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Laudatio für Dipl.-Ing. Udo Knau |
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(Die Laudatio anlässlich der am 15.10.2004 erfolgten Verleihung der
Beuth-Ehrenmedaille an Herrn Dipl.-Ing. Udo Knau wurde veröffentlicht
in dem Aufsatz |
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Güldenpenning, Axel: Jahrestagung 2004 der DMG in Essen ZEVrail Glasers Annalen 129 (2005) Nr. 1/2, S. 6-15, insbes. S. 12-14. |
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Die nachfolgende Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Georg Siemens Verlag GmbH & Co. KG, Berlin.) | |
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In seiner Laudatio auf Herrn Knau schilderte Herr Dipl.-Ing. Johann Peter Blank, ehemals Präsident des Bundesbahn-Zentralamts Minden, dessen beruflichen Werdegang und Verdienste. Herr Udo Knau hat sich als Elektrotechniker bald nach seinem Eintritt bei der DB im Jahr 1958 intensiv für die Elektrotechnik und später Elektronik in Schienenfahrzeugen eingesetzt, wozu Heizung, Belüftung und Beleuchtung gehören. Heute hat sich das Gebiet erheblich erweitert. Im Rahmen seiner beruflichen Laufbahn hat er natürlich die Stationen Betriebsmaschinendienst und Werkstättendienst abgeleistet und auch den Posten des Amtsvorstands eines Maschinenamtes erfolgreich wahrgenommen. Seine wesentliche Aufgabe war ab 1966 „Beleuchtung, Heizung und Lüftung, später Klimatechnik der Reisezuwagen” einschließlich deren Energieversorgung sowohl über die Zugsammelschiene als auch mit Dampf. Hilfsarbeiter, wie das damals hieß, Hilfsdezernent und Dezernent im Dezernat 45, später 33, im Bundesbahn-Zentralamt (BZA) Minden waren seine Funktionen, wobei er es sehr geschickt verstand, seine Mitarbeiter zu motivieren und als Leiter eines Teams zu führen. Was Herrn Knaus Leistung für die DB, für die europäischen Eisenbahnen und darüber hinaus ausmacht, sei hier an einigen Beispielen dargelegt: Er hat bei der Weiterentwicklung der damals noch recht neuen Bauart der 26,4 m langen Schnellzugwagen mitgewirkt, die bald darauf als UIC-Einheitsbauart zur Norm wurden. Damals hatten diese Wagen noch Warmwasserheizung. Einige bekamen bei der elektrischen Heizung eine einfache Mehrspannungsausführung, damit sie auch auf fremden Netzen fahren konnten. Später kam der Umbau der Nahverkehrswagen verschiedener Bauarten hinzu, besonders der „Silberlinge”, die neben der Dampfheizung auch elektrische Heizkörper erhielten. Bald kamen wieder Neubauwagen ins Gespräch. Herr Knau wirkte bei der Entwicklung und Beschaffung der klimatisierten Sitz- und Speisewagen 1. Klasse als Rheingoldwagen sowie der TEE- und IC-Wagen entscheidend mit. Dabei hatte er bei verschiedenen Ausrüstungsteilen erhebliche Widerstände zu überwinden, weil er in der Erkenntnis der Notwendigkeiten manchmal bei den Kollegen vom Betrieb zu viele Bedenken ausräumen musste. Ihm oblag die Federführung bei der Gestaltung der elektro- und heizungstechnischen Einrichtungen der S-Bahn-Wendezug-Wagen für das Ruhrgebiet und später auch Nürnberg. Herr Knau führte die Regie bei der Gestaltung der elektro- und heizungstechnischen Einrichtungen der klimatisierten Sitzwagen 2. Klasse sowie der Speisewagen für den IC-Verkehr. Wegen der Klimaanlagen hatte er viele Störungen zu vertreten, als in einem Sommer, wie dem vorigen, häufig Anlagen ausfielen, da die Leistung der Anlagen für solche Beanspruchungen nicht ausreichte. Durch konstruktive und betriebliche Maßnahmen wurde das aber weitgehend behoben. Ungereinigte Rückkühler spielten dabei eine nicht geringe Rolle. Unter Herrn Knaus Regie konnte bei den vorgenannten Neuentwicklungen ein modulares Konzept für die Energieversorgungsanlagen geschaffen werden, damit die Reisezugwagen national und international eingesetzt werden konnten. Er stellte für die Klimaanlagen von Wasser auf Luft als Energieträger um. Diese waren zunächst als Zweikanalanlagen konzipiert, die später zu Einkanalanlagen verbessert wurden. Bei letzteren konnte die gekühlte Luft vor dem Austritt in den Fahrgastraum bei Bedarf elektrisch nachgeheizt werden. Herr Knau vertrat damals die Vorstellung, am besten jeden Platz einzeln zu klimatisieren, weil man es sonst niemals allen Reisenden recht machen könnte. Ein großer Fortschritt war der Übergang von der Gleichstrom- zur Drehstrom-Antriebstechnik bei den Maschinen der Klimaanlagen. Für den reibungslosen Betrieb und die bessere Möglichkeit, auf Kundenwünsche einzugehen, gestaltete und vereinheitlichte er die Schalttafeln zur Diagnose und zur Behebung von Fehlern durch das Zugbegleitpersonal schon vor der Einführung der elektronischen Diagnosetechnik. Besonders hervorzuheben ist sein Einsatz, um diese neue Technik bei den neuen Fahrzeugen durchzusetzen und einzubauen. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Gestaltung der klima- und elektrotechnischen Einrichtungen der ICE-Mittelwagen, um die bisherigen guten Erfahrungen in diese modernsten Fahrzeuge einfließen zu lassen. Ein besonderes Anliegen war Herrn Knau eine sehr gute Zusammenarbeit und ein intensiver Erfahrungsaustausch mit allen deutschen und möglichst auch ausländischen Zulieferern der von ihm als Bauart zu betreuenden Einrichtungen. Er arbeitete sehr gut mit dem Werkstättendienst der DB zusammen. Hier wäre als Beispiel die sehr gute Kooperation und der intensive Erfahrungsaustausch mit den Werkstätten hervorzuheben, der als vorbildlich und besser als in vielen anderen Bereichen der Wagentechnik anzusehen ist. Sein umfassendes Wissen und seine Erfahrungen in seinem Arbeitsfeld hat er auf dem wichtigen Gebiet des Zusammenwirkens mit den Triebfahrzeugen eingesetzt. Durch zahlreiche Veröffentlichungen in eisenbahntechnischen Fachzeitschriften ist er hervorgetreten, in denen er seine konzeptionellen Vorstellungen und deren Umsetzung immer wieder zur Kenntnis gebracht hat. Auch noch als Pensionär hat ihn diese Aufgabe nicht ruhen lassen. So hat er in einem Beitrag in Heft 4/1997 von „ZEV + DET Glasers Annalen” zum Abschluss des Normungsverfahrens für Spannungstoleranzen und vor allem Spannungsspitzen in den Fahrleitungen der Gleichstromnetze und damit auch in der Zugsammelschiene noch einmal kritisch Stellung genommen. Herr Knau hat regelmäßig an den DMG-Tagungen teilgenommen, nachdem er dieser Gesellschaft schon sehr frühzeitig beigetreten war. Seine Tätigkeit beschränkte sich nicht nur auf die Deutsche Bundesbahn, sondern besonders auf den internationalen Eisenbahnverband UIC und das internationale Eisenbahnversuchs- und Forschungsamt ORE. Er war Präsident der UIC-Arbeitsgruppe 5R, und damit viele Jahre verantwortlich für die Erstellung neuer und die jährliche Aktualisierung vorhandener Merkblätter auf diesem Gebiet mit rasanter technischer Entwicklung bei |
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Bei diesen Aufgaben waren die Energieversorgung im Dieselbetrieb und die Einführung eines europaweit einheitlichen Zugbussystems Aufgaben, die sicher mehr Anerkennung durch das Unternehmen DB verdient hätten. Herr Knau verstand es, die Interessen der DB und damit gleichzeitig der deutschen Bahnindustrie geschickt durchzusetzen, was verständlicherweise nicht immer ohne Konflikte gelang, aber stets auf freundschaftlicher Basis geschah. Aus dieser Zeit hat er noch heute gute Kontakte zu seinen ausländischen Kollegen. In Veröffentlichungen zu den Hemmnissen im grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr und auch in entsprechenden Verlautbarungen der Europäischen Kommission wird noch heute die mangelhafte Harmonisierung der Bahnsysteme moniert. Man ignoriert dabei, dass diese Hemmnisse im Wesentlichen die elektrische Traktion betreffen. Zu Zeiten des Dampflokbetriebs mit beschränktem Aktionsradius bestand bis weit in das 20. Jahrhundert kaum eine Notwendigkeit zur Vereinheitlichung – heute sagt man dazu Interoperabilität. Entsprechende Schwierigkeiten bestehen sonst eigentlich nur im Signal- und Sicherungswesen, also auch auf einem elektrotechnischen Gebiet. Anders war es bei den Reisezug- und Güterwagen, bei denen die Vereinheitlichung erfolgreich realisiert worden ist. Hier müssen die hervorragenden Leistungen der in den Gremien des ORE (ERRI) und der UIC – auf deutscher Seite vornehmlich aus dem BZA Minden – tätigen Eisenbahningenieure auch einmal hervorgehoben werden. Die Herren haben sich jedes Jahr in internationalen Sitzungen für den Erhalt des bereits 1887 in der ‚Technischen Einheit’ (TE) verbindlich vereinbarten freizügigen Einsatzes von Reisezug- und Güterwagen in lokomotivbespannten Zügen innerhalb Europas und im angrenzenden Asien eingesetzt. Diese Bemühungen werden leider kaum einmal gewürdigt. Im Blick auf die Hochgeschwindigkeitszüge übersieht man, dass heute im grenzüberschreitenden Verkehr hochmoderne, klimatisierte Reisezugwagen in freizügiger Verwendung keine Probleme verursachen. Die dabei erreichte Kompatibilität der gegenüber mechanischen wesentlich komplizierteren elektrotechnischen Fahrzeugkomponenten im Zugverband haben wir nicht zuletzt dem hohen internationalen Engagement von Herrn Knau zu verdanken. Als langjähriger Präsident des BZA Minden und über acht Jahre mit der Präsidentschaft des ORE (ERRI) Beauftragter könne der Laudator die hervorragenden Leistungen der deutschen Eisenbahningenieure wohl beurteilen, welche von Herrn Knau und zahlreichen anderen Mitarbeitern erbracht wurden und unter nicht einfacher gewordenen Bedingungen auch heute noch geleistet werden. Erwähnenswert sei schließlich die sehr gute Zusammenarbeit von Herrn Knau mit seinen Kollegen von der Deutschen Reichsbahn (DR) schon viele Jahre vor der Wende und bei der Zusammenführung der beiden deutschen Bahnen nach der Wende. Nach dem Drängen der Europäischen Kommission zur wirksamen Beteiligung der Bahnindustrie an der Weiterentwicklung der eisenbahntechnischen Regelwerke und zur Intensivierung der Normungsaktivitäten in den dafür eingerichteten Arbeitsgremien vom Comité Européenne de Normalisation (CEN) und vom Comité Européenne de Normalisation Electrotechnique (CENELEC) kann hier ganz im Sinne von Herrn Knau sicher noch mancher Fortschritt für die Kooperabilität der Reisezugwagen geschaffen werden. Kurzum: Herrn Knaus berufliche Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen. Dazu soll ihm heute die verdiente Anerkennung ausgesprochen werden. Die DMG verleiht deshalb Udo Knau die Beuth-Ehrenmedaille.
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