix. Geboren am
17. Dezember 1832 als Sohn des allen deutschen Technikern wohlbekannten
Geheimen Regierungsrats Brix, des
Lehrers an der Bauakademie und am Gewerbeinstitut unter Beuth, der unter
anderem die Eisenkonstruktion der Schloßkapelle entwarf und die Anlagen der
Wasserkünste in Sanssouci berechnete, legte Brix am Grauen Kloster zu Berlin
die Maturitätsprüfung ab und widmete sich dann dem Schiffbau. Nach Vollendung
der praktischen und theoretischen Ausbildung machte Brix mehrere große Seefahrten
als Schiffszimmermann mit und trat 1855 als Einjährig-Freiwilliger in die
damalige Königliche Werftkompagnie ein und von hier im Jahre 1856 in den Dienst
der Marineverwaltung als Zivil-Werkführer der Werft in Danzig. Nachdem er
bis zum etatsmäßigen Schiffbau-Unteringenieur aufgerückt war, machte er als
solcher im Jahre 1864 den Krieg gegen Dänemark im Stabe des Prinzen Adalbert
mit, wurde 1868 Schiffbau-Ingenieur, 1870 Schiffbau-Oberingenieur und 1872
Admiralitätsrat im Reichsmarineamt; 1883 wurde Brix Geheimer Admiralitätsrat
und im Jahre 1894 ließ er sich in den Ruhestand versetzen. Brix war in
hervorragendem Maße an dem Bau unserer modernen Schlachtschiffe insbesondere
bei der Ausbildung der Panzerung beteiligt und hat deren Entwickelung von
Anfang an an hervorragender Stelle mitgemacht. Wir erwähnen nach dieser Richtung,
daß Brix im Jahre 1869 mit der Einrichtung der neuen Betriebswerkstätten in
Wilhelmshaven und der Leitung des Baues des Panzers „Großer Kurfürst”
betraut war. Brix war auch Mitglied der Königlichen technischen Kommission
und des Kaiserlichen Patentamtes von dessen Gründung ab bis zu seinem Tode.
An der Berliner Technischen Hochschule entwickelte er eine überaus erfolgreiche
Lehrtätigkeit bis zum Jahre 1885. Seine reichen Erfahrungen sind in zwei s. Z.
vorbildlichen Werken: „Praktischer Schiffs- und Bootsbau” und
„Der Bau unserer Kriegs- und Handelsschiffe” niedergelegt. Seine
dankbaren Zuhörer ernannten ihn zum Ehrenmitglied des Vereins „Hütte”.
Unser Verein widmete den Kranz treuen Gedenkens trauernd dem heimgegangenen
Genossen, einem der letzten hochdenkenden und hochstrebenden Kämpfer aus der
Zeit der Morgenröte unseres Faches. An seine Stelle wurde Herr
Eisenbahn-Bauinspektor Leißner in den
Vorstand gewählt. Am 10. Juni 1896 besichtigte der Verein die in diesem Jahre im Treptower Park veranstaltete Berliner Gewerbeausstellung. An Vorträgen wurden im Laufe des Jahres 1896 gehalten: Regierungsrat Schrey: Herstellung, Verhalten und Anwendung des Nickelstahls. — Geheimer Ober-Baurat Stambke: Erinnerungen aus alter Eisenbahnzeit. — Regierungsrat Geitel: Die innere Konstruktion der Knochen im Lichte der Graphostatik und des Transformationsgesetzes des Professors Dr. Julius Wolff. — Professor Dr. Friedrich Vogel: Einiges über Kathodenstrahlen. — Geheimer Baurat Veitmeyer: Das Wasser. — Geheimer Ober-Baurat Stambke: Die Schiffbarmachung der Donau am eisernen Tor. — Geheimer Baurat Veitmeyer: Erinnerungen aus alter Zeit. — Regierungs- und Baurat Willi Kuntze: Gold in Schlesien. — Ober-Ingenieur Gerdes: Eisenbahn-Waggonbeleuchtung unter besonderer Berücksichtigung der Verwendung von Azetylen. |
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Die für 1896/97 ausgeschriebene Beuthaufgabe hatte 7 Lösungen gefunden.
Den Beuthpreis in Höhe von 1200 M. erhielt der Regierungsbauführer Max Buhle in Charlottenburg. Mit je einem
Vereinsandenken wurden ausgezeichnet die Arbeiten der Regierungsbauführer Paul Lübcke in Stettin, H. Philippi in Wiesbaden, Paul Callam in Berlin und Karl Janisch in Berlin. Eine eingehende Besprechung der von Anbeginn unseres Vereins angeschnittenen Frage der Ausbildung der Maschinen-Ingenieure fand gelegentlich eines vom Geheimen Ober-Baurat Stambke gehaltenen Vortrages in der Versammlung am 27. April 1897, ohne daß jedoch eine bestimmte Resolution zum Ausdruck gelangte, statt. Am 25. Juni 1897 verstarb, auf das tiefste von seinen zahlreichen Freunden betrauert, zu Hannover unser Vorstandsmitglied der Geheime Baurat Christoph Führ. Geboren am 8. Februar 1841 zu Brackwede, besuchte Führ das Gymnasium und die Gewerbeschule in Bielefeld und das Königliche Gewerbeinstitut in Berlin. Als Einjährig-Freiwilliger machte Führ den Sturm auf Düppel und den Übergang nach Alsen mit. Am 27. September 1864 trat Führ als Techniker in den Dienst der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn in Frankfurt a. O. und wurde am 1. Januar 1870 Eisenbahn-Maschinenmeister in Lauban. Nachdem er von 1875 - 1880 in Paderborn in gleicher Eigenschaft tätig gewesen war, wurde er 1882 Vorstand des maschinentechnischen Büreaus der Königlichen Eisenbahn-Direktion Hannover. Von 1888 - 1891 war Führ Mitglied der Königlichen Eisenbahn-Direktion Bromberg und alsdann bis zu seinem Hinscheiden Mitglied der Königlichen Eisenbahn-Direktion Hannover. Führ war hervorragend beteiligt an der Einführung und Verbesserung der Westinghousebremse und, ausgestattet mit einem stark ausgebildeten Taktgefühl und scharfem Verstande, unermüdlich tätig für die Hebung der Stellung der Maschinentechniker. An seine Stelle wurde Regierungsrat Geitel in den Vorstand berufen. Das Jahr 1897 brachte folgende Vorträge: Eisenbahn-Bauinspektor Leißner: Einige weitere Mitteilungen über Azetylen. — Eisenbahn-Bauinspektor Erdbrink: Mängel der jetzigen Achsbuchsen der preußischen Staatsbahnverwaltung und Mittel zu deren Beseitigung. — Geheimer Ober-Baurat Wichert: Neue Anordnungen für die Dampfheizungen der Personenwagen der preußischen Staatseisenbahnen. — Regierungsbaumeister Thuns: Die Anfahr- und Wechselvorrichtungen an den Verbund-Lokomotiven der preußischen Staats-Eisenbahnverwaltung. — Regierungsbaumeister S. Fränkel: Die Wiener Stadtbahn. — Geheimer Ober-Baurat Stambke: Über die technische Hochschulbildung der Maschinen-Ingenieure. — Geheimer Ober-Baurat Wichert: Vereinigte Hoch- und Niederdruck-Dampfheizung für neue Abteil-Personenwagen der preußischen Staatsbahnen. — Ingenieur Edmund Wolf: Schwickthardt's amerikanisches Patentschmiedefeuer. — Regierungsrat Schrey: Das Repertorium der technischen Journalliteratur. — Regierungs- und Baurat von Borries: Starre und nachgiebige durchgehende Zugstange bei Eisenbahnwagen. — Ingenieur Arldt: Drehfeld-Fernzeiger als Signal- und Kommandoapparate. Am 31. Mai 1897 wurde die im Bau befindliche Zentralstation der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft an der Oberspree besichtigt. Die für das Jahr 1898 ausgeschriebene Beuthaufgabe betraf den Entwurf einer Vorrichtung zum Heben und Drehen von Zügen der elektrischen Hochbahn zu Berlin, und zwar sollte die Haltestelle „Nollendorfplatz” so eingerichtet werden, daß in einer Stunde 6 Personenzüge der Hochbahn auf die in der Maaßenstraße und in der Motzstraße vorhandenen bezw. geplanten Straßenbahnen und in derselben Zeit ebensoviele Züge der genannten Straßenbahnen auf die Hochbahn überführt werden könnten. Am 1. Februar 1898 schied, 86 Jahre alt, unser Senior und Ehrenmitglied, Herr Carl Hoppe, aus diesem Leben. In dem Nachruf, den ihm sein langjähriger Freund, der Vereinsvorsitzende Geheimer Baurat Veitmeyer widmete, hob dieser treffend hervor, daß Hoppe nicht nur weil er unser Senior war, bei uns in hohem Ansehen stand, sondern wie ein Runenstein aus vergangener Zeit auf die ersten Anfänge unseres Faches hindeutete und von der Entwickelung unseres Faches erzählte. Hoppe, am 15. Juni 1812 als Sohn des Superintendenten Hoppe zu Naumburg a. S. geboren, war Abiturient der alten, streng humanistischen Schulpforta. In Hoppes Vaterhause verkehrte der alte Turnvater Jahn, und von dieser zwar starren und harten, aber bestimmt denkenden und sich ihres Zieles bewußten Persönlichkeit hat Hoppe nachhaltige Einwirkungen erfahren. Ein Schüler und begeisterter Jünger der klassischen Wissenschaften, ergriff Hoppe unser Fach zu einer Zeit, wo dieses noch fast aller theoretischen und praktischen Unterlagen entbehrte. Als er nach Absolvierung des Abiturientenexamens und des Gewerbeinstituts als 22 jähriger Jüngling im Jahre 1834 bei dem alten Egells in Berlin als Konstrukteur eintrat, da ereignete es sich, daß bei einer Montage Egells und Hoppe gemeinsam den Schmiedehammer und die Schmiedezange ergreifen mußten, um die Montage zur Ausführung zu bringen, eine Episode, die den damaligen Stand unserer Maschinentechnik treffender kennzeichnet, als lange historische Abhandlungen. Hoppe ist nach vielen Richtungen bahnbrechend vorgegangen; während seines langen Lebens ist er an keine Aufgabe herangetreten, um nur Bekanntes nachzuahmen, sondern stets um zu verbessern und fortzuschreiten. Das Bestreben Beuths, seinen „Institutionellen” einzuflößen, daß allein „durch Einführung der Wissenschaft in die Technik” Deutschland imstande sein würde, ohne große Kapitalien dennoch in Wettbewerb mit der englischen Industrie zu treten, durch geistige Arbeit den Mangel an Erfahrung und äußeren Hilfsmitteln zu ersetzen, ist bei Hoppe in vollem Maße auf fruchtbaren Boden gefallen. Hoppe gebührt das große Verdienst, daß er als einer der Ersten, vielleicht als Erster, die rechnende Wissenschaft in den Maschinenbau eingeführt und ihrer Leistung sich vertraut hat. Im Jahre 1844 eröffnete Hoppe zu Berlin in der Köpenicker Straße mit einem Kompagnon eine kleine Maschinenfabrik mit 12 Arbeitern und 2 Drehbänken, von denen die eine wahrscheinlich aus dem Gewerbeinstitut stammte. Nach 2 Jahren übernahm Hoppe die Fabrik allein. Die von ihm herrührenden Konstruktionen zeichneten sich von Anfang an durch große Einfachheit aus. Besonders war er danach bestrebt, die Expansion des Dampfes rationell auszunutzen, hierbei seinen Fachgenossen weit vorauseilend. Schon Anfang der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts baute Hoppe eine Lokomotive mit Expansion, die jedoch leider infolge ihrer großen Schwere bei den damaligen Abmessungen des Oberbaues nicht zur Einführung gelangen konnte. Es entsprach dem rastlosen Geiste des Entschlafenen, daß ihn stets das Neue reizte, und er daher auf allen Gebieten des Maschinenbaues gleichzeitig tätig war. Als König Wilhelm im Jahre 1866 die von Hoppe mit überaus sinnreichen Maschinen augestattete Geschützgießerei in Spandau besuchte, wurde Hoppe von seinem Könige eigenhändig dekoriert. Eine seiner schönsten Leistungen war auch das Heben und Drehen des Monumentes auf dem Kreuzberge bei Berlin, welche überaus schwierige Arbeit er in Gemeinschaft mit dem Geheimrat Schwedler ausführte. Hoppe war gleich James Watt ein beredter Zeuge dafür, daß klassische Bildung kein Hindernis ist, ein begeisterter und erfolgreicher Maschinenkonstrukteur zu sein. Unter den zahlreichen Gratulanten, welche ihm zu seinem 50 jährigen Geschäftsjubiläum ihre Glückwünsche darbrachten, befand sich auch das Lehrerkollegium von Schulpforta. Als Ersatzmann des Verstorbenen wurde dessen Sohn, Herr Ingenieur Paul Hoppe, in den Vorstand berufen. Das Jahr 1898 brachte dem Verein die Verleihung der Rechte einer juristischen Person durch folgenden Allerhöchsten Erlaß: |
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Während des Jahres 1898 fanden folgende Vorträge statt:
Ober-Ingenieur Gerdes: Neueres über Azetylen- und Spiritusglühlichtbeleuchtung. — Regierungs- und Baurat Willi Kuntze: Goldgewinnung in Schlesien. — Regierungsrat Schrey: Die Eisenbahn Eisenerz-Vordernberg und der steirische Erzberg. — Regierungsbaumeister M. Buhle: Über Kohlentransport- und Lagerungsvorrichtungen. — Marine-Bauinspektor Eickenrodt: Schiffsmaschinen mit hoher Kolbengeschwindigkeit. — Regierungsbaumeister Fränkel: Das Falksche Verfahren des Verschweißens der Schienenstöße. — Geheimer Ober-Baurat Stambke: Zur Kalenderreform. — Regierungsrat Geitel: Ein Rundgang durch die Industriegebiete des westlichen Deutschlands und Großbritanniens am Beginn des XIX. Jahrhunderts. — Dr. Müllendorff: Eisenbahnwagen für Leichentransport. Der gegenwärtige Stand der Akkumulatorentechnik. — Fabrikbesitzer Otto Weiß: Die Erzeugung von Röhren und Stangen verschiedener Querschnitte aus duktilen Metallen mittels hydraulischer Pressen. Die für das Jahr 1898 ausgeschriebene Beuthaufgabe fand 9 Lösungen. Den ersten Preis von 1200 M. erhielt der Regierungsbauführer Julius Lehr in Berlin, während den Regierrungsbauführern Paul Paap in Hamburg, Reinh. Lutz in Charlottenburg und Dr. Rudolf Herzfeld in Hannover je ein Vereinsandenken zuerkannt wurde. Einer von jüngeren Fachgenossen gegebenen Anregung Folge leistend, beschloß der Verein am 24. Januar 1899, die Preisausschreibungen hinfort in kürzeren Zwischenräumen, alle anderthalb Jahre, zu veranstalten. Am 3. Februar 1899 wurde der Geheime Baurat Veitmeyer, der seit dem Bestehen des Vereins das Amt des ersten Vorsitzenden ununterbrochen bekleidet hatte, aus einem reich gesegneten Leben abberufen. Mit ihm ging ein Mann von uns, zu dem wir gewohnt waren, als zu einem Vorbilde aufzuschauen, und zwar nicht nur in seiner Eigenschaft als Fachgenosse, sondern auch als Mensch in des Wortes edelster Bedeutung. Ludwig Alexander Veitmeyer war geboren zu Berlin am 12. Oktober 1820 und besuchte das dortige Joachimsthalsche Gymnasium und die städtische Gewerbeschule. Nachdem er in der Borsig'schen Maschinenfabrik die praktische Tätigkeit zurückgelegt hatte, bezog Veitmeyer im Jahre 1840 das Gewerbeinstitut, nach dessen glänzender Absolvierung er als Ingenieur bei dem Bau der Elbbrücke bei Wittenberge in die Praxis eintrat. Beuth war auf den hoch begabten und überaus strebsamen Studierenden aufmerksam geworden und veranlaßte, daß der erst 25jährige im Jahre 1845 zum Studium des französischen Leuchtfeuerwesens, speziell der Fresnellampe, nach Frankreich entsandt wurde. Dies war für Veitmeyers Entwickelung von Ausschlag gebender Bedeutung, denn bis in sein hohes Alter hinein hat der Verewigte für die Preußische Regierung den Ausbau des Leuchtfeuerwesens bewirkt. Nachdem Veitmeyer einige Jahre Ober-Ingenieur der Wöhlert'schen Maschinenfabrik in Berlin gewesen war, ließ er sich in seiner Vaterstadt als Zivil-Ingenieur nieder und widmete sich hier der damals in den Vordergrund des Interesses tretenden Wasserversorgung und Entwässerung der Städte. Im Auftrage des Handelsministers wurde Veitmeyer im Jahre 1860 zugleich mit dem späteren Geheimen Baurat Hobrecht dem Geheimen Ober-Baurat Wiebe auf dessen zum Studium der Kanalisation der englischen und französischen Städte unternommenen Reise beigegeben. Die Früchte dieser Reise dreier unserer hervorragendsten Techniker sind für unser deutsches Vaterland von unberechenbarem Segen gewesen. Speziell die Städte Berlin und Danzig erhielten unter wirksamster Mitarbeiterschaft der Genannten mustergiltige Wasserversorgung. Auch bei der Begründung des deutschen Patentschutzes war Veitmeyer beteiligt und gehörte dann lange Jahre hindurch dem Kaiserlichen Patentamt als hochgeschätztes Mitglied an. Veitmeyer gehörte zu den Ingenieuren, deren Interesse, wie Max Eyth sagt, nicht durch Kohlenhaufen und Gußstücke abgegrenzt sind. Kein Gebiet menschlicher Geistestätigkeit war ihm fremd, eine glänzende Rednergabe und Schlagfertigkeit in der Diskussion blieb ihm bis zum Tode eigen. Veitmeyer war unvermählt und suchte den Ersatz der Familie in einer weitgehenden Vereinstätigkeit. Während des Feldzuges 1870 brachte er reiche Transporte von Liebesgaben in die vordersten Reihen unserer braven Truppen. So lange die Leuchtfeuer von den Küsten des deutschen Vaterlandes den Schiffen den Gruß der Heimat entgegensenden, so lange im Gewirr der Städte das Wasser der Waldquelle sprudeln wird, so lange werden auch die Spuren des arbeitsreichen Lebens unseres ersten Vorsitzenden nicht vergehen. Veitmeyer hatte es zu hohem Wohlstande gebracht und bedachte unseren Verein mit einem Vermächtnis von 30 000 M. „um aus den Zinsen alle ein bis zwei Jahre in der Art, wie dies bisher geschehen ist, Preisaufgaben auszuschreiben.” Die Verleihung der Rechte einer juristischen Person hatte zur Folge, daß einige Änderungen der Satzungen und eine Neuwahl des Gesamtvorstandes vorgenommen werden mußten. Zur Vorbereitung dieser Neuwahl wurde ein besonderer Vertrauensausschuß, bestehend aus 3 Vorstands- und 6 Vereinsmitgliedern, eingesetzt. Nach den Vorschlägen dieses Ausschusses wurde sodann in der am 28. Februar 1899 abgehaltenen Sitzung der Vorstand in folgender Zusammensetzung gewählt, nachdem Herr Geheimer Ober-Baurat Stambke eine etwaige Wahl zum Vorsitzenden aus Gesundheitsrücksichten abgelehnt hatte: Vorsitzender: Geheimer Ober-Baurat Wichert; — I. stellvertretender Vorsitzender: Regierungsrat Geitel; — II. stellvertretender Vorsitzender: Geheimer Kommerzienrat R. Pintsch; — Schriftführer und Säckelmeister: Geheimer Kommissionsrat F. C. Glaser; — Stellvertreter des Schriftführers und Säckelmeisters: Eisenbahndirektor Callam. Ferner die Herren Blauel, Eisenbahndirektor a. D., Direktor der Waggonfabrik Gebr. Hofmann & Co. in Breslau; Paul Hoppe, Fabrikbesitzer in Berlin; Leißner, Eisenbahn-Bauinspektor a. D., Direktor der Firma Henschel & Sohn in Cassel; Rustemeyer, Eisenbahndirektor in Berlin; Schlesinger, Eisenbahndirektor in Tempelhof bei Berlin; Schrey, Regierungsrat a. D., Vorstand der Waggonfabrik Danzig in Danzig; Stahl, Direktor der Stettiner Maschinenbau-Aktiengesellschaft „Vulcan” in Bredow bei Stettin; Stambke, Geheimer Ober-Baurat z. D. in Berlin; Thuns, Regierungsrat in Berlin; Werchan, Geheimer Baurat in Berlin. Am 28. März 1899 beschloß der Verein, hinfort die an die erfolgreichen Bearbeiter der Beuthaufgabe zu verteilenden Vereinsandenken in Gestalt von goldenen Beuthmedaillen zu verleihen. In Ausführung dieses Beschlusses ließ der Vorstand nach der in der Berliner National-Galerie befindlichen Rauch'schen Büste Beuth's durch die Prägeanstalt von L. Chr. Lauer, Berlin-Nürnberg, die erforderlichen Prägestempel anfertigen. Die Verteilung der ersten Beuthmedaillen erfolgte in der Versammlung am 26. September 1899 an die vier erfolgreichen Bearbeiter der vorjährigen Beuthaufgabe. |
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Die für das Jahr 1899 ausgeschriebene Beuthaufgabe betraf den Entwurf einer Vorrichtung, mit der in 24 Stunden bis zu 15 000 t Kohle aus Kanalschiffen in Seeschiffe umgeladen werden können. Der Preis betrug 1200 M. und goldene Beuthmedaillen. In dem Bestreben, die Bearbeitung der Preisaufgaben tunlichst weiten Kreisen der jüngeren Fachgenossen zugänglich zu machen, wandte sich der Vorstand an eine Anzahl deutscher Bundesregierungen mit dem Antrage, die Lösungen der Beuthaufgaben – wie dies in Preußen bereits seit einigen Jahren geschah – bei günstigem Ausfall als häusliche Probearbeit für die Baumeisterprüfung im Maschinenbaufache anzunehmen. Diesem Ansuchen kamen das Königlich Sächsische Finanzministerium und das Großherzoglich Hessische Ministerium der Finanzen in dankenswerter Weise nach. In der Versammlung am 26. September 1899 faßte der Verein den Beschluß, vom 1. Januar 1900 ab bis auf weiteres versuchsweise den Beitrag der außerhalb Berlins und der Vorortgrenze wohnenden Vereinsmitglieder auf 15 M. jährlich zu ermäßigen und nach jeder monatlichen Vereinsversammlung für alle erschienenen Mitglieder ein gemeinsames Abendessen auf Vereinskosten zu veranstalten. Anläßlich der am 18./21. Oktober 1899 stattgehabten Feier des 100 jährigen Bestehens der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin ließ der Verein durch den ersten stellvertretenden Vorsitzenden, Regierungsrat Geitel, der Hochschule die goldene Beuthmedaille überreichen. In der Versammlung am 24. Oktober 1899 gelangte eine sieben Paragraphen umfassende Anweisung für die Behandlung der Preisausschreiben (Beuthaufgaben) zur Annahme. Hiernach sollte alljährlich ein Preisausschreiben erlassen werden. Der außer den goldenen Beuthmedaillen zur Verfügung gestellte Geldpreis von 1200 M. erhielt hinfort den Namen „Veitmeyerpreis”. In der Versammlung am 5. Dezember 1899 war der Verein in der angenehmen Lage, Kenntnis zu nehmen von nachfolgendem Schreiben der Norddeutschen Wagenbauvereinigung. |
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Mit Recht hob der Vorsitzende in seinen begleitenden Dankesworten
hervor, daß unser Verein, wie diese hochherzige Stiftung beweise, als berufene
Stelle angesehen werde für die Förderung der maschinentechnischen Wissenschaft.
Der Verein wählte in derselben Versammlung einen aus 8 Herren bestehenden Ausschuß,
um Vorschläge für eine zweckentsprechende Verwendung der Stiftung zu machen. Am 12. April 1899 besichtigte der Verein die Charlottenburger Gasanstalt an der Jungfernheide und am 8. Oktober 1899 die neuen Borsigschen Werke in Tegel. Während des Jahres 1899 fanden folgende Vorträge statt: Ingenieur und Fabrikbesitzer Paul Hoppe: Über große astronomische Fernrohre, insbesondere über das große Fernrohr der Treptower Sternwarte. — Oberinspektor Brandt: Die Entwickelung der maschinellen Einrichtungen von den Bühnen der älteren Theater bis zur Neuzeit. — Regierungs- und Baurat Willi Kuntze: Die Gestalt der schlesischen Steine als Folge ihrer natürlichen Bearbeitung. — Ingenieur und Fabrikbesitzer Fritz Dopp sen.: Über Petroleummotoren mit besonderer Berücksichtigung der neueren Motoren von Diesel und von Dopp. — Regierungsrat M. Geitel: Aus der Praxis der ersten 5 Jahre des Gesetzes zum Schutz der Warenbezeichnungen. — Eisenbahnbau- und Betriebsinspektor Biedermann: Die Statistik der Edelmetalle als Material zur Beurteilung der Währungsfrage. — Regierungsbauführer Alb. Tischbein: Moderne elektrische Lokomotiven. Als Beuthaufgabe wurde für das Jahr 1900 der Entwurf zu einem Endbahnhof einer elektrisch zu betreibenden Hochbahn gestellt. Die Züge sollten in schneller Zugfolge mit 200 km Stundengeschwindigkeit verkehren können; zur Vermeidung hoher Grunderwerbskosten sollte die Bahn innerhalb der Stadt als eiserne Hochbahn und teilweise über die Häuser hinweg geführt werden. Die Bahnsteige des Endbahnhofs sollten in etwa 25 m Höhe über der Fahrbahn der angrenzenden Straßen angeordnet werden. Am 23. Januar 1900 ernannte der Verein sein allgemein verehrtes hochverdientes Vorstandsmitglied, Herrn Geheimen Ober-Baurat Stambke anläßlich seines am 23. Februar stattfindenden siebzigsten Geburtstage zum Ehrenmitglied. In derselben Versammlung konnte der Vorsitzende mit dem Ausdruck freudigen Dankes dem Vereine Kenntnis folgenden Schreibens geben: |
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Diese hochherzige Stiftung machte eine Vermehrung der Mitglieder
des Ausschusses erforderlich, welcher eingesetzt war, um Vorschläge für die
Verwendung der Stiftung der Norddeutschen Wagenbauvereinigung zu machen. In
der Versammlung am 27. März 1900 beschloß der Verein auf Vorschlag dieses
Ausschusses, einen Teil des zur Verfügung stehenden Kapitals in der Weise zu
verwenden, daß Vereinsmitgliedern, welche die Vereinsbestrebungen durch technische
Leistungen, Vorträge und Abhandlungen gefördert hatten, für die im Jahre 1900
stattfindende Pariser Ausstellung Reisebeiträge in Höhe von je 600 M.
zugewiesen werden sollten. Als Gegenleistung hatten die Betreffenden über ihre
Wahrnehmungen innerhalb eines eng begrenzten Gebietes einen Bericht zu erstatten,
dessen Umfang einen Vereinsabend ausfüllte. Als in Betracht kommende Themata
wurden festgesetzt: 1. Lokomotivbau; 2. Eisenbahnwagenbau; 3. Elektrische
Kraft- und Lichtübertragung; 4. Werkzeugmaschinen für Herstellung und Reparatur
von Eisenbahnfahrzeugen; 5. Kraftwagen; 6. Kleinmotoren und große
Gasmaschinen. Für diese Themata wurden sodann folgende sechs Herren durch den
Vorstand in Gemeinschaft mit dem Ausschuß ausgewählt: Gewerbe-Inspektor Claussen in Hagen, Eisenbahn-Bauinspektor Fraenkel in Dortmund, Dr. E. Müllendorff in Köln, Eisenbahndirektor Schumacher in Potsdam, Eisenbahn-Bauinspektor Unger in Charlottenburg, Professor Dr. Fr. Vogel in Charlottenburg. In der Versammlung vom 27. Februar 1900 wurde beschlossen, den literarischen Ausschuss nicht wieder zu erneuern, sondern die zur Besprechung eingehenden Werke an die Vereinsmitglieder zu verteilen. Zu der Beuthaufgabe von 1899, Entwurf einer Vorrichtung zum Umladen von Kohlen aus Kanalschiffen in Seeschiffe, war nur eine Lösung eingegangen. Dieselbe wurde mit dem ausgesetzten Veitmeyerpreise von 1200 M. sowie der goldenen Beuthmedaille prämiiert. Verfasser war der Regierungsbauführer Heinrich Mehlis in Berlin. Am 23. Oktober 1900 wies der Geheime Ober-Baurat Wichert gelegentlich eines Vortrages über die neuen Prüfungsvorschriften für den Staatsdienst im Baufach unter allgemeinem Beifall der zahlreich erschienenen Vereinsmitglieder in sachgemäßer auf Grund der Statistik gestützter Form die Äußerungen zurück, welche Herr Professor Riedler in einer am 9. Januar 1900 gelegentlich der Feier der Jahrhundertwende von ihm in seiner Eigenschaft als Rektor der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin gehaltenen Festrede über die Regierungsbaumeister des Maschinenfaches getan hatte. Die für 1900 ausgeschriebene Beuthaufgabe: Entwurf zu einem Endbahnhof für eine elektrisch zu betreibende Fernbahn, hatte 4 Lösungen gefunden, von denen drei als preiswürdig anerkannt wurden. Den Veitmeyer-Preis von 1200 M., sowie die goldene Beuthmedaille erhielt der Regierungsbauführer Hermann von Glinski in Berlin; goldene Beuthmedaillen erhielten die Herren Regierungsbauführer Ludwig Aschoff in Charlottenburg und Arthur Callenberg in Dresden. Mit Genugtuung stellte der Vorsitzende fest, daß sich diesmal auch ein sächsischer Fachgenosse an der Beuthaufgabe beteiligt hatte. Während des Jahres 1900 fanden folgende technische Ausflüge statt: am 12. März Besichtigung der Maschinenfabrik der Germaniawerft in Tegel, am 25. und 27. April Besichtigung der Werkzeugmaschinenfabrik von Ludw. Loewe & Co. in Berlin, am 17. Mai Besichtigung des Kabelwerks Oberspree, am 11. Juni Besichtigung der Rüdersdorfer Kalkberge. Während des Jahres 1900 fanden folgende Vorträge statt: Bauinspektor Koß: Die Umwandlung des Dampfbetriebes auf der Berliner Stadt- und Ringbahn in elektrischen Betrieb. — Eisenbahndirektor J. Sürth: Neuerung in der Herstellung von Achsbuchsen für Eisenbahn- und Straßenbahnfahrzeuge. — Eisenbahn-Bauinspektor Loch: Das Verschubgeschäft in der Eisenbahnhauptwerkstatt Gleiwitz. — Eisenbahn-Bauinspektor Unger: Kann die deutsche Maschinenindustrie von der amerikanischen lernen? — Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Paasche: Volkswirtschaftliche Betrachtungen zu vorstehendem Thema. — Geheimer Ober-Baurat Stambke: Die Befahrung kleiner Kurvenradien durch Eisenbahnfahrzeuge. — Regierungsrat Geitel: Die konstruktive Entwickelung der Seefeuer. — Professor Dr. Fr. Vogel: Die Elektrotechnik auf der Pariser Weltausstellung 1900. — Geheimer Ober-Baurat Wichert: Die neuen Prüfungsvorschriften für den Staatsdienst im Baufach. — Eisenbahn-Bauispektor S. Fraenkel: Der Lokomotivbau auf der Pariser Weltausstellung 1900. — Ingenieur von Voss: Die Schenck'sche Wage zur Ermittelung des Raddruckes der Lokomotiven. Für das Jahr 1901 wurde als Thema der Beuthaufgabe die Lüftungsanlage für einen Tunnel gestellt. Auf mehrfach geäußerten Wunsch beschloß der Verein in seiner Versammlung am 26. Februar 1901, denjenigen Vereinsmitgliedern, welche vor dem Jahre 1900 den Beuthpreis erhalten hatten, nachträglich, sofern diese bis zum 1. April 1901 dem Vorstande einen dahingehenden Wunsch unterbreiteten und die Kosten übernähmen, die goldene Beuthmedaille zu verleihen. An den zu dieser Zeit stattfindenden Beratungen des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine zur Aufstellung einer Gebührenordnung für Ingenieure und Architekten nahm als Vertreter unseres Vereins der Kommerzienrat Julius Pintsch teil. Die für das Jahr 1901 ausgeschriebene Preisaufgabe, Lüftungsanlage für einen Tunnel, hatte nur eine Bearbeitung gefunden. Dieselbe, vom Regierungsbauführer Georg Schulzendorf in Berlin verfaßt, wurde mit dem Veitmeyerpreise und der goldenen Beuthmedaille prämiiert. Am 29. Dezember 1901 feierte der Kommerzienrat J. H. Stahl, Mitglied des Vorstandes unseres Vereins seit dessen Begründung, sein 25jähriges Jubiläum als Direktor der Stettiner Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft „Vulcan” in Bredow bei Stettin. Der Vorstand brachte seinem verehrten Mitgliede hierzu die herzlichsten Glückwünsche des Vereins dar. Im Laufe des Jahres 1901 besichtigte der Verein am 17. Mai das neue Elektrizitätswerk und die Volksbadeanstalt zu Charlottenburg. Die während dieses Jahres gehaltenen Vorträge behandelten folgende Themata: Eisenbahndirektor Schumacher: Der Eisenbahnwagenbau der Pariser Weltausstellung 1900. — Regierungsbaumeister Heinrich Mehlis: Moderne Hafen- und Werftkrane schwerster Konstruktion. — Ingenieur Fr. Dopp jun.: Mitteilungen über eine verbesserte Ehrhardtsche und eine aichfähige neue Laufgewichtswage zur Ermittelung der Raddrücke von Eisenbahnfahrzeugen. — Eisenbahn-Bauinspektor Unger: Die Werkzeugmaschinen zur Herstellung und Reparatur von Eisenbahnbetriebsmitteln auf der Pariser Weltausstellung 1900. — Geheimer Ober-Baurat Wichert: Die Änderung der Zeugnisse für die Prüfungen im Staatsbaufach. — Regierungs- und Baurat Wittfeld: Versuche mit elektrisch angetriebenen Pumpen für Wasserstationen. — Regierungs- und Baurat Cordes: Das Hochnehmen von Lokomotiven durch Hebeböcke, die unter Benutzung des Motors der Schiebebühne elektrisch angetrieben werden. — Ingenieur Wagner: Die elektrische Steuerung für Luftdruckbremsen, System Siemens. — Regierungsbauführer Alb. Tischbein: Elektrischer Betrieb auf Verschub- und Anschlußgleisen. — Ingenieur Tunneld: Elektrisch angetriebene Pumpen. — Ingenieur Gustav Huhn: Der selbsttätige Dampfkreislauf. — Ober-Ingenieur Gerdes: Neuerungen an Kraftgasanlagen. |
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In der ersten Versammlung des Jahres 1902 war der Herr Vorsitzende wiederum
in der Lage, einen überaus erfreulichen Beweis der dem Verein seitens der
maßgebenden Kreise entgegengebrachten Wertschätzung bekannt zu geben. Es war
dies die Mitteilung über die beabsichtigte
Einstellung von 1700 M. in den Preußischen Staatshaushaltsetat als Staatspreis
für die Beuthaufgabe des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure. Auf
Grund dieses Erlasses wurde der für die Beuthaufgabe ausgeschriebene Geldpreis
auf 1700 M. erhöht, und eine den staatlichen Vorschriften entsprechende
Abänderung der Ausschreibungsbedingungen vorgenommen. Die für das Jahr 1902 ausgeschriebene Beuthaufgabe betraf eine Vorrichtung für einen Flußhafen, mittelst welcher innerhalb 24 Stunden bis zu 24 000 t Kohle aus Eisenbahnwagen mit Seitenentladung in Flußschiffe verladen werden konnten. Mit der Zuerkennung des Staatspreises von 1700 M. war hinfort für den Verfasser der besten Lösung die Verpflichtung verknüpft, innerhalb zweier Jahre eine auf wenigstens drei Monate auszudehnende Studienreise anzutreten, vier Wochen vor ihrem Antritt beim Vorstand die Auszahlung des Preises zu beantragen, einen Reiseplan einzureichen, etwaige Aufträge des Vereins entgegenzunehmen und auf der Reise auszuführen, die erfolgte Rückkehr dem Vorstande unverzüglich anzuzeigen und sechs Wochen später einen Reisebericht nebst Skizzen vorzulegen. Mit dem am 1. Januar 1902 erschienenen Heft begann das offizielle Organ des Vereins, „Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen” seinen fünfzigsten Band. Geheimer Ober-Baurat Wichert nahm in der ersten Versammlung des Jahres Gelegenheit, dem Begründer der Annalen, Geheimrat F. C. Glaser und deren Redakteur, Regierungs-Baumeister Ludwig Glaser, die herzlichsten Glückwünsche für die Zukunft auszusprechen. Die engen Beziehungen, welche alsbald nach Begründung unseres Vereins zwischen den „Annalen” und dem Verein geknüpft wurden, haben sich zu beiderseitiger Zufriedenheit und beiderseitigem Nutzen bis auf den heutigen Tag erhalten. — Wenn es dem Verein gelungen ist, seine Bestrebungen erfolgreich in weiteste Kreise zu tragen, so verdankt er dieses zum großen Teil der steten Bereitwilligkeit, mit der sich die vorzüglich und umsichtig redigierte, für die Interessen unserer Fachgenossen stets mannhaft eintretende Zeitschrift in den Dienst unserer Sache gestellt hat. In der Versammlung am 25. Februar 1902 lag ein Antrag des Ausschusses für die Verwendung des von der Norddeutschen Wagenbauvereinigung und dem Lokomotivverbande gestifteten Kapitals vor. Nach eingehender Beratung hielt es der Verein in Hinblick auf die bekannten Versuche der Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen für wünschenswert, daß es gelingen möge, auf den bestehenden Hauptbahnen, die hierfür entsprechend ausgebaut werden müßten, Schnellzüge mit Dampflokomotiven erhöhter Geschwindigkeit verkehren zu lassen. Demnach richtete sich das einen ersten Preis von 5000 M., einen zweiten Preis von 3000 M. und einen dritten Preis von 2000 M. gewährende Preisausschreiben auf die Erlangung von Entwürfen für „Betriebsmittel, die für schnellfahrende, durch Dampflokomotiven zu befördernde Personenzüge geeignet sind.” Die zulässige Höchstgeschwindigkeit des Zuges sollte 150 km in der Stunde betragen. Die Lokomotive sollte befähigt sein, auf gerader wagerechter Bahn einen Zug im Gewicht von 180 t (ohne Lokomotive) mit einer Geschwindigkeit von 120 km in der Stunde auf die Dauer von 3 Stunden ohne Aufenthalt zu befördern. Die Wagen sollten bei einer Geschwindigkeit von 150 km in der Stunde einen durchaus ruhigen und betriebssicheren Gang haben und den Reisenden auch bei Unfällen den größtmöglichen Schutz bieten. In der Versammlung vom 23. September 1902 erfolgte unter allgemeinem Beifall und unter dem Ausdruck des Dankes gegen den inzwischen in den Ruhestand getretenen Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten, Exzellenz von Thielen, die Verlesung eines gemeinsamen Schreibens des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten und des Herrn Finanzministers, durch welches dem Verein die Mitteilung wurde, daß hinfort die Summe von 1700 M. in den Preußischen Staatshaushaltsetat für die Prämiierung der Beuthaufgabe des Vereins aufgenommen sei. Das Schreiben hat folgenden Wortlaut: |
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Einen überaus schmerzlichen Verlust erlitt der Verein durch das
am 28. September 1902 erfolgte Hinscheiden des Vorstandsmitgliedes,
Königlichen Baurats und Direktors der Lokomotivfabrik Henschel & Sohn Gustav Leißner. Der Verein verdankt dem
Verstorbenen nicht nur vielfache fachwissenschaftliche Anregungen, sondern
auch die Pflege echter Kollegialität und Geselligkeit. Von Haus aus eine
durchaus ernste Natur, war der Verstorbene, dem eine außergewöhnliche
dichterische Begabung zuteil geworden war, ein hochgeschätztes vielseitiges
Mitglied des Geselligkeitsausschusses. Geboren am 28. Dezember 1850
zu Groß-Weigelsdorf in Schlesien, absolvierte Gustav Leißner von 1873 - 1877
die Königliche Gewerbe-Akademie zu Berlin und trat im Jahre 1879 als
Regierungs-Maschinenbauführer bei der Königlichen Direktion der Berliner
Stadt- und Ringbahn ein, wo er bis zum Jahre 1881 bei dem Entwurfe und der
Leitung der Ausführung der maschinentechnischen Anlagen der Berliner Stadtbahn
beschäftigt war. Die zweite Staatsprüfung legte Leißner mit so glänzendem
Erfolge ab, daß ihm staatliche Reisestipendien gewährt wurden, die ihn in den
Stand setzten, längere Studienreisen durch England, Frankreich, die Niederlande
und Nordamerika zu unternehmen. Von 1882 bis zum Jahre 1890 war Leißner als
Regierungs-Maschinenmeister und Regierungs-Baumeister bei der Königlichen
Eisenbahndirektion Berlin beschäftigt; 1890 wurde er zum Eisenbahn-Bauinspektor
ernannt und gehörte dann zunächst dem Betriebsamt der Berliner Stadt- und
Ringbahn an, um im Jahre 1895 Vorstand der Maschinen-Inspektion I Berlin
zu werden. Am 1. Oktober 1897 trat Leißner aus dem Staatsdienst aus und
nahm die Stellung eines Direktors bei der Lokomotiv- und Maschinenfabrik Henschel
& Sohn in Kassel an; in dieser Stellung erhielt er kurz vor seinem Ableben
die Ernennung zum Königlichen Baurat. An Stelle des Verstorbenen wurde Herr
Regierungs- und Baurat Wittfeld in den
Vorstand berufen. Die finanzielle Lage des Vereins hatte sich inzwischen dank der geschickten Geschäftsführung des Säckelmeisters, Geheimrat F. C. Glaser, und dank den dem Verein gemachten Zuwendungen so günstig gestaltet, daß in der am 28. Oktober 1902 abgehaltenen Versammlung beschlossen werden konnte, vom 1. Januar 1903 ab bis auf weiteres versuchsweise den Beitrag der außerhalb Berlins und der Berliner Vorortgrenze wohnenden Mitglieder auf 12,50 M. pro Jahr zu ermäßigen und den Fonds des Geselligkeitsausschusses auf 1500 M. jährlich zu bemessen. Die für das Jahr 1902 ausgeschriebene Beuthaufgabe, betreffend Vorrichtung zur Verladung von Kohlen für einen Flußhafen, hatte 12 Bearbeitungen gefunden, von denen 4 preisgekrönt wurden. Den Staatspreis von 1700 M. erhielt neben der Beuthmedaille der Regierungsbauführer W. Ludwig Suchowiak, während die Regierungsbauführer Adolf Schilling in Berlin, Gustav Wagner in Mainz und Wilhelm Stellfeld in Magdeburg die Beuthmedaille erhielten. Im Laufe des Jahres 1902 unternahm der Verein, z. T. mit Damen, folgende technische Ausflüge: Am 16. Februar zur Berliner Hoch- und Untergrundbahn, am 20. März zur Treptower Sternwarte und vom 21. bis 23. Juni nach Stettin und Heringsdorf mit Besichtigung der Werkstätten des „Vulcan” in Bredow. Während des Jahres 1902 wurden folgende Vorträge gehalten: Regierungsbaumeister Pforr: Über den elektrischen Betrieb auf den Mailänder Vorortbahnen der Mittelmeer-Eisenbahngesellschaft. — Regierungs- und Baurat Herr: Neuerungen an vierachsigen Durchgangs-Personenwagen. — Regierungsbaumeister Heinrich Mehlis: Die schiefe Ebene der North British Railway auf Queen Station in Glasgow. — Regierungs- und Baurat Herr: Druckversuche mit geschweißten und gelöteten Gasbehältern für Eisenbahnwagen. — Ingenieur und Fabrikbesitzer Fr. Dopp sen.: Verwendung von flüssigem Kohlenwasserstoff zum Motorenbetrieb. — Geheimer Ober-Baurat Wichert: Die elektrische Beleuchtung einiger D-Züge der Preußischen Staatsbahnverwaltung. — Eisenbahn-Bauinspektor Unger: Die neuesten Dampfwagen von Gardner und Serpollet in Paris. — Regierungsbauführer Pflug: Die Bauarbeiten am Simplon-Tunnel. — Eisenbahndirektor Schlesinger: Die Herstellung der Arztwagen für die Hilfszüge der Preußischen Staatsbahnverwaltung. — Eisenbahndirektor Schumacher: Feuerschutzmittel für Eisenbahnfahrzeuge. — Regierungsbauführer Sauer: Selbsttätige Kuppelungen für Eisenbahnfahrzeuge. — Geheimer Ober-Baurat Wichert: Die bevorstehende Änderung im Prüfungswesen für den Staatsbaudienst in Preußen. Die für das Jahr 1903 ausgeschriebene Beuthaufgabe betraf den Entwurf zur Ausbeutung eines Torfmoors, das eine Fläche von 2000 Quadratkilometer einnimmt und aus mehreren durch Seen, Wasserläufe und torffreies Gelände getrennten Teilen besteht. In der ersten Versammlung des Jahres 1903 berichtete Herr Ober-Baurat Klose über das Ergebnis des am 1. März 1902 erlassenen Preisausschreibens auf Erlangung von Entwürfen für Betriebsmittel für schnellfahrende, durch Dampflokomotiven zu befördernde Personenzüge. Es waren 13 Bewerbungen eingegangen, von denen 4 sich auf Lokomotiven und Wagen erstreckten, während die übrigen nur Lokomotiven behandelten. Für bemerkenswerte Einzelleistungen wurden Preise im Betrage von je 1000 M. den Herren Ingenieur Richard Avenmarg in München, Ober-Ingenieur Franz Peglow in Berlin, Ober-Ingenieur M. Kuhn in Cassel, Regierungsbaumeister Heinrich Mehlis in Berlin und Geheimen Regierungsrat Professor A. von Borries in Berlin in Gemeinschaft mit der Hannoverschen Maschinenbau-Aktiengesellschaft vormals Georg Egestorff in Hannover-Linden und Maschinenbau-Gesellschaft vormals Klett in Nürnberg erteilt. Die mit Preisen bedachten Verfasser wurden auf Beschluß vom 24. März 1903 zur Bearbeitung von Entwürfen für Lokomotiven im engeren Wettbewerb auf Grund neu aufzustellender Bedingungen aufgefordert. Hierfür wurde der Betrag von 5000 M. gewährt, und der Verein behielt sich vor, die preisgekrönte Arbeit zu veröffentlichen und an maßgebender Stelle vorzulegen. |
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Am 18. Februar 1903 verstarb das langjährige Vorstandsmitglied
und Ehrenmitglied unseres Vereins, der um unser Fach hochverdiente Geheime
Ober-Baurat Moritz Stambke. Der Verewigte
war geboren am 23. Februar 1830 zu Klein-Lübars, Regierungsbezirk Magdeburg,
trat im August 1848 in die Werkstätten der Magdeburg-Leipziger Eisenbahn ein
und genügte seiner Militärpflicht als Einjährig-Freiwilliger bei den Magdeburger
Pionieren. Nach Beendigung seiner Studien war Stambke als Konstrukteur bei der
Wöhlertschen Maschinenfabrik in Berlin tätig. Im September 1853 wurde Stambke
Maschinenmeister bei der Bergisch-Märkischen Eisenbahn und hat dann dieser
Bahn fast 28 Jahre lang als Maschinenmeister, Ober-Maschinenmeister und
Direktionsmitglied mit dem Range der Räte IV. Klasse angehört. Am 19. April
1881 wurde der Verewigte als erster Maschinentechniker in das Preußische
Ministerium der öffentlichen Arbeiten berufen, am 26. August 1881 zum Geheimen
Baurat und vortragenden Rat und am 24. August 1887 zum Geheimen Ober-Baurat
ernannt. — Hier war es ihm beschieden, in segensreichster Weise zum
Wohle unseres Faches zu wirken und sein reiches Wissen und Können in den
verschiedensten Richtungen bahnbrechend und erfolgreich zu betätigen. Stambke
schied am 1. April 1895 bei der Neuorganisation des Preußischen Staatsbahnwesens
aus dem Ministerium aus, behielt jedoch noch bis zum 1. Juni 1899 das Amt
des Vorsitzenden des technischen Prüfungsamtes. Trotz seiner umfassenden amtlichen
Tätigkeit hatte Stambke stets noch Zeit übrig, sich gemeinnützig zu bewähren;
so gehörte er in Witten und Elberfeld der Stadtverordnetenversammlung an, und
unser Verein ist ihm zu ganz besonderem Dank verpflichtet, sowohl für seine
wissenschaftlichen Gaben, als auch für die Hebung des gesellschaftlichen
Zusammenhanges der Mitglieder. Mit Stambke schied von uns ein hervorragender
Fachgenosse, ein treuer Freund, ein echter altpreußischer Beamter, einer –
wie Herr Geheimer Ober-Baurat Wichert in seiner Gedächtnisrede treffend ausführte
– von der Garde jener alten Ober-Maschinenmeister, von denen leider nur
noch wenige unter uns weilen. An Stelle des Verstorbenen wurde Herr Geheimer
Regierungsrat Professor von Borries in
den Vorstand gewählt. Die für das Jahr 1903 ausgeschriebene Beuthaufgabe: Entwurf einer Anlage zur Gewinnung und Verarbeitung von Torf, hatte 9 Bearbeitungen gefunden. Von diesen wurde die des Regierungsbauführers Paul Neubert in Magdeburg mit der goldenen Beuthmedaille und dem Staatspreis von 1700 M. und die Arbeiten des Kandidaten des Maschinenbaufaches Maximilian Gercke in Charlottenburg und des Regierungsbauführers Paul Schüler in Magdeburg mit der Beuthmedaille ausgezeichnet. Das Jahr 1903 brachte folgende technische Ausflüge: Am 8. Mai zur Besichtigung der Schloßbrauerei in Schöneberg und am 11. Juni zur Besichtigung der Werkstätten der Berliner Maschinenbau-Aktiengesellschaft vorm. L. Schwartzkopff in Wildau bei Königswusterhausen. An Vorträgen wurden im Jahre 1903 gehalten: Ober-Ingenieur C. Arldt: Lichtwellen und elektrische Wellen in ihrer praktischen Verwendung. — Eisenbahn-Bauinspektor S. Fraenkel: Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung. — Ober-Ingenieur Dr. Büttner: Die Verwendung des Akkumulators in der Verkehrstechnik. — Regierungsbaumeister Albrecht Tischbein: Moderne Konstruktionen im Elektromaschinenbau mit besonderer Berücksichtigung der Verwendung von Kugellagern. — Ober-Ingenieur Riebe: Abriß über moderne Kugellager. — Eisenbahn-Bauinspektor M. Unger: Versuchsfahrten mit den neuen Lokomotivgattungen behufs Ermittelung der für einen beschleunigten Stadtbahnbetrieb geeignetsten Lokomotiven. — Geheimer Regierungsrat Professor von Borries: Die Eigenbewegungen der Lokomotiven, erläutert an einem Modell. — Regierungsbaumeister Rintelen: Neue Vorschläge für die Überwindung hoher Stufen in Schiffahrtkanälen. In der ersten Versammlung des Jahres 1904 erfüllte der Vorsitzende, Geheimer Ober-Baurat Wichert, die traurige Pflicht, des Hinscheidens des früheren Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten, Exzellenz von Maybach, zu gedenken, dessen segensreiche Tätigkeit für unser Vaterland so überaus nutzbringend gewesen ist. Der Verewigte hatte erkannt, wie notwendig es sei, den Maschinen-Ingenieur als gleichberechtigten Faktor an der Verwaltung der Preußischen Staatseisenbahnen teilnehmen zu lassen und hiernach, unbekümmert um die zu beseitigenden Hindernisse, zielbewußt gehandelt. Hierfür hat ihm unser Verein vor Jahren unseren ehrerbietigsten Dank aussprechen lassen, und dieses Gefühl der Dankbarkeit wird für immer in uns fortleben. Auf Grund des infolge des Vereinsbeschlusses vom 24. März 1903 ausgeschriebenen engeren Wettbewerbes, betreffend „Entwurf einer Lokomotive zur Beförderung von Zügen mit großer Fahrgeschwindigkeit”, waren die Einsender der fünf mit Preisen bedachten Bearbeitungen des Preisausschreibens vom 1. März 1902 zur Beteiligung an diesem Wettbewerb aufgefordert. Auf Antrag des Preisgerichts wurde der ausgesetzte Preis von 5000 M. je zur Hälfte dem Dr.-Ing. Regierungsbaumeister Heinrich Mehlis in Berlin und dem Ober-Ingenieur Franz Peglow in Berlin zuerkannt. Auch wurden die Entwürfe dieser beiden Herren dem Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten vorgelegt. Aus den von den Wagen- und Lokomotivfabriken dem Verein zugewendeten Stiftungen wurden die Kosten für vier in der Berliner „Urania” über die neuesten Ergebnisse der Physik für unsere Mitglieder gehaltene Vorträge bestritten. Für das Jahr 1904 wurde als Beuthaufgabe der Entwurf einer Lokomotiv-Reparaturwerkstätte auf einem bestimmten Baugelände (bei Gleiwitz) ausgeschrieben. Am 1. Juni 1904 war der Verein, dank der Munifizenz des Norddeutschen Lokomotivverbandes in der Lage, ein Preisausschreiben zwecks Erlangung eines Lehrbuches über den Lokomotivbau (theoretische Behandlung der Grundverhältnisse) zu erlassen. Der Verein ging hierbei von der Tatsache aus, daß es an einer einheitlichen und erschöpfenden Darstellung fehlt, die zu einer genauen Erkenntnis der thermischen, mechanischen und geometrischen Verhältnisse der Lokomotive führt und die auch als Richtschnur genommen werden kann, wenn es sich darum handelt, für gegebene Bedingungen Lokomotiven zu entwerfen, die dem beabsichtigten Zweck möglichst vollkommen entsprechen. Für das Zustandekommen einer solchen Schrift setzte der Verein eine Beihilfe von 6000 M. aus und behielt sich die Auswahl unter den Bewerbern ohne Angabe von Gründen vor. Die Schrift soll bis 1. Januar 1908 vollendet sein; die Bewerbungen mußten bis 1. Oktober 1904 erfolgen. Unter den drei sich meldenden Bewerbern überwies der Vorstand dem Herrn Geheimen Regierungsrat Professor von Borries die genannte Summe; als seine Mitarbeiter benannte dieser die Herren Professor Dr. Sommerfeld in Aachen und Diplom-Ingenieur Berner. Am 24. Mai 1904 war der Verein in der angenehmen Lage, davon Kenntnis zu nehmen, daß die Norddeutsche Wagenbauvereinigung beschlossen habe, ihre Zuwendung für Prämiierungen bis zum 31. Dezember 1915 auszudehnen und zugleich von 3000 M. auf 5000 M. jährlich zu erhöhen. In derselben Versammlung wurde der Vorstand beauftragt, die Vorarbeiten zur Veranstaltung eines Preisausschreibens, betreffend Drehgestelle an Personenwagen für Schnellzüge, einer geeigneten Persönlichkeit gegen eine angemessene Entschädigung zu übertragen. In die Sommerferien des Jahres 1904 fiel ein für die Deutschen Maschinen-Ingenieure hochbedeutsames Ereignis: die Ernennung unseres Vorsitzenden, des Geheimen Ober-Baurats Wichert, zum Ober-Baudirektor. In der ersten nach den Ferien stattfindenden Versammlung nahm denn auch der erste stellvertretende Vorsitzende, Geheimer Regierungsrat Geitel, Veranlassung, auf die hohe Bedeutung dieser Ernennung des ersten Preußischen maschinentechnischen Ober-Baudirektors hinzuweisen und der Genugtuung Ausdruck zu geben, daß unser hochverehrter Herr Vorsitzender als solcher für immer in den Annalen unseres Faches verzeichnet stehen wird. In Ausführung des Beschlusses vom 24. Mai 1904 hatte der Verein den Regierungsbaumeister Messerschmidt mit der Zusammenstellung der Zeichnungen von Drehgestellen für Schnellzugwagen betraut. Nachdem dieser sich seiner Aufgabe entledigt hatte, beschloß der Verein am 27. September 1904, aus dem Fonds der Waggon- und Lokomotivfabriken als Zuschuß zu den Kosten für Vervielfältigung jener Zeichnungen dem Verleger 1000 M. zu bewilligen unter der Bedingung, daß jedes Mitglied des Vereins ein Exemplar des Werkes kostenlos erhalte, und der Verein bis zur Höhe obigen Betrages an dem etwaigen Gewinn aus dem Verlagsrecht zur Hälfte beteiligt sein solle. Die für das Jahr 1904 ausgeschriebene Preisaufgabe, betreffend Entwurf einer Lokomotiv-Reparaturwerkstätte, hatte 15 Bearbeitungen gefunden. Den Staatspreis von 1700 M. und die Beuthmedaille erhielt Regierungsbauführer Wilhelm Heyden in Berlin. Die Beuthmedaille erhielten die Regierungsbauführer Gustav Laubenheimer in Charlottenburg, Hans Goltdammer in Berlin, Paul Michael in Köln, Hanno Zeuner in Dresden und Paul Freiherr von Eltz-Rübenach in Münster. Die für das Jahr 1905 ausgeschriebene Beuthaufgabe betraf eine mechanische Kohlenförder- und Aufbereitungsanlage für eine Gasanstalt mit einer Jahresleistung von 15 000 000 cbm Gas. Während des Jahres 1904 wurden folgende technische Ausflüge unternommen: Am 17. März zur Besichtigung einer Sauggas-Maschinen-Anlage in der Potsdamerstraße zu Berlin, am 25. März zur Besichtigung der Teltowkanal-Schleuse bei Klein-Machnow sowie der elektrischen Treidelversuche bei Kohlhasenbrück, am 27. Oktober zur Besichtigung der elektrischen Schweißanlagen in der Fabrik Huttenstraße der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft zu Berlin, sowie der Werkstätten von Ludw. Loewe & Co. in Berlin. An Vorträgen wurden im Laufe des Jahres 1904 gehalten: Dr. Walther Thiem: Das Luftgas, seine Herstellung und Verwendung. — Regierungsbaumeister Peter: Die Bedeutung des Gichtgases für die elektrische Traktion in unseren Berg- und Hüttenrevieren. — Ober-Baudirektor Wichert: Mitteilung über die Anstellungsverhältnisse der Maschinentechniker bei der Preußischen Staatseisenbahnverwaltung. — Geheimer Baurat R. Meyer: Der Bau und die Einrichtung der Lokomotiv-Reparaturwerkstätte zu Opladen. — Regierungsbaumeister Nicolaus: Hochbahnen in Nordamerika. — Regierungsbaumeister Peter: Gesichtspunkte für die Einrichtung von Schmiedepressenanlagen. — Dr. Albert Neuburger: Die Herstellung von Eisen und Stahl auf elektrischem Wege. — Regierungsbaumeister Peter: Schweißen und Löten, elektrische Schweißmaschinen für Massenfabrikation. Der von den Vereinigungen der norddeutschen Wagenbauanstalten und Lokomotivfabriken gestiftete Fonds ermöglichte es, für den Verein auch im Jahre 1904 vier Sondervorträge über die neuesten Ergebnisse der Physik in der „Urania” zu Berlin veranstalten zu lassen. Am 23. Mai 1905 schrieb der Verein den Betrag von 8 000 M. aus für eine Untersuchung der Bedingungen des ruhigen Laufes von Drehgestellwagen für Schnellzüge. Um die Bearbeitung dieser hochwichtigen Frage zu erleichtern, hatte der Verein, wie wir bereits mitteilten, durch den Regierungsbaumeister Messerschmidt eine Zusammenstellung von Zeichnungen bisher ausgeführter und zur Ausführung vorgeschlagener Drehgestelle für Schnellzugwagen anfertigen lassen. Hoffentlich findet dieses Preisausschreiben, für welches als Tag der Einsendung der Lösungen der 2. Januar 1907 festgesetzt ist, die verdiente rege Beteiligung. Auch im Jahre 1905 wurden aus dem Fonds der Wagen- und Lokomotivfabriken einige Sondervorträge für die Mitglieder unseres Vereins in der „Urania” zu Berlin veranstaltet. Die für 1905 ausgeschriebene Beuthaufgabe: Kohlenförder- und Aufbereitungsanlage für eine Gasanstalt, fand zwölf Bearbeitungen. Den Staatspreis von 1700 M. sowie die Beuthmedaille erhielt der Regierungsbauführer Paul Kirchhoff in Hannover, während die Arbeiten der Regierungsbauführer Adolf Grahl in Berlin, Werner Bergmann in Kassel und Rudolf Blaum in Straßburg i./E. mit der Beuthmedaille ausgezeichnet wurden. Durch eine ihm zu Teil gewordene besondere Überweisung der Summe von 5000 M. war der Verein in die angenehme Lage versetzt, dem Geheimen Baurat Garbe eine Beihilfe von 2000 M. und dem Regierungsbaumeister Törpisch eine solche von 3000 M. zu einer Studienreise nach den Vereinigten Staaten zu gewähren. Technische Ausflüge unternahm der Verein im Laufe des Jahres 1905 am 7. Juni zum Prinz Friedrich Leopold-Kanal und Teltowkanal und vom 2. bis 4. Juli nach Kiel und Rendsburg (Nord-Ostseekanal). Während des Jahres 1905 wurden folgende Vorträge gehalten: Ingenieur Walther Isendahl: Die Entwickelung des modernen Automobils. — Ober-Ingenieur Dr. Max Büttner: Die neueren Einrichtungen der elektrischen Beleuchtung einiger D-Züge der Preußischen Staatsbahnverwaltung. — Marine-Baumeister a. D. Schulthes: Schiffselektrotechnik. — Professor Albr. Tischbein-Danzig: Mitteilungen über kleine Dampfturbinen. — Ober-Baudirektor Wichert: Mitteilungen über die Anstellungsverhältnisse der maschinentechnischen Beamten bei der preußisch-hessischen Eisenbahngemeinschaft. — Regierungsbaumeister Pflug: Lokomotivprüfstände und Lokomotivprüfungen. Einzelkonstruktionen für Automobile. — Ingenieur Deinhardt: Das Deinhardt-Schlomann'sche technische Wörterbuch in sechs Sprachen. — Regierungsbaumeister Dinglinger: Aus dem Betriebe amerikanischer Reparaturwerkstätten. Der Verein tritt in sein Jubeljahr mit 541 Mitgliedern ein. Das Vereinsvermögen beläuft sich auf 70 624 M. |
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Unmittelbar vor seiner Jubelfeier betraf den Verein noch ein überaus
schmerzvoller Verlust. Am 14. Februar verschied unerwartet in Meran der
Geheime Regierungsrat August von Borries,
Professor an der Technischen Hochschule zu Berlin, Ehrenritter des Johanniterordens.
Mit ihm ist ein Maschinen-Ingenieur von Weltruf von uns gegangen, den die
deutsche Ingenieurwelt mit Stolz zu den ihrigen zählte. Der Verstorbene war
am 27. Januar 1852 zu Niederbecksen, Kreis Minden i. W. geboren.
Aus Rücksicht auf seine zarte Körperbeschaffenheit genoß er erst vom 12.
Lebensjahre an Schulunterricht; auch in späteren Lebensjahren erfreute sich
der Verstorbene keiner besonders starken Gesundheit, aber seine hervorragende
Begabung, sein lebhafter auf große Ziele gerichteter Geist und seine eiserne
Energie befähigten ihn, Großes zu vollbringen. Er studierte 1870 - 73 an der
damaligen Gewerbeakademie in Berlin, genügte seiner Militärpflicht bei der
Eisenbahntruppe, der er auch als Reserveoffizier angehörte, und trat dann in
den Preußischen Staatseisenbahndienst. von Borries war einer der ersten, die
das neugeschaffene Examen als Regierungs-Maschinenmeister, das heutige
Baumeisterexamen, bestanden. Er war lange Zeit in verschiedenen Stellungen
bei der Eisenbahndirektion Hannover tätig, zuletzt als Direktionsmitglied.
Weiteren Kreisen wurde er durch seine Verdienste um die Entwickelung der
Verbundlokomotiven bekannt. Durch zahlreiche Konstruktionen, die das gesamte
Gebiet des Eisenbahnmaschinenwesens umfassen, und durch eine vielseitige
schriftstellerische Tätigkeit erwarb sich von Borries den Ruf als einer der
hervorragendsten Eisenbahningenieure unserer Zeit. Im Jahre 1902 übernahm der
Verstorbene eine Professur an der Technischen Hochschule zu Berlin, wo er
Vorlesungen über Eisenbahnmaschinenbau, Betriebs- und Verkehrsanlagen,
Eisenbahnbetrieb, Signalwesen und Automobilbau abhielt. Ihm schlugen die
Herzen der studierenden Jugend warm entgegen, in ihm verehrte diese den Mann
von vornehmer Gesinnung, den bewährten Ingenieur und liebenswürdigen Lehrer,
der stets bereit war, zu raten und zu helfen. Neben seiner Lehrtätigkeit und
schriftstellerischen Tätigkeit beschäftigte den Verstorbenen in der letzten
Zeit besonders der Entwurf eines Lokomotivlaboratoriums, für dessen Bau der
Herr Kultusminister ihm zu seiner großen Freude die Mittel zur Verfügung gestellt
hatte. Der unermüdliche Tätigkeitsdrang und seine große Pflichttreue ließen
ihn noch Vorlesungen halten, als sich bereits ein schweres Hals- und Lungenleiden
eingestellt hatte. Im Herbst vorigen Jahres ließ er sich endlich bewegen,
seine Lehrtätigkeit zu unterbrechen, um der Wiederherstellung seiner Gesundheit
zu leben. Der anfänglichen hoffnungsvollen Besserung folgte leider eine
Verschlimmerung, die den Tod herbeiführte. In August von Borries verliert
die Berliner Technische Hochschule einen ihrer hervorragendsten Lehrer, der
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure, dem er von Anbeginn angehörte, ein treues,
verdienstvolles Vorstandsmitglied, der Verein Deutscher Ingenieure seinen
langjährigen Kurator, die Automobiltechnische Gesellschaft ihren Ehrenvorsitzenden.
Allen, denen es vergönnt war, zu dem Verstorbenen in nähere Beziehung zu treten,
wird er wegen seiner vornehmen Gesinnung und seines liebenswürdigen Charakters
unvergeßlich bleiben. Wir werden ihm immerdar ein ehrenvolles und dankbares
Andenken bewahren. |
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Wir sind am Ende unseres Überblicks über die ersten fünfundzwanzig
Jahre unseres Vereins angelangt. Wenn dieser im Laufe der Jahre sich schnell
zu einer hohen Blüte entwickeln konnte und heute auf zahlreiche ideelle und
materielle Erfolge zurückblicken darf, so verdankt er dies in erster Linie
dem zielbewußten und taktvollen Streben der Männer, die ihn in's Leben riefen
und in ihm zu gemeinsamem Streben sich vereinten. Er verdankt dies ferner der
unparteiischen und vorurteilsfreien Würdigung, welche die Leistungen der
Deutschen Maschinentechnik und ihrer Jünger bei den maßgebenden Personen
fanden. Die soziale Hebung, welche die im Staatsdienste beschäftigten
Maschinen-Ingenieure erfuhren, und auf deren fortgesetzte Mehrung unser
Verein stets nach Kräften hinarbeitete, mußte sich auch zu Gunsten der in
der Privatpraxis stehenden Fachgenossen geltend machen. Das stetig wachsende
Ansehen, das unsere Fachgenossen in der straffen Beamtenhierarchie des Staates
Friedrichs des Großen fanden und zu behaupten wußten, es mußte auch allen
denjenigen zu teil werden, welche im Zivilverhältnis den Ruhm Deutscher
Maschinenwissenschaft im In- und Auslande mehrten. Und so kann der Verein an
seinem heutigen Ehrentage ohne Überhebung sich das Zeugniß nicht versagen,
daß er das Ziel, was seine Begründer erstrebten, ehrlich verfolgt hat, nämlich
unserer Berufsklasse die Stellung zu erwerben und zu erhalten, die ihr zukommt,
und daß er, was bisher zu erreichen war, erreicht hat. — Waren dem
Maschinen-Ingenieur vor 25 Jahren eine große Zahl ihm zustehender Stellungen
verschlossen, so haben die Verhältnisse sich heute im allgemeinen so weit
geklärt und gefestigt, daß das Maschinenbaufach als solches den durch die
Tradition geheiligten älteren Fächern gleichberechtigt ist. An dem Einzelnen
ist es, auf Grund dieser Gleichberechtigung weiterzuarbeiten und sich diejenige
Stellung in unserem staatlichen und gesellschaftlichen Leben zu erwerben und zu
bewahren, zu welcher ihm seine Vorbildung die Berechtigung gewährt. Möge der nach abermaligem Verlaufe von fünfundzwanzig Jahren eröffnete Rückblick unserem Fache und unserem Verein einen gleichen Fortschritt offenbaren! |
Die Mitglieder des Vorstandes |
||
des |
||
Vereins
Deutscher Maschinen-Ingenieure für das Jahr 1906. |
||
Vorsitzender: Wichert,
Ober-Baudirektor und Abteilungsdirigent im Ministerium der öffentlichen Arbeiten,
Mitglied der Akademie des Bauwesens und des Technischen Ober-Prüfungsamtes,
Berlin.
1. stellvertretender Vorsitzender:
Geitel, Max, Geheimer
Regierungsrat, Mitglied des Kaiserl. Patentamtes, Berlin.
2. stellvertretender Vorsitzender:
Pintsch, R., Geheimer
Kommerzienrat, Ingenieur und Fabrikbesitzer, Mitglied der Akademie des Bauwesens,
Berlin.
Säckelmeister und Schriftführer:
Glaser, F. C., Geheimer Kommissionsrat,
Zivil-Ingenieur, Patentanwalt, Berlin.
Stellvertreter desselben:
Callam, Emil,
Königl. Eisenbahndirektor a. D., Berlin. |
Blauel,
Eisenbahndirektor a. D., Direktor der Waggonfabrik Gebr. Hofmann
& Co., Aktien-Gesellschaft, Breslau.
v. Borries,
Geheimer Regierungsrat, Professor an der Königl. Technischen Hochschule,
Berlin. †
Hoppe, Paul, Ingenieur,
Westend-Charlottenburg.
Rustemeyer, Geheimer
Baurat, Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion, Berlin.
Schlesinger, Viktor,
Geheimer Baurat, Vorstand der Königl. Eisenbahn-Wekstätteninspektion a,
Tempelhof bei Berlin.
Schrey, Otto,
Regierungsrat a. D., Vorstand der Waggonfabrik Danzig.
Stahl, H. J., Dr.-Ing.,
Kommerzienrat, Direktor der Stettiner-Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft
„Vulcan”, Bredow bei Stettin.
Thuns, Conrad, Regierungsrat,
Mitglied des Kaiserl. Patentamtes, Groß-Lichterfelde.
Werchan, Geheimer Baurat,
Berlin W.
Wittfeld, Gustav, Geheimer
Baurat, vortragender Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten,
Berlin.
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Die Mitglieder der Ausschüsse | ||
des |
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Vereins
Deutscher Maschinen-Ingenieure für das Jahr 1906. |
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1. Preisrichterausschuß für die Beuthaufgaben. |
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v. Borries,
Geheimer Regierungsrat, Professor an der Königl. Technischen Hochschule
Berlin. †
Callam, Emil,
Königl. Eisenbahndirektor a. D., Berlin.
Domschke, Ottomar,
Geheimer Baurat, Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion, Berlin.
Fraenkel, Siegfr.,
Eisenbahn-Bauinspektor, Vorstand der Königl. Eisenbahnwerkstätten-Inspektion b,
Tempelhof bei Berlin.
Haas,
Geheimer Baurat, Vortragender Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten,
Charlottenburg.
Hoppe, Paul,
Ingenieur, Westend-Charlottenburg.
Meyer, Max, Regierungs- und
Baurat, Vorstand der Königl. Maschinen-Inspektion I, Berlin.
Müller, Karl, Geheimer Ober-Baurat,
Vortragender Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Mitglied des
Technischen Ober-Prüfungsamtes, Berlin.
Patrunky, Heinr., Regierungs-
und Baurat, Vorstand der Königl. Werkstätten-Inspektion I, Mitglied des
Kaiserl. Patentamtes, Berlin.
Pforr, Philipp,
Regierungsbaumeister a. D., Berlin.
Schramke, Franz, Eisenbahn-Bauinspektor,
Vorstand der Königl. Eisenbahn-Werkstätten-Inspektion IIb, Berlin.
Unger, Maximilian, Regierungs- und
Baurat, Vorstand der Königl. Maschinen-Inspektion, Berlin 5, Berlin.
Vogel, Friedrich, Dr. phil.,
Professor, Charlottenburg.
Wichert,
Ober-Baudirektor und Abteilungsdirigent im Ministerium der öffentlichen Arbeiten,
Mitglied der Akademie des Bauwesens und des Technischen Ober-Prüfungsamtes,
Berlin.
Wittfeld, Gustav, Geheimer Baurat,
Vortragender Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Berlin.
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2. Ausschuß, der über die Verwendung des von den Wagen- und Lokomotivfabriken gestifteten Fonds Vorschläge aufzustellen hat. |
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Glasenapp, P.,
Regierungs- und Baurat a. D., Fabrikdirektor, Breslau.
Gredy, Franz E., Fabrikdirektor,
Charlottenburg.
Herr, Fr., Geheimer Baurat,
Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion, Berlin.
Klose, Ad., Ober-Baurat a. D.,
Berlin.
Koettgen, Albert, Eisenbahn-Bauinspektor
a. D., Fabrikdirektor, Köln-Deutz.
Radok, E., Kommerzienrat, Direktor
der „Union-Gießerei”, Königsberg i. Pr.
Rumschoettel, H., Geheimer Baurat,
Berlin.
Schlesinger, Victor, Geheimer Baurat,
Vorstand der Königl. Werkstätten-Inspektion a, Tempelhof b. Berlin.
Thuns, Conrad, Regierungsrat,
Vortragender Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Berlin.
Wittfeld, Gustav, Geheimer Baurat,
Vortragender Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Berlin.
Wichert, Ober-Baudirektor und
Abteilungsdirigent im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Mitglied der Akademie
des Bauwesens und des Technischen Ober-Prüfungsamtes, Berlin.
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3. Geselligkeitsausschuß. |
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Anger, Richard, Regierungsbaumeister,
Potsdam.
Block, Erich, Regierungsbaumeister
bei der Teltowkanal-Bauverwaltung, Wilmersdorf.
Bolstorff, Hans, Regierungsbaumeister,
Berlin.
Callam, Emil, Königl. Eisenbahndirektor
a. D., Berlin.
Fleck, Curt, Regierungsbaumeister,
Berlin.
Fraenkel, Siegfried,
Eisenbahn-Bauinspektor, Vorstand der Königl. Eisenbahn-Werkstätteninspektion b,
Tempelhof.
Geitel, Max, Geheimer Regierungsrat,
Mitglied des Kaiserl. Patentamtes, Berlin.
Glaser, Ludwig, Regierungsbaumeister
a. D., Patentanwalt, Berlin.
Pintsch, Julius, Geheimer
Kommerzienrat, Ingenieur und Fabrikbesitzer, Berlin.
Riedel, Wilhelm, Regierungsrat,
Mitglied des Kaiserl. Patentamtes, Berlin.
Rudolph, Walter,
Regierungsbauführer, Charlottenburg.
Schramke, Franz,
Eisenbahn-Bauinspektor, Vorstand der Königl. Eisenbahn-Werkstätteninspektion
2 b, Berlin.
Schumacher, Paul,
Geheimer Baurat, Vorstand der Königl. Eisenbahn-Werkstätteninspektion, Potsdam.
Unger, Maximilian,
Regierungs- und Baurat, Vorstand der Königl. Eisenbahn-Maschineninspektion 5,
Berlin. |
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