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Laudatio für Prof. Dr. techn. Klaus Rießberger
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Inhalt der Rede von Herrn Dr. Hans M. Schabert auf der DMG-Jahrestagung in Freiburg/Brsg. am 14. Okt. 2011 anlässlich der Verleihung der Beuth-Ehrenmedaille |
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Sehr geehrter Herr Prof. Rießberger,
lieber Klaus, vor einigen Wochen bekam ich einen Anruf vom Ersten Vorsitzenden der DMG, Herrn Dr. Breinl, mit dem Hinweis, Du würdest in diesem Jahr die Beuth-Ehrenmedaille bekommen. Ehrlich gesagt hat mich dies nicht verwundert! Sehr verwundert hat mich dagegen die Anfrage, ob ich die damit verbundene Laudatio übernehmen würde – als Dein Freund und langjähriger Bekannter habe ich sehr schnell und gerne zugesagt. Jedoch muss ich gestehen, je länger ich mich mit Deinem Lebenslauf beschäftigt habe, umso mehr Respekt habe ich vor Deiner Lebensleistung bekommen und umso mehr fühlte ich mich geehrt, dass gerade ich hier und heute diese Laudatio vortragen darf! Zunächst einige Daten aus dem Leben von Klaus Rießberger: |
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Um diese nüchternen Daten mit Leben zu füllen, möchte ich den heute zu Ehrenden unter vier
verschiedenen Blickwinkeln näher charakterisieren, und zwar als Mensch, als Techniker,
als Unternehmer und als Bürger Österreichs. Der Mensch Klaus Rießberger Klaus Rießberger kam an einem Sonntag zur Welt, das hat sich bis heute in seinem sonnigen Gemüt eingeprägt. Ebenso prägend war offensichtlich auch die Ausbildung seines Vaters, der an der TH Wien Maschinenbau studiert hat, sowie insbesondere seines Großvaters, der einer der bekanntesten Professoren der Technischen Technologie seiner Zeit an der TH Wien war. Ganz nebenbei sei erwähnt, dass dieser Großvater etliche Patente im Bereich Dampflokomotiven innehatte. Im Alter von 9 Jahren bekam Klaus Rießberger endlich zu Weihnachten eine elektrische Eisenbahn geschenkt. Das wurde auch höchste Zeit, denn an den auf Gehsteigen mit Kreide aufgezeichneten Gleisen und Holzstückchen als Züge waren seine damaligen frühen Überlegungen zum Radaufstandspunkt nur theoretischer Natur, in keinem Falle jedoch praktisch zu verifizieren. ln Gmunden besuchte er das Gymnasium und lernte seine heutige Frau Hannelore kennen, 7 Jahre später wurde geheiratet. Allerdings scheint ihn ihr schon erteiltes Doktorat der Medizin – er war noch wissenschaftliche Hilfskraft – zeitlich durchaus unter Druck gesetzt zu haben. Nach dem 1970 erlangten Doktorat mit Auszeichnung hegte er den Wunsch, mit seinen Kenntnissen und Fähigkeiten in der Industrie Geld zu verdienen. ln der jungen und im Aufbau befindlichen Firma Plasser & Theurer fand er seine erste Arbeitsstelle. Der heute 81-jährige Dr. Theurer war damals 41 Jahre alt und er war 29. Nach einer Anregung von Prof. Klugar, seinem Vorgänger an der TU Graz, verfasste Klaus Rießberger 1979 eine Übersichtsarbeit über seine vielfältigen internationalen Veröffentlichungen als Habilitationsschrift und qualifizierte sich somit für eine Hochschulkarriere. Diese begann 1984 mit der Berufung als Professor an die TU Graz und endete 2009 mit seiner Emeritierung. Zu Recht stolz sind Klaus Rießberger und seine Frau auf ihre gemeinsame Tochter, die neben Studium und Promotion Mutter von drei gesunden Kindern und Ehefrau in einer glücklichen Ehe ist. Und des Öfteren berichtet Klaus Rießberger mit Begeisterung von der Betreuung seiner Enkelkinder. Viel Glück im Unglück hatte Klaus Rießberger im Jahr 2010, als es bei einer gemeinsamen Fahrt mit seiner Frau und einem Enkelsohn mit dem Glacier Express in der Schweiz zu einer schweren Entgleisung kam, bei der es viele Verletzte und sogar eine Tote gab. Alle drei überstanden das Unglück nahezu unverletzt. Es wird berichtet, dass Klaus Rießberger nach dem ersten Schreck mit klarer, aber eindeutiger Stimme in dem entgleisten Waggon die Führung zur Bergung übernommen und die mitbeteiligten Fahrgäste in Sicherheit gebracht hat. Der Techniker Prof. Dr. techn. Klaus Rießberger Verehrte Zuhörer, ich erlaube mir vorab die Frage, ob Sie bemerkten, wie sorgsam ich die verschiedenen Titel des zu Ehrenden verwende. Dies hat einen österreichischen Hintergrund, den die folgende kleine Geschichte verdeutlichen soll. Bei einem meiner SGP-Antrittsbesuche in Graz war unter anderem der Landesbaudirektor zu besuchen. Prof. Rießberger – damals Aufsichtsrat der SGP – wurde dem jungen Vorstandsdirektor zur Begleitung und zur Wahrung höfischer – pardon österreichischer – Regeln als Begleiter und Zeremonienmeister zugeteilt. Wir standen beide vor dem Büro des höchsten Beamten der Steiermark und studierten dessen Titel: Dipl.-Ing. Dr. techn. (ich kann mich nicht mehr erinnern, ob er auch Prof. war), jedenfalls w. Hofrat für wirklicher Hofrat und Landesbaudirektor. Meine verzweifelte Frage: „Klaus, welcher ist nun der richtige Titel für die Anrede?” – Seine klare Antwort: „Junger Freund, Hofräte gibt es wie Sand am Meer, Landesbaudirektoren nur einen, alles klar?” Sollte diese kleine Geschichte in den richtigen und angemessenen Titel für den Techniker Klaus Rießberger übersetzt werden, dann würde dieser möglicherweise so klingen: |
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So weit die richtige Anrede. Zur Frage, ob Klaus Rießberger nun eigentlich Ingenieur oder
Wissenschaftler ist, sei wörtlich aus einer seiner Reden zitiert: „Ich nehme für mich nicht die
Schutzmarke Wissenschaftler in Anspruch, sondern bin mit Ingenieur ganz zufrieden.” –
Eine bescheidene Aussage, denn sein technischer Lebenslauf zeigt eine tief miteinander verwobene
Verbindung beider Disziplinen. Schon während seiner Promotion am Institut für Fördertechnik der TH Wien bekam Klaus Rießberger Kontakt zur Eisenbahntechnik. Seine Arbeit befasste sich mit den Seitenkräften auf einen Brückenkran mit einer Spurweite von 25 m, die im Falle nicht fluchtender oder ungleich großer Räder auftreten. Auch wenn die Spurweite noch nicht den üblichen 1.435 oder 1.520 mm der Eisenbahn entsprach, der Einstieg war jedenfalls geschafft. In den 12 Jahren als Entwicklungschef bei Plasser & Theurer in Linz sowie im Folgenden ab 1984 an der TU in Graz hat Klaus Rießberger die Entwicklung der Gleisbaumaschinen, der Drehgestelle, der eisenbahntechnischen Grundlagen zur Spurführungstechnik und viele betriebliche Fragestellungen rund um die Eisenbahn geprägt. Stellvertretend für seine rund 40 Patente und 150 Veröffentlichungen seien hier nur einige technische Höhepunkte erwähnt: |
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Der Unternehmer Klaus Rießberger Auch als Unternehmer hat sich Prof. Rießberger mit seinem Sachverstand einen internationalen Namen gemacht. Hierbei seien seine langjährigen Aufsichtsratsmandate bei der ehemaligen SGP, heute Siemens, in Wien und Graz sowie beim Weltmarktführer VAE in Zeltweg genannt. In eigener Sache war er ebenfalls aktiv. Es wurde schon erwähnt, dass er sich intensiv mit dem selbststeuernden Drehgestell der Bauart Scheffel beschäftigt hat. Die Weiterentwicklung und Vermarktung dieses bis heute einzigartigen Drehgestells hat er in die eigenen Hände genommen. Zu nennen ist auch sein Patent der Rahmenschwellen, das aus der jahrelangen Auseinandersetzung innerhalb der Deutschen Bahn zu Schotter-Oberbau versus Feste Fahrbahn entsprungen ist. Als Schottervertreter hat er eine neuartige Schwelle erfunden, die deutlich länger als die bisherigen Schwellen hält, weniger Instandhaltung braucht und deren Eignung in den Netzen der ÖBB, in Italien und USA nachgewiesen wurde. Die Vermarktung dieser Rahmenschwelle ist im Gange. Den einen oder anderen Schilling und Euro hat er mit seiner Tätigkeit als Gutachter verdient. Er ist immer dann besonders gefragt, wenn komplizierte und systemische Fragestellungen an der Schnittstelle Rad/Schiene zu beantworten waren und sind. Der Bürger Österreichs Prof. Rießberger Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie werden sich wundern, warum Prof. Rießberger zum Schluss auch noch als Bürger erwähnt wird. Dies geschieht bewusst, um aufzuzeigen, wie sehr er sich mit seinem Sachverstand in den Dienst der Allgemeinheit, hier ganz besonders in den Dienst seiner Heimat Österreich gestellt hat. Ab 1986 hat er sich für den Semmering-Basis-Tunnel engagiert, viele fachliche Vorschläge und Ausarbeitungen angefertigt. Als Vertreter des Landes Steiermark in der Semmering-Kommission hat er mit Leidenschaft an vielen hoch emotionsgeladenen öffentlichen, aber fachlich irrelevanten Diskussionen teilgenommen – im kleinen Kreise sprach er ernüchtert von nutzlosen Veranstaltungen. Eine ähnliche Rolle hat er bei dem Projekt Verbindung Graz-Klagenfurt mit dem zentralen Koralmtunnel übernommen, der sich zur Zeit in der Realisierung befindet. Und auch mit der Organisation und Durchführung der internationalen Grazer Schienenfahrzeugtagung – die im Übrigen im letzten Monat zum 40. Male stattgefunden hat – erweist er sich als Botschafter seines Landes und seiner Universität. Welche Ehre, von ihm als Referent für die Tagung ausgewählt zu werden. Seine Berufung in die Schienen-Control Kommission zur Regulierung von Wettbewerbsfragen in Österreich sei nur kurz erwähnt. Es wundert daher nicht, dass er mit vielfältigen Ehrenzeichen des Landes Steiermark und der Republik Österreich ausgezeichnet worden ist. Überliefert ist, dass immer er derjenige war, der stellvertretend für die Geehrten die Dankesworte gesprochen hat – der Kommunikator Klaus Rießberger, wie wir ihn kennen. Abschließend sei der Überzeugung Ausdruck verliehen, dass Prof. Rießberger der Eisenbahntechniker weltweit ist, der praktisch alle relevanten Personen der Eisenbahn persönlich kennt. Angefangen bei den Eisenbahnprofessoren, den Entwicklungsleitern der Industrie, den Führungskräften der Bahnen, den Industriellen. Alle schätzen seinen Rat und Sachverstand, freuen sich auf Diskussionen mit ihm. Er ist der systemisch denkende, in allen relevanten Disziplinen der Eisenbahnen beschlagene Ingenieur und Wissenschaftler, der die Grundlagen der Eisenbahn geprägt und gestaltet hat. Sehr geehrter Herr Prof. Rießberger, lieber Klaus, Du bist einer der ganz großen Eisenbahner – und seit heute ein mehr als würdiger Träger der Beuth-Ehrenmedaille. Wir alle gratulieren Dir sehr herzlich zu dieser Ehrung! |
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Verleihung der Beuth-Ehrenmedaille an Herrn Prof. Dr. techn. Klaus Rießberger (von links nach rechts: Dr.-Ing. Walter Breinl, Prof. Dr. Klaus Rießberger, Dr. Hans M. Schabert) |
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