Carl Wichert
(1843 — 1921)
Der gebürtige Königsberger trat
1872 als Maschinenmeister in den preußischen
Staatsdienst. Bei der Königlichen Eisenbahn-Direktion (KED) Bromberg leitete er das
maschinentechnische Büro. Bereits 1875 wurde er in das Ministerium für Handel,
Gewerbe und öffentliche Arbeiten als Hilfsarbeiter berufen. Beim Betriebsamt der
Berliner Stadt- und Ringbahn war er an ihrer Inbetriebnahme beteiligt, ehe er 1883
Mitglied der KED Berlin wurde.
Wichert wurde bekannt durch seine Reibungsversuche an Rädern, Schienen und
Bremsklötzen sowie durch Versuche mit Luftdruckbremsen. Seit 1889 arbeitete er wieder
im Ministerium – seit 1894 als Geheimer Baurat –, wo er ab 1904 als
Leiter der maschinentechnischen Abteilung bis weit über das Pensionsalter
hinaus wirkte. Er erwarb sich große Verdienste um den Ausbau des deutschen
Eisenbahnmaschinenwesens. Zu seinem 70. Geburtstag wurde von der Norddeutschen
Wagenbau-Vereinigung mit 20.000 Mark der Grundstock für die Wichert-Stiftung
gelegt.
Anlässlich der 25-Jahr-Feier des Vereins im Jahr 1906 wurde Wichert in Anerkennung
seiner Verdienste von der Technischen Hochschule Berlin die Würde eines
Dr.-Ing. E. h. verliehen. Wichert war Gründungsmitglied und seit 1889
Mitglied des Vorstandes. Von 1898 bis 1920 bekleidete er das Amt des
1. Vorsitzenden, 1912 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.
Carl Müller
(1847 — 1929)
Aus Saalfeld stammend, kam Müller zur Königlichen Ostbahn und wurde 1877
Maschinenmeister. Nach kurzer Beurlaubung zu den Rumänischen Staatsbahnen (CFR)
leitete er die Werkstätten in Berlin Revaler Straße und in Wittenberge. Nach
fünfjähriger Tätigkeit im Lokomotivbeschaffungsdezernat der Königlichen
Eisenbahn-Direktion Berlin war er dann im Ministerium für das Maschinenwesen
zuständig. Durch Unterstützung von Robert Hermann Garbe (1847 – 1932, Geheimer
Baurat, Dr.-Ing. E. h., Gründungs- und Ehrenmitglied, einer der großen
Pioniere des Dampflokomotivbaues) erwarb sich Müller um die Einführung des
Heißdampfes besondere Verdienste. Als Wirklicher Geheimer Oberbaurat und
Dr.-Ing. E. h. schied er 1917 aus dem aktiven Dienst.
Bei seinem Ausscheiden legte der Norddeutsche Lokomotiv-Verband in Anerkennung der
von Müller dem Vaterland auf dem Gebiet des Lokomotivbaus und damit auch der
einschlägigen Industrie geleisteten Dienste mit 30.000 Mark den Grundstock für eine
Müller-Stiftung. Mit ihren Zinserträgen sollten, wie bei der Wichert-Stiftung,
Beihilfen an Studierende gewährt werden. Es sollten aber auch Ingenieure bedacht
werden, die sich auf dem Gebiet der Konstruktion und des Baus von Lokomotiven
besonders verdient gemacht und hervorgetan hatten.
Für das 1923 von Staatsminister Wirklichem Geheimen Rat Hoff, Staatssekretär Kumbier
und Ministerialdirektor Dr.-Ing. E. h. Anger herausgegebene Werk „Das
deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart” schrieb er den Abschnitt
„Lokomotiven mit Zubehör”. Müller war Gründungsmitglied und seit 1922
Ehrenmitglied.
Gerhard Krienitz
(1907 — 1996)
Gerhard Krienitz wurde am 7. Oktober 1907 in München als Sohn eines
Musikwissenschaftlers geboren. Er studierte an der dortigen Technischen Hochschule
Elektrotechnik und wurde anschließend nach dreijähriger Referendarausbildung bei der
Deutschen Reichsbahn 1935 Regierungsbaumeister. Nach Tätigkeiten im
Reichsbahn-Zentralamt München und im Reichsverkehrsministerium in Berlin wurde er
Anfang 1944 Reichsbahnoberrat und Leiter der Stromversorgung und des Betriebs der
Berliner S-Bahn.
1946 trat Gerhard Krienitz in die
Bahnabteilung der AEG ein, wo er entscheidend zum Wiederaufbau von deren
Bahnaktivitäten beitrug und die wiedereinsetzende Entwicklung der deutschen
Bahntechnik wesentlich mitgestaltete. Er war an den Elektrifizierungsvorhaben der
Deutschen Bundesbahn und ausländischer Bahnen beteiligt und war Mitbegründer der
50-Hz-Arbeitsgemeinschaft. 1955 wurde er zum Prokuristen und 1958 zum Direktor der
AEG ernannt. 1955 erhielt er einen Lehrauftrag „Elektrische Bahnen” an
der Technischen Universität Berlin, die ihn 1961 zum Honorarprofessor ernannte.
Als engagierter Ingenieur beeinflusste Gerhard Krienitz nach dem Zweiten Weltkrieg
ganz wesentlich die Maschinen- und Elektrotechnik des Eisenbahnwesens in
Deutschland, indem er frühzeitig die volkswirtschaftliche und technische
Notwendigkeit einer umfassenden Elektrifizierung des Streckennetzes der DB erkannte
und vorantrieb. Dabei strebte er nie isolierte Problemlösungen an, sondern verstand
sein Handeln stets als Teil eines übergeordneten Ganzen. Sein Bestreben war, die
Eisenbahntechnik fortzuentwickeln und den Dialog zwischen Wissenschaft, Industrie
und Bahn zu fördern.
So war es fast selbstverständlich, dass er neben seiner leitenden Tätigkeit in der
Bahnabteilung der AEG als Hochschullehrer an der Ausbildung des Nachwuchses
mitwirkte, als Prüfer beim Oberprüfungsamt tätig wurde, die Deutsche
Maschinentechnische Gesellschaft (DMG) wieder zum Leben erweckte und leitete und
als Mitherausgeber und Autor die Zeitschrift „ZEV+DET Glasers Annalen –
Die Eisenbahntechnik” über Jahrzehnte prägte und zu internationalem Ansehen
führte. Mit der ihm eigenen Genauigkeit und Leidenschaft und seiner Abneigung gegen
jede oberflächliche Aufgabenerledigung verstand es Gerhard Krienitz, im Berufsleben
erfolgreich Karriere zu machen und auch unter seinen Konkurrenten gute Freunde zu
gewinnen. Selbst voller Aktivität und Vitalität, umsorgte er aufopferungsvoll über
Jahre seine körperlich geschwächte Frau.
Am 7. Juni 1996 verstarb Gerhard Krienitz nach kurzer Krankheit in seiner Wahlheimat
Berlin, in seiner Geburtsstadt München fand er seine letzte Ruhestätte.
Testamentarisch vermachte er der DMG-Stiftung einen größeren Geldbetrag. Die Stiftung
trägt seither den Namen DMG-Krienitz-Stiftung.
Die Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft (DMG), die ihrem langjährigen Vorsitzenden
und Ehrenvorsitzenden ideell und materiell so viel verdankt, behält ihn als starke
Persönlichkeit, liebenswerten Menschen und begeisterten Eisenbahningenieur in
Erinnerung und ehrt sein Andenken.
Werner Sutor
(1915 — 2004)
Werner Sutor wurde am 19. September 1915 in Hamburg
geboren. Sein Vater, der Kaufmann und Bankier Max Heinr. Sutor, gründete am 10.3.1921 eine
nach ihm benannte Privatbank mit dem Hauptgeschäftsbereich „Vermögensverwaltung”.
Nach dem Abitur 1936 auf dem Realgymnasium des Johanneums begann Werner Sutor ein Jurastudium,
das er aber wegen des Kriegsbeginns nicht zu Ende führen konnte. Während seiner militärischen
Ausbildung erlitt er jedoch einen Gehörschaden, der zu Schwerhörigkeit und der Entlassung aus
dem Militärdienst führte. Da sein Vater dringend Unterstützung im Bankgeschäft brauchte, arbeitete
er seit ca. 1940/41 in der Bank, in die er 1957 als oHG-Gesellschafter eintrat.
Etwa 1939/40 wurde er Mitglied im „Verein für Hamburgische Geschichte” und organisierte
erstmals 1941 einen Vereinsausflug. Seit dieser Zeit war sein ganzes Leben von der ehrenamtlichen
Arbeit für Vereine und Stiftungen geprägt. Schon 1943 übernahm er die Kassenverwaltung von drei
Stiftungen, unter anderem der „Vaterstädtischen Stiftung” (Altenheime und Altenwohnungen),
deren Vorsitzender er 1956 wurde. Nachdem 1943 das elterliche Haus durch Bombenangriffe zerstört
worden war, begann Werner Sutor bereits 1946 mit dem Bau eines kleinen Behelfsheims, das in den
folgenden Jahrzehnten zu einem Einfamilienhaus ausgebaut wurde, in dem er mit seinen Eltern und
anfangs noch mit der Schwester wohnte.
Während dieser Jahrzehnte setzte sich Werner Sutor stets für diverse Stiftungen und Vereine ein,
stand als ehrenamtlicher Mitarbeiter zur Verfügung und half bei Neugründungen. So war er z. B.
Gründungsmitglied und als Schatzmeister Vorstandsmitglied der 1988 in Hamburg gegründeten
„Gustav Mahler Vereinigung e. V.”, eines Vereins, der das künstlerische
Schaffen Gustav Mahlers pflegt und einem breiteren Publikum näherzubringen sucht.
1983 gründete Werner Sutor zusammen mit seiner Schwester Clara Sutor die „Sutor-Stiftung”,
aus deren Erträgen wissenschaftliche Aufgaben im Bereich Architektur, Medizin und Technik gefördert
werden. Gerade mit den Bereichen Architektur, Schiffbau und Fahrzeugbau (insbesondere Eisenbahn) hat
sich Werner Sutor sehr viel beschäftigt und immer wieder betont, dass er eigentlich viel lieber
Ingenieur als Bankier geworden wäre.
Bei den vielen Reisen, die er für den „Verein für Hamburgische Geschichte” organisierte bzw.
die er als Privatmann unternahm, konnte er auch seinem Hobby des Fotografierens nachgehen. Und wenn
es die Zeit erlaubte, war er während der Segelsaison mit seiner Jolle auf der Alster oder mit seinen
Freunden aus dem „Norddeutschen Regattaverein” in den dänischen Gewässern zu finden. Bis
ins 88. Lebensjahr kam Werner Sutor jeden Tag ins Kontor seiner Bank, um seine Korrespondenz
zu erledigen. Aus dem Tagesgeschäft hatte er sich seit einigen Jahren weitgehend zurückgezogen. Kurz
vor seinem Tod am 1. August 2004 errichtete er das Testament, das zur Gründung der „Werner
Sutor Gedächtnis-Stiftung” führte und diese zu seiner Alleinerbin berief.
Aufgabe der Stiftung ist die Förderung der technischen Wissenschaften im Bereich Bahnverkehr und
Schiffbau. Zu diesem Zweck werden die Erträge der Stiftung gemäß dem Willen des Stifters zur Durchführung
gemeinnütziger Vorhaben der DMG und der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt verwendet.
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