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Laudatio für Dr. Huber
 
Rede von Herrn Dipl.-Ing. Bernd Rockenfelt auf der DMG-Jahrestagung in Frankfurt am Main am 23. Okt. 2015 anlässlich der Verleihung der Beuth-Ehrenmedaille
 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Laudatio für den Preisträger der Beuth-Ehrenmedaille zu halten, ist für mich eine große Ehre. Handelt es sich dabei doch um einen Kollegen, den ich seit über 46 Jahren kenne. Den Namen verrate ich Ihnen noch nicht. Ich nenne ihn zunächst „Mister X”.

Eine kurze Anekdote, wie ich ihn kennengelernt habe: Als ich im Herbst 1968 als Bundebahnbaureferendar im BZA München war, durfte ich einmal an einer Sitzung der Dezernenten teilnehmen. Bei der Diskussion zur Leistungsfähigkeit eines neuen elektrischen Triebfahrzeugs fragte der damalige Präsident Dr. Lehmann, wie lange man damit von A nach B braucht. Da antwortete Mister X: „Ein normaler Lokführer braucht dafür 10 Minuten, Herr Präsident. Wenn ich fahre, sind es nur 8 Minuten”. Damals dachte ich mir, diesen „Kerl” musst du dir merken. Ich wusste noch nicht, dass wir später gute Freunde werden sollten.

Zunächst kurz zu seinem Lebenslauf: Er wurde 1938 in Schorndorf (Bayern) geboren. Nach dem Abitur am Alten Realgymnasium in München studierte er an der TH München Elektrotechnik. Es folgten Referendarzeit bei der BD München und 2. Staatsexamen. Von 1965 bis 1972 war er Versuchsleiter und Mitarbeiter im Dezernat für elektrische Triebfahrzeuge im BZA München. Parallel dazu absolvierte er von 1967 bis 1970 ein arbeits- und wirtschaftswissenschaftliches Aufbaustudium an der TU München, das er 1970 mit der Diplomhauptprüfung abschloss. Die Diplomarbeit trug den Titel „Probleme der Automation von Steuerungstätigkeiten”. Das Thema stammte von Prof. Dr. med. Wolf Müller-Limmroth. Es ging dabei um die physische Leistungsfähigkeit des Führers schneller Schienentriebfahrzeuge.

Weitere Stationen waren: Vorstand des Maschinenamtes Kempten und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hauptverwaltung der DB in Frankfurt. 1976 bis 1978 war er für eine Forschungsarbeit beurlaubt. Dabei ging es um „Beanspruchung bei der Belastung durch Informationsverarbeitung von DB-Triebfahrzeugführern in unterschiedlichen Einsatzbereichen”. Diese Arbeit sollte seine weitere berufliche Tätigkeit wesentlich beeinflussen. Die Aus- und Fortbildung der Triebfahrzeugführer war ihm stets ein besonderes Anliegen. 1979 wurde er Dezernent für die Unterhaltung von Triebfahrzeugen und für die Lokführerausbildung bei der BD Nürnberg. Zusätzlich war er Leiter des dortigen Verkehrsmuseums. In diese Zeit fiel auch die Betriebserprobung der ersten Loks mit Drehstromantriebstechnik, der BR 120. 1985 wurde er Dezernent für alle Zugförderungsaufgaben einschließlich S-Bahn, auch Lokführerausbildung, in München. Neben seiner beruflichen Tätigkeit in Nürnberg und München konnte er 1984 seine Doktorarbeit abschließen. Er erhielt bei der Fakultät für Maschinenwesen der TU München im Mai 1985 den akademischen Grad eines „Dr.-Ing.”

Die Arbeit, die ihn über zehn Jahre beschäftigte, umfasst 255 Seiten mit 105 Abbildungen, mit 5 Anhängen und mit 309 Quellen. Diese Gründlichkeit entspricht seiner Wesensart. Sein Lieblingssatz dazu lautet: „Den Sachverhalt muss man mal aufbohren”.

Der Spitzname von Mister X in Fachkreisen lautet „Akademischer Lokführer”. Es gab in der Zeitschrift „Die Zeit” vom 4. Aug.1989 einen Artikel mit der Überschrift „Vorne ist kein Platz für Pufferküsser. – Von Loks und einem Traumberuf, der keiner mehr ist: Die Baureihe bestimmt das Prestige”. Darin steht u. a. folgender Satz: „Der Doktor fährt selber”. Nun kennen viele von Ihnen bestimmt seinen Namen:

es ist Dr. Klaus Huber.

Die meisten Berufsjahre arbeitete er auf dem Gebiet Zugförderung und im Bereich Traktion. Als sehr anerkannter Fachmann wurde er in viele Arbeitsgruppen berufen. Als Beispiele seien hier genannt: „Fahrdienstausschuss”, „Kombinationssignale” und „Neue Struktur für den Bereich Traktion”. Nach der Auflösung des Geschäftsbereichs Traktion übernahm er die Leitung des vielen bekannten Projektes „EBuLa”, Elektronischer Buchfahrplan und Verzeichnis der Langsamfahrstellen. Dies brachte eine große Erleichterung für die Lokführer, die Herrn Dr. Huber immer sehr am Herzen lagen. Im März 2002 trat er nach 40 Berufsjahren in den Ruhestand.

Dr. Klaus Huber hat sein Wissen in zahlreichen praxisnahen Veröffentlichungen niedergelegt, denn neben der Theorie war und ist ihm die Praxis besonders wichtig.

Dr.„Huber legte selbst Verwendungsprüfungen für viele unterschiedliche Baureihen ab. Er erwarb die Streckenkenntnis für die Hauptstrecken der Bahn. Oft fuhr er Züge selbst. Bei den Lokführern war er deutschlandweit bekannt.

Dr. Huber ist als Fachmann sehr gefragt. Seit dem Jahr 2000 ist er ein sehr engagiertes Mitglied des DMG-Ausschusses „Fortbildung”. Der Ausschuss „Fortbildung” kann dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiern. Herr Dr. Huber hat als „Betreuer” an allen 47 Einführungs- und Fachseminaren teilgenommen. Oft hat er auch die Leitung des Seminars mit großem Erfolg übernommen und selbst vorgetragen. Er vermittelte dabei praxisnah und anschaulich Kenntnisse zur Fahrdynamik, der Fahrzeitermittlung und zum Signalwesen. Man spürte deutlich seine Liebe zur Sache. So waren die Beurteilungen der Nachwuchsführungskräfte immer sehr positiv.

Herr Dr. Klaus Huber vertritt somit die Ziele, die Christian Peter Wilhelm Beuth sehr am Herzen lagen, die Aus- und Fortbildung. Viele sinnvolle Anregungen zur Ausgestaltung und Durchführung der DMG-Seminare stammen von Dr. Huber.

Er hat sich um die Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft in besonderer Weise verdient gemacht, daher verleiht die DMG Herrn Dr.-Ing. Klaus Huber in Würdigung und dankbarer Anerkennung seiner besonderen Verdienste für die Betriebserprobung moderner, elektrischer Triebfahrzeuge, die sachgerechte Aus- und Fortbildung der Triebfahrzeugführer und für seinen verdienstvollen Einsatz für die Ziele und Aufgaben der DMG, insbesondere auf dem Gebiet der Fortbildung der technisch-wissenschaftlichen Nachwuchskräfte als sehr engagiertes Mitglied des DMG-Ausschusses „Fortbildung” die Beuth-Ehrenmedaille.
 

Ehrenmedaillenträger Dr. Huber
 
Dr.-Ing. Klaus Huber mit der Verleihungsurkunde,
links der Erste Vorsitzende der DMG, Dr.-Ing. Matthias Krug,
rechts der Laudator Dipl.-Ing. Bernd Rockenfelt
 
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