[HomeArchivBeuth-Ehrenmedaille 2012Laudatio für Dr. jur. Eckart Lehmann] |
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Laudatio für Dr. Lehmann
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(Die Laudatio anlässlich der am 26.10.2012 erfolgten Verleihung der
Beuth-Ehrenmedaille an Herrn Dr. Lehmann wurde im Organ der DMG veröffentlicht
in dem Aufsatz |
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Güldenpenning, Axel: Jahrestagung 2012 der DMG in Potsdam ZEVrail 137 (2013) Nr. 1/2, S. 22/37, insbes. S. 35/37. |
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Die nachfolgende Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Georg Siemens Verlag GmbH & Co. KG, Berlin.) | |
Inhalt der Rede von Herrn Dr.-Ing. Wolfgang Schlosser auf der DMG-Jahrestagung in Potsdam am 26. Okt. 2012 anlässlich der Verleihung der Beuth-Ehrenmedaille |
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Herr Dr. Schlosser wies einleitend darauf hin, dass er zunächst nicht verraten wolle, wer denn der Laureat seiner Ausführungen sei. Der zu Ehrende sei im Jahre 1945 in Jena geboren worden, habe dann sein Abitur in München gemacht und danach Jura in Freiburg studiert und dieses Studium im Jahre 1969 mit seiner Promotion abgeschlossen. Noch im gleichen Jahre habe er seine Frau Verena geheiratet. 1969 sei übrigens ein ganz wichtiges Jahr gewesen, gekennzeichnet unter anderen durch die erste Mondlandung mit Apollo 11, den Jungfernflug des Überschallverkehrsflugzeuges Concorde, den Rücktritt von Charles de Gaulle und das Woodstock-Festival der US-amerikanischen Hippiebewegung. Von 1970 an lebte das junge Paar in München-Schwabing und dann in Nymphenburg. In dieser Zeit habe der Laureat ein Praktikum bei Staranwalt Bossi in München absolviert. Von 1972 bis Ende 1973 habe er seine berufliche Tätigkeit bei der Firma Standard Elektrik Lorenz begonnen. Im Jahre 1974 sei er als Kaufmännischer Geschäftsführer zur Ringfeder GmbH, Uerdingen, ins Rheinland gewechselt. Ringfeder war zu dieser Zeit Hersteller von Pufferfedern und Anhängerkupplungen für Nutzfahrzeuge. Er erkannte, dass die Fertigung nicht mehr zeitgemäß und kostengünstig war, insbesondere die aufwendige Herstellung von Schmiedeteilen. Um das Unternehmen weiter international wettbewerbsfähig zu halten, gelang es ihm, die Schmiede zu schließen, ohne dass durch diese Maßnahme Mitarbeiter freigestellt wurden. 1977 wechselte er als Kaufmännischer Leiter und Mitglied der Geschäftsführung zur Waggonfabrik Talbot in Aachen. Seinen Wohnsitz verlegte er 1978 von Düsseldorf ebenfalls nach Aachen. Die Waggonfabrik Talbot deckte damals fast den gesamten Bedarf an Schienenfahrzeugen der Niederländischen Staatsbahn (NS) ab, wie Nahverkehrszüge, Intercityzüge mit Elektro- oder Dieselantrieb, Doppelstockwagen und Güterwagen. Unter seiner Leitung gelang es auch, den größten Auftrag an Intercityzügen der NS zu gewinnen. Vorausschauend erkannte er schon Ende der siebziger Jahre, dass die Entlastung der Straße besonders durch einen modernen Güterverkehr erreicht werden könnte. Er setzte sich deshalb vehement für die Entwicklung und den Bau von schnellen, geräuscharmen Güterwagen ein. So entstanden die heute nicht mehr wegzudenkenden Wagen für den kombinierten Verkehr von Schiene und Straße, das heißt Schienenfahrzeuge, die problemlos ganze LKW's mit Sattelanhänger, Container oder Auflieger transportieren können. Ebenso veranlasste er den Bau eines geräuscharmen Güterwagen-Drehgestells mit Gummirollfedern, das wahlweise mit Scheibenbremsen für hohe Geschwindigkeiten bis 160 km/h ausgerüstet werden kann. Der Beginn seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH, dem Weltmarktführer für Bremssysteme für Nutzfahrzeug- und Schienenfahrzeugbremsen, war geprägt durch die erste Stufe der Bahnreform bzw. die Entwicklung und Beschaffung einer großen Anzahl völlig neuer Fahrzeugtypen für den Hochgeschwindigkeitsverkehr, Regionalverkehr, S-Bahn-Verkehr und Güterverkehr. Durch die Gründung von Systemhäusern ergaben sich auch gravierende Änderungen für die Geräte- und Komponentenlieferanten. Von nun an waren anstelle von Gerätelieferungen neue, in die Fahrzeuge integrierte, umweltfreundliche und kostengünstige Subsysteme zu entwickeln. Auf Grund des hohen technischen Verständnisses des Laureaten – das Denken in Gesamtsystemen, das Wissen über die Bedürfnisse des Betreibers, seiner profunden Kenntnisse über die Eisenbahntechnik und nicht zuletzt wegen des ihm eigenen diplomatischen Geschicks – konnten die Vorstellungen der Systemhäuser beim Bremssystem zur vollsten Zufriedenheit aller beteiligten Parteien realisiert werden. Diese Fahrzeuge bildeten in den folgenden Jahren und Jahrzehnten auch die Basis für die großen Exporterfolge der Schienfahrzeughersteller in Deutschland. 1998 wechselte der Laureat dann auf eigenen Wunsch zu der Familiengesellschaft AAE. Bis zu seinem Eintritt war die Firma geprägt durch stetes Wachstum, volles Risiko und vollen Erfolg. Dann sei die Krise im Transportmarkt gekommen, die bewirkt habe, dass 6 Monate lang keine neuen Mietverträge abgeschlossen wurden. Aber auch diese Feuertaufe habe er gemeistert und habe Geld bei Banken und Aktionären beschafft. Er habe mit Unterstützung der vorhandenen Führungsmannschaft das Risikomanagement aufgebaut und die AAE auf sichere Beine gestellt. Die Mannschaft war von seiner Detailkenntnis verblüfft und schätzte seine Fähigkeit, sowohl „bottom up” wie auch „top down” denken zu können. Der Zusammenschluss von Volkswirtschaften zu Wirtschaftsräumen und die immer stärker voranschreitende Globalisierung stellte an die Manager von international tätigen Firmen hohe Anforderungen, da es jetzt geradezu lebensnotwendig wurde, regionale wirtschaftliche und politische Entwicklungen in diesen Ländern vorauszusehen und zu bewerten. Bei der Gründung von Tochtergesellschaften oder Joint Ventures benötigte man, neben der notwendigen Finanzkraft, Geduld, Toleranz und Akzeptanz gegenüber Menschen aus anderen Kulturkreisen sowie größtes Fingerspitzengefühl im Umgang mit politischen Stellen und Entscheidungsträgern. Seine Mitarbeiter berichten übereinstimmend, dass er immer ansprechbar war, und zwar nicht nur in geschäftlichen Belangen, sondern auch bei privaten Sorgen und Nöten. Als Vorgesetzter setzte er klare und gut durchdachte Ziele, deren Einhaltung er konsequent überwachte, um bei Abweichungen zu korrigieren und zu unterstützen. Dabei habe er stets das notwendige Augenmaß gewahrt und er habe versucht, unnötige Härten zu vermeiden. Wenn eine scheinbar ausweglose Situation eingetreten war, habe er immer die helfende und vermittelnde Hand gereicht. Ein Weggefährte des Laureaten habe ihm noch einen Satz mitgegeben: Er habe ja gemerkt, dass der Laureat von der Firma Ringfeder zu Talbot dann zu Knorr-Bremse und dann noch zur AAE gewechselt habe. Die Zumutung, Bester hinter dem Ersten zu sein, konnte er schlecht ertragen. Er denke, das habe der Laureat sehr gut gemacht. In allen Firmen, in denen er tätig war, hat er sowohl in der Technik als auch in der Firmenstruktur Weichen gestellt, die diese Firmen dann hinterher sehr positiv entwickelt haben und deren Früchte die Nachfolger ernten konnten. Diese Unternehmen seien noch heute weltweit am Markt erfolgreich und er denke, das sei mit Verdienst des Laureaten und mit ein Grund, dass er heute die Beuth-Ehrenmedaille bekomme. Herr Dr. Krug werde nun die eigentliche Ehrung vornehmen und den Namen des Laureaten verraten, wenn es die Zuhörer nicht schon alle wüssten. Danach nahm Herr Dr. Krug die Verleihung der Beuth-Ehrenmedaille vor und verlas nachfolgenden Text: „Die Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft (DMG) – Forum für Innovative Bahnsysteme –
verleiht Herrn Dr. Eckart Lehmann in Würdigung und dankbarer Anerkennung seiner besonderen Verdienste
und seiner außergewöhnlich umfassenden Kenntnisse der gesamten Schienenfahrzeugindustrie und
für die Anregung und Umsetzung von innovativen Konzepten bei der Entwicklung und der Fertigung von modernen
Schienenfahrzeugen und deren Komponenten die Beuth-Ehrenmedaille.” |
Dr. Eckart Lehmann nimmt die Beuth-Ehrenmedaille und die Verleihungsurkunde entgegen. (von links nach rechts: Dr. Eckart Lehmann, Dr. Matthias Krug) |
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